Konzernweites Risikomanagementsystem
Jede Geschäftstätigkeit birgt Risiken, die die Erreichung der Unternehmensziele beeinträchtigen können. Unternehmerisches Handeln beinhaltet gleichwohl Risiken bewusst einzugehen, um Chancen zur Steigerung des Unternehmenswerts realisieren zu können. Nicht erkannte, berücksichtigte oder behandelte Risiken können die erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens gefährden.
Zur Identifikation und Steuerung von Risiken hat der Vorstand ein konzernweites System eingerichtet, um angemessen auf die aktuelle Risikolage durch ein rechtzeitiges, zielgerichtetes Eingreifen des Managements reagieren zu können. Mit diesem System wird sichergestellt, dass mögliche Risiken für die Unternehmensentwicklung frühzeitig angezeigt, deren Ausmaß transparent dargestellt werden und diese im Einklang mit der Risikotragfähigkeit sowie der durch den Vorstand definierten Risikotoleranz stehen. Dabei werden auch Extremrisiken behandelt, also solche Risiken, die eine sehr hohe Schadenswirkung entfalten können, deren tatsächlicher Eintritt aber sehr unwahrscheinlich ist. Neben der Meldung kritischer Markt- und Unternehmensentwicklungen, mit deren möglichen Auswirkungen auf die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage, fördert das Risikomanagementsystem das allgemeine Risikobewusstsein der Führungskräfte und Mitarbeiter, sodass Risikobewertungen bereits in die Entscheidungsfindung einfließen und frühzeitig Maßnahmen zur Minderung und Bewältigung von Risiken ergriffen werden.
Das bei Koenig & Bauer installierte Risikomanagementsystem berücksichtigt die sogenannte doppelte Wesentlichkeit. Das heißt, ergänzend zur Ermittlung und Bewertung der sich auf die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage auswirkenden Risiken (outside-in-Perspektive) werden vom konzernweiten Risikomanagementsystem auch solche Risiken systematisch erhoben, die von Koenig & Bauer ausgelöst, unterstützt oder geduldet auf die Umwelt oder Öffentlichkeit wirken (Inside-out-Perspektive).
Teil des Risikomanagements bei Koenig & Bauer ist insbesondere auch das Identifizieren von Chancen. Im Gegensatz zu Risiken werden diese jedoch nicht im nachfolgend beschriebenen Risikomanagementsystem erfasst, sondern die sich bietenden operativen und strategischen Chancen dokumentiert, bewertet und verfolgt im Rahmen des konzernübergreifenden Strategie- und Planungsprozesses. Eine Darstellung der wesentlichen Chancen finden Sie weiter unten im Chancenbericht.
Etablierter Risikomanagementprozess
Bei Koenig & Bauer besteht die Risikomanagement-Organisation aus der zentralen Risikokoordinationsstelle mit direkter Zuordnung zum Vorstand, den Risikoverantwortlichen in den Gesellschaften und Business Units sowie den Geschäftsführer:innen der in den Risikokonsolidierungskreis eingeschlossenen Konzerngesellschaften. Der Vorstand steuert das Risikomanagementsystem auf Konzernebene und wird dabei durch den Aufsichtsrat überwacht. Neben den produzierenden Einheiten erfasst das Risikomanagementsystem auch alle Vertriebs- und Servicegesellschaften. Die Risikoinventur mit den entsprechenden Berichten wird dezentral von den Risk-Ownern der operativen Einheiten halbjährlich durchgeführt. Die Vollständigkeit und Bewertung der Risiken werden abschließend durch die jeweilige Unternehmensleitung der operativen Einheiten überprüft.
Die wesentliche Erhebung erfolgt dabei basierend auf den Meldungen der verantwortlichen Führungskräfte (Bottom-up-Approach) und einem konzernseitig vordefinierten Katalog von angenommenen Basis-Risiken, die in den Gesellschaften zu bewerten sind (Top-down-Approach). Zudem werden projekt- und prozessbezogene Risiken bei den Verantwortlichen der wesentlichen strategischen Projekte und wertschöpfenden Prozesse erhoben.
Über die halbjährliche, konzernweite Erhebung der Risikosituation hinaus beinhaltet die Konzernrichtlinie die Verpflichtung zur ad hoc Meldung von Risiken, die einen definierten Threshold überschreiten. Zudem werden durch das Konzerncontrolling im Auftrag des Vorstands Impact-Analysen basierend auf definierten Szenarien für aktuelle exogene Situationen mit potenzieller Auswirkung auf die Auftragslage, Projektabwicklung und Konzernergebnis erstellt.
In der Konzernrichtlinie Risikomanagement sind das Instrumentarium, Prozesse, Erwägungen, Berichtswege sowie Risikokategorien dokumentiert. Neben den Vorschriften des Aktienrechts und den Deutschen Rechnungslegungsstandards basiert das Risikomanagementsystem der Koenig & Bauer-Gruppe auf Grundlagen und Modellen vom Institute of Internal Auditors (IIA) und Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission (COSO).
Systematischer Umgang mit Risiken schafft hohe Transparenz für vorausschauendes, zielorientiertes Handeln
Für eine weitergehende Steuerung von Risiken, wie Risikovermeidungs- und -reduzierungsmaßnahmen, wird als Risiko die negative Abweichung vom Erwartungswert definiert. Bei dieser Vorgehensweise werden sowohl Risiken systematisch erfasst, die bereits in die Unternehmensplanung einbezogen wurden, als auch die darüber hinausgehenden latenten Risiken, die nicht im Rahmen der Planung dargestellt werden.
Risiken werden in einer Nettobetrachtung um die bereits etablierten Risikobegrenzungsmaßnahmen reduziert und anschließend anhand nachvollziehbar beschriebener Szenarien nach Eintrittswahrscheinlichkeit und potenzieller Auswirkung auf das Konzernergebnis quantifiziert. Der zugrunde gelegte Beurteilungszeitraum erstreckt sich bis zum Ende des der Berichterstattung folgenden Geschäftsjahres. Eine systematische und einheitliche Bewertung von Risiken wird durch die standardisierte Vorgehensweise erreicht. Die quantitativ und qualitativ gebündelten Risiken, die einzeln einen Wert von 0,5 Mio. € und eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 10 % überschreiten, werden dem Vorstand übermittelt. Diese Risiken werden aggregiert in Risikogruppen anhand der untenstehenden Matrix sortiert und entsprechend der Kombination aus „Auswirkung auf das Konzernergebnis“ und „Eintrittswahrscheinlichkeit“ als gering, moderat oder bedeutend eingestuft. Eine besondere Aufmerksamkeit erhalten dabei Risiken mit einer hohen oder sehr hohen Auswirkung auf das Konzernergebnis oder mit einer möglichen oder wahrscheinlichen Eintrittswahrscheinlichkeit. Des Weiteren werden im Risikomanagementprozess auch Risiken, die bei vergleichsweise geringer Eintrittswahrscheinlichkeit sehr hohe Auswirkungen auf das Konzernergebnis entfalten können (sogenannte Extremrisiken), qualitativ betrachtet und gegebenenfalls notwendige Maßnahmen daraus abgeleitet.
Das Risikomanagementsystem wird durch das monatliche Konzernberichtswesen und die etablierten und weiterentwickelten operativen Steuerungselemente ergänzt. Weitergehende Informationen dazu finden Sie unter dem Abschnitt Planungs-, Steuerung- und Kontrollsystem im Berichtselement Grundlagen des Konzerns.
Das Risikofrüherkennungssystem nach § 91 Absatz 2 Aktiengesetz als Teil des vom Vorstand installierten Risikomanagementsystems wird jährlich vom Abschlussprüfer nach den gesetzlichen Vorschriften auf Angemessenheit und Implementierung geprüft und regelmäßig im Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats diskutiert. Die interne Revision überwacht das Meldeverfahren und prüft auf Plausibilität.
Darstellung der Risiken
Nachfolgend werden die wesentlichen Risiken beschrieben, denen sich der Konzern ausgesetzt sieht. Diese betreffen alle Segmente gleichermaßen, sofern keine spezielle Zuordnung erfolgt. Für die Konzernberichterstattung werden Einzelrisiken in Risikogruppen zusammengefasst, die wiederum in die Kategorien Geschäftsrisiken, finanzielle Risiken, operative Risiken und sonstige Risiken eingeteilt werden. Die Reihenfolge der Darstellung der Risikogruppen innerhalb der Kategorien folgt im nachfolgenden Bericht der auf Basis der Einzelrisiken errechneten Risikobewertung je Risikogruppe, wobei Risiken mit höherer Risikobewertung vor solchen mit geringerer Risikobewertung beschrieben werden. Die Risikobewertung ermittelt sich aus der Kombination der beiden Dimensionen „Auswirkung auf das Konzernergebnis“ und „Eintrittswahrscheinlichkeit“.
Geschäftsrisiken
Branchenrisiken
Das Branchenumfeld kann die Nachfrage nach Produkten sowie Services und damit die Geschäftsentwicklung der Koenig & Bauer Gruppe beeinträchtigen. Ein sich veränderndes Bestellverhalten von Kunden oder Innovationen bzw. Neupositionierung von Wettbewerbern können die Entwicklung und Profitabilität einzelner Geschäftsfelder unterschiedlich stark beeinflussen.
Die Kundenstruktur mit zumeist von politischen Entscheidungen abhängigen staatlichen Stellen erschwert die Planbarkeit des Wertpapiergeschäfts mit entsprechenden Risiken bezüglich Auslastung und finanziellen Aspekten. Trotz des in den nächsten Jahren erwarteten moderaten Wachstums der weltweiten Banknotenproduktion sind höhere Maschinenumsätze durch den hohen Marktanteil der Koenig & Bauer Gruppe limitiert.
Bei Bogenoffsetmaschinen und im Wertpapierdruck geben Wettbewerber oftmals erhebliche Preisnachlässe, die den Absatz von Produkten und die umfassende Durchsetzung der durch die Inflation der letzten Monate begründeten Preisanpassungen erschweren können. Koenig & Bauer erachtet dies dann als problematisch, wenn dadurch die Herstellungskosten nicht gedeckt werden. Solche Praktiken werden abgelehnt, da hier langfristige nachteilige Auswirkungen auf die Innovationskraft der Branche gesehen werden. Dieses Verhalten erhöht zudem den Druck auf die Zielerreichung bei Auftragseingang und bei der Rentabilität von Projekten. Weitere Risiken sind im potentiellen (Wieder)Eintritt von Wettbewerbern in von Koenig & Bauer adressierten Märkten zu sehen, was den Wettbewerbsdruck auf die Unternehmensgruppe erhöhen kann. Dies gilt insbesondere im asiatischen Raum, wo der Markt für Druckmaschinen aktuell am stärksten wächst und Wettbewerber Produktionsstätten errichtet haben oder gegebenenfalls planen, was ihnen erlauben könnte, gerade Maschinen für diesen Markt vergünstigt anzubieten. Die Koenig & Bauer Gruppe setzt auf zukunftsweisende Innovationen und höchste Qualitätsstandards, die an den deutschen und europäischen Produktionsstandorten verwirklicht werden. Strategie der Koenig & Bauer Unternehmensgruppe ist es, mit maßgeschneiderten Lösungen für ihre Kunden und der gleichzeitig forcierten weiteren Optimierung ihrer Strukturen und Herstellungskosten die Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität nachhaltig zu steigern. Ein aktives Darstellen bzw. Kommunizieren der technischen Vorteile ihrer Produkte und Dienstleistungen für den Kunden ermöglicht angemessene Aufschläge. Gleichzeitig unterstützen klare Vertriebsvorgaben und permanente Kontrollen die nachhaltige Preisgestaltung bei Neu- und Gebrauchtmaschinen.
Ab dem dritten Quartal 2023 ist es zu einem spürbaren Rückgang des Auftragseingangs gekommen, insbesondere im Bereich Sheetfed. Der Rückgang ist als Reaktion auf das überdurchschnittliche Bestellverhalten der Key-Accounts während der Pandemiephase einzustufen. Um Leerzeiten zu vermeiden und diese Zeit kosteneffizient überbrücken zu können, wurde für die betroffenen Konzernteile kurzfristig und in geringfügigem Umfang Kurzarbeit beantragt und genehmigt.
Zusammengefasst werden die aus dem Branchenumfeld resultierenden Risiken unter Einbezug der bereits etablierten Maßnahmen dennoch als bedeutend angesehen. Die Risikobewertung hat sich damit gegenüber dem letztjährigen Bericht um eine Kategorie verschlechtert. Durch unser diversifiziertes Produktprogramm, mit dem unterschiedliche Branchen adressiert werden, besteht die Möglichkeit, Risiken einzelner Branchen konzernübergreifend kompensieren zu können. Eine wesentliche Aufgabe wird darin gesehen, das Portfolio durch neue Produkte und Anwendungen weiter in relevante Zukunftsmärkte zu transformieren. Besonderes Augenmerk gilt hier der Weiterentwicklung der digitalen Produkte. Dabei wird Koenig & Bauer insbesondere auch das als Konzernfunktion etablierte Key-Account und Brand-Owner Management unterstützt.
Gesamtwirtschaft und Konjunkturrisiken
Das Geschäft von Koenig & Bauer wird von den weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflusst. Die Konjunktur und das Wirtschaftswachstum in den Absatzmärkten, die Entwicklung des Euro gegenüber anderen maßgeblichen Währungen oder das Zinsniveau für Kreditaufnahmen können den Absatz der Produkte und die Kapazitätsauslastung mindern sowie die Prognosen und Budgets beeinträchtigen. Unsicherheiten ergeben sich auch durch langfristige Wandlungsprozesse in der Bevölkerung mit möglicherweise erheblichen Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Risiken resultieren zunehmend auch aus der strengeren Klimapolitik, der hohen Verschuldung vieler Volkswirtschaften oder den anhaltenden geopolitischen Spannungen. Gerade die derzeit wahrnehmbare Verschlechterung der internationalen Handelsbeziehungen und die protektionistischen Tendenzen in einigen Ländern können zu Handelsbeschränkungen führen. Dies kann Auswirkungen auf die Exporte der deutschen Wirtschaft haben, die traditionell vom internationalen Handel abhängig ist.
Weiterhin können Gefahren für das gesamtwirtschaftliche Umfeld bei einer globalen Inflation mit gegenläufigen geldpolitischen Maßnahmen wie Zinserhöhungen, die die Finanzierung von Projekten von Kunden erschweren würden, noch immer nicht ausgeschlossen werden. Im Hinblick auf in die Planung eingeflossenen Prämissen hinsichtlich der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung werden diesbezüglich moderate Risiken für die weitere Geschäftsentwicklung im Koenig & Bauer-Konzern gesehen.
Zur Begegnung dieser Risiken wirken die ergriffenen Maßnahmen aus dem Effizienzprogramm P24x zur Steigerung der operativen Ertragskraft und der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit unverändert fort. Parallel dazu wird regelmäßig die strategische Ausrichtung des Unternehmens überprüft. Mit der kommunizierten Konzernstrategie „Exceeding Print“ reagiert Koenig & Bauer auf die globalen Megatrends und setzt den bereits eingeschlagenen Weg zu mehr Digitalisierung, mehr Nachhaltigkeit und größerer Modularität konsequent fort.
Die aus regionalen Nachfrageschwankungen resultierenden Absatzrisiken werden durch die fortlaufende Optimierung des internationalen Vertriebs- und Servicenetzwerks in den Zukunftsmärkten minimiert. Auch zur Begegnung dieser Risiken hat das als Konzernfunktion etablierte Key-Account und Brand-Owner Management eine starke unterstützende Rolle.
Unternehmensumfeld
Veränderte Standortfaktoren wie z. B. in der Infrastruktur, den Umweltbestimmungen und Steuern oder aufgrund von politischen Entscheidungen wie geänderte Gesetzgebungen oder Regulierungen können die Geschäftstätigkeit erschweren, verteuern bzw. unmöglich machen. Durch Beobachtung des Unternehmensumfeldes und antizipatives Handeln, wie die rechtzeitige Anpassung interner Prozesse, Produkte sowie Einkaufs- und Fertigungsstrategien ist hier derzeit ein geringes Risiko zu sehen.
Finanzielle Risiken
Kontrahenten- und Länderrisiken
Ein besonderes Augenmerk liegt auf Forderungsrisiken. Vor dem Hintergrund möglicher Zinserhöhungen als Maßnahme gegen die Inflation oder möglicher Nachwirkungen der Covid-19-Pandemie sind eine steigende Zahl von Insolvenzen und Zahlungsstörungen noch immer denkbar, die aufgrund von Förderkrediten und Moratorien heute noch nicht ersichtlich sind. Überdies können sich aufgrund der zum Teil hohen Einzelprojektvolumina mit staatlichen Vertragspartnern insbesondere im Wertpapiergeschäft Risiken für Koenig & Bauer ergeben.
Für Druckbetriebe gibt es nach wie vor Hürden bei der Kreditfinanzierung von Investitionen, da Kreditvergaben in diesem Sektor nur mit einem relativ hohen Risikoaufschlag erfolgen. Im marktüblichen Maße muss Koenig & Bauer daher seinen Kunden vor allem im Sheetfed-Segment Unterstützung bei der Finanzierung von Maschineninvestitionen anbieten können. In diesen Fällen besteht eine Zusammenarbeit z. B. mit Banken oder Leasinggesellschaften, mit denen fallweise kundenspezifische Risikobeteiligungen vereinbart werden.
Bonitätsprüfungen bei Geschäftspartnern bzw. Kreditwürdigkeitsprüfungen bei Finanzierungsrisiken stellen die Basis des Handelns dar. Gängige Maßnahmen zur Absicherung möglicher Zahlungsausfälle stellen staatliche Export-Kreditversicherungen und das Einfordern von Sicherheiten vor Leistungserstellung dar. Nach der Lieferung behält sich Koenig & Bauer das Eigentum bis zur vollständigen Zahlung vor. Ein proaktives Forderungsmanagement auf Einzelprojektebene stellt einen geordneten Umgang mit Kontrahenten- und Länderrisiken sicher. Für potenzielle Forderungsausfälle, Rückkaufverpflichtungen und Rücknahmen von Gebrauchtmaschinen sind ausreichend Wertberichtigungen oder Rückstellungen gebildet. Eine kundenspezifische oder geografische Konzentration von Kreditrisiken besteht nicht. Dem Management liegen regelmäßige Auswertungen zu Risiken wie Forderungen nach Fälligkeit und Regionen oder Rückkaufverpflichtungen vor. Mögliche Risikokonzentrationen können so zeitnah identifiziert und Maßnahmen rechtzeitig definiert werden. In Anbetracht der getroffenen Maßnahmen und der Erwartungen an die Marktentwicklung besteht ein moderates Risiko.
Risiken aus bilanziellen Bewertungen
Bei der Anwendung der Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden bestehen Ermessensspielräume des Managements. Zukünftige Entwicklungen sind zu schätzen, sofern für die Bewertung der Vermögenswerte und Schulden keine Marktpreise vorliegen. Es besteht daher grundsätzlich das Risiko, dass in den folgenden Geschäftsjahren eine Bewertungsanpassung erforderlich werden könnte. Dies betrifft beispielsweise sonstige langfristige Rückstellungen, deren Bewertung abhängig ist von zugrunde zu legenden Zinssätzen. Aufgrund des hohen Liefer- und Leistungsaustauschs im Konzern gibt es, trotz weltweiter steuerlicher Beratung und enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Finanzbehörden, Risiken bei der steuerlichen Gewinnermittlung im Falle einer nachträglichen Korrektur von konzerninternen Verrechnungspreisen seitens der Finanzbehörden. Insgesamt besteht hier ein moderates Risikopotential. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Risikowert um eine Kategorie verschlechtert.
Liquiditätsrisiken
Das Liquiditätsrisiko beschreibt die Gefahr, bestehende Zahlungsverpflichtungen aufgrund zu geringer Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente bzw. ausgeschöpfter Kreditlinien nicht fristgerecht erfüllen zu können. Die Sicherung der Zahlungsfähigkeit erfordert vor dem Hintergrund der bestehenden Risiken einen ausreichenden Liquiditätsrahmen. Koenig & Bauer erzielt finanzielle Mittel hauptsächlich aus Vorfinanzierung.
Im Oktober 2023 konnte Koenig & Bauer erfolgreich die Refinanzierung des bestehenden Konsortialkredits abschließen. Die neue syndizierte Kreditlinie ersetzt die bisherigen Vereinbarungen, die Ende 2024 ausgelaufen wären. Dies bedeutet auch einen Wegfall der Restriktionen aus dem bisherigen KfW-Kredit. Neben einer revolvierenden Barkreditlinie von 300 Mio. € umfasst die Konsortialfinanzierung eine Avalkreditlinie in Höhe von 200 Mio. €. Die Kreditlinien haben eine Laufzeit von fünf Jahren, also bis Oktober 2028, die im Konsens der Kreditgeber optional um zusätzliche zwei Jahre verlängert werden kann. Um zudem den Stellenwert, den Koenig & Bauer dem Thema Nachhaltigkeit beimisst, auch im Bereich der Finanzierung hervorzuheben, sieht das Vertragswerk neben den üblichen Inhalten der Loan Market Association (LMA) nun auch eine ESG-Rendezvousklausel vor, die, entsprechende Zustimmung aller an der Finanzierung beteiligten Parteien vorausgesetzt, in 2024 umgesetzt werden soll.
Auszahlungen erfolgen vor allem für die Finanzierung des laufenden Geschäfts und des Großteils der Investitionen sowie für die Vorfinanzierung des Working Capitals. Die Avalkreditlinien werden u. a. als Sicherheiten für die Anzahlungen von Kunden benötigt.
Die Absicherung von Liquiditätsrisiken wird mit einer rollierenden, konzernweiten Liquiditätsplanung gewährleistet. Über einen täglichen Liquiditätsstatus wird die kurzfristige Zahlungsfähigkeit aller Konzerngesellschaften erfasst und gesteuert. Neben dem konzernweiten Cash-Management besteht zur mittelfristigen Liquiditätssteuerung eine in kurzfristigen Abständen aktualisierte Konzernliquiditäts- und Finanzplanung mit Berichterstattung. Dieses rollierende Planungssystem umfasst einen Zeitraum von zwölf Monaten und wird in wiederkehrenden Abständen auf bis zu 24 Monate erweitert.
Neben der syndizierten Kreditlinie umfasst der konzernweite Finanzierungsrahmen weitere bilaterale Kreditlinien. Weiterhin bestehen lokale Aval-Kreditlinien in signifikantem Umfang. Unwägbare Zahlungsstromschwankungen im Rahmen des operativen Geschäftes können mit dem verfügbaren Finanzrahmen überbrückt werden.
Die innerhalb der Koenig & Bauer-Gruppe abgeschlossenen Kreditverträge beinhalten teilweise Regelungen, die den kreditgebenden Instituten eine Steuerung des Kreditrisikos ermöglichen. Diese sogenannten Financial Covenants sind marktüblich, folgen entsprechenden Standards und sind in Abhängigkeit der gegenwärtigen als auch zukünftig zu erwartenden wirtschaftlichen Lage ausgestaltet. Auf Basis der aktuellen Planzahlen sind für Koenig & Bauer keine negativen Implikationen aus den Regelungen der Financial Covenants ersichtlich.
Trotz der detaillierten Planungen und der laufenden Überwachung der Zahlungseingänge und -ausgänge werden moderate Liquiditätsrisiken mit niedriger Auswirkung auf das Konzernergebnis gesehen.
Zins- und Kursrisiken
Aus Währungsschwankungen und Zinsänderungen können finanzielle Risiken für die Koenig & Bauer-Gruppe resultieren. Bei Koenig & Bauer bestehen Finanzinstrumente, deren Zeitwert bzw. die daraus resultierenden Zahlungsströme vom Marktzinssatz beeinflusst werden. In ausgewählten Fällen derivative Finanzinstrumente zur Begrenzung bzw. Eliminierung etwaiger Risiken genutzt. Im Konzernanhang sind Art, Umfang und Marktwert der eingesetzten Finanzinstrumente ausgewiesen. Basierend auf den abgeschlossenen Kreditverträgen, den deutlich dominierenden Euro-Fakturierungen und den angewendeten Finanzinstrumenten leiten sich derzeit aus Zins- und Währungsschwankungen geringe Risiken ab.
Operative Risiken
Beschaffungs- und Logistikrisiken
Infolge der bestehenden Unsicherheiten bei der Bereitstellung von Materialien durch Lieferanten, z.B. wichtigen Elektronikbauteilen wie Halbleitern für die Steuerung der Druckmaschinen, lassen sich Risiken in der Lieferkette nicht ausschließen. Diese können sich für Koenig & Bauer durch lange Lieferzeiten und hohe Einkaufspreise bemerkbar machen.
Bei fehlenden Ausweichmöglichkeiten können kurzfristige Lieferausfälle zu Produktionsstillständen und eigenen Lieferverzögerungen mit negativen Auswirkungen auf die Kapazitätsauslastung und das Ergebnis führen. Neben einer intensiven Marktbeobachtung und einem eingehenden Lieferantenmanagement, das die Überwachung der Lieferqualität und -treue wesentlicher Lieferanten beinhaltet, wird den Risiken einer Störung des Produktionsprozesses durch detaillierte Bedarfsplanungs- und -steuerungsprozesse auf Konzernebene begegnet. Besonders bei Single-Source-Lieferanten achtet Koenig & Bauer auf die Sicherstellung von Back-up-Lösungen. Strategische Komponenten und versorgungskritische Bauteile werden selbst gefertigt oder über dauerhaft angelegte Lieferantenbeziehungen bezogen.
Preisrisiken, die weiterhin bei Teilen mit eingeschränkter Verfügbarkeit bestehen könnten, wird durch ein konzernweites Warengruppenmanagement mit Bündelung von Einkaufsvolumen und durch langfristige Lieferverträge begegnet. Im Rahmen der bestehenden Lieferantenbeziehungen wird ansonsten mit keinen nennenswerten Preissteigerungen gerechnet. Durch eine enge Zusammenarbeit und regelmäßige Audits mit Lieferanten verbessert Koenig & Bauer kontinuierlich die Qualität der angelieferten Teile. Die im Zuge des Lieferantenmanagements erhobenen Qualitäts- und Rückstandsquoten liegen im Bereich der Erwartungen.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Verschlechterung der internationalen Handelsbeziehungen und protektionistischer Tendenzen hat sich die Gefahr geopolitischer Störfälle oder des Decoupling-Risiko in den letzten Jahren stetig erhöht. Auf Basis der Überprüfung kritischer Lieferketten und angepasster Sourcing Strategien werden Abhängigkeiten von Lieferanten sowie perspektivisch von Ländern reduziert und mit diversifizierten Lieferketten die Auswirkungen nicht auszuschließender Handelsbeschränkungen auf der Lieferantenseite verringert.
Unverändert sieht Koenig & Bauer Risiken in Bezug auf die Energiepreise und auf die Energieversorgung. Angesichts dieser Unwägbarkeiten wurde die Energie-Infrastruktur mit mobilen Netzersatzanlagen gegen unvorhergesehene Schwankungen im Stromnetz und der vollständigen Substitution von Prozessgas durch einen Energiemix, bestehend u.a. aus LPG, Heizöl und Fernwärme, bereits in 2022 an die gegebenen Verhältnisse angepasst. Die eigene Produktion ist so auch bei unzureichender Gasversorgung in allen europäischen Werken weitestgehend abgesichert.
Unter Berücksichtigung der beschriebenen Maßnahmen werden die Beschaffungsrisiken derzeit als moderat eingestuft.
IT-Risiken
Die wachsende Abhängigkeit der Gesellschaft von Technologie und die steigende Vernetzung von Informationssystemen über das Internet erhöht das Risiko absichtlicher oder unabsichtlicher Schädigungen des Konzerns durch Ausnutzung von Schwachstellen in den eingesetzten IT-Produkten und IT-Systemen. Folgen eines unberechtigten Zugriffs von internen und externen Angreifern können die Störung der Verfügbarkeit der Arbeits- und Produktionssysteme sowie der Lieferketten, Diebstahl von Daten, Erpressung und Sabotage oder Imageschäden für die Koenig & Bauer-Gruppe sein. Insbesondere der sog. „CEO-Fraud“, ein Betrugsszenario, das sich Kriminelle zunutze machen, um Angestellte dazu zu bringen, hohe Geldsummen zu überweisen, verbreitet sich immer weiter. Durch Schulungen der Mitarbeiter und Steigerung der Awareness für solche Themen, ist eine erfolgreiche Risikostrategie etabliert.
In den letzten Jahren hat sich der Digitalisierungsprozess nochmals deutlich beschleunigt und Innovationen wie die Änderung von Geschäftsmodellen, beispielsweise Online-Verkauf und -Service, oder geänderte Arbeitsweisen wie mobiles Arbeiten durch eigene Mitarbeitende intensiviert. Dies verstärkt den Bedarf an IT-Sicherheit und die Abwehr von Cyberrisiken. Diesen Risiken wird durch Richtlinien und definierte IT-Prozesse, Einhaltung gängiger Standards der IT-Sicherheit, verschiedenen Verteidigungslinien und der Umsetzung von IT-Sicherheitsprogrammen durch einen konzernweit tätigen Chief Information Security Officer (CISO) begegnet. Darüber hinaus besteht ein angemessener Versicherungsschutz für Cyberrisiken, der auch eine mögliche Betriebsunterbrechung beinhaltet.
Aufgrund der konzernweiten Implementierung des ERP-Systems von SAP bestehen für die Koenig & Bauer-Gruppe Risiken hinsichtlich der reibungslosen Abwicklung der Altsysteme sowie der Überführung der Geschäftsprozesse in das neue System. Zur Begrenzung dieser IT-Risiken bedient sich Koenig & Bauer namhafter Softwareberater und hat eine SAP-Projektgruppe installiert. Sollte die Ablösung der Altsysteme und parallele Installation der neuen ERP-Software nicht termingerecht und störungsfrei gelingen, können Einschränkungen des operativen Betriebs oder Mehrkosten des SAP-Implementierungsprojekts erhebliche finanzielle Auswirkungen haben. Zur Reduzierung der Risiken wird die Einführung in den operativen Gesellschaften sukzessive und auf Basis einer einheitlichen Plattform durchgeführt. Aufgrund der erfolgreichen Systemumstellung in den ersten Gesellschaften, Erfahrungen aus ähnlichen komplexen Projekten und des in hohem Maße erfolgenden Einbezugs externer Experten sind über gewöhnliche Projektrisiken hinausgehende Gefahren nicht erkennbar. Die bestehenden IT-Risiken werden insgesamt als moderat erachtet.
Risiken im Personalbereich
Der Unternehmenserfolg hängt wesentlich von motivierten, hoch qualifizierten Ingenieuren, Fach- und Führungskräften ab. Es besteht das Risiko, dass es in der aktuellen Arbeitsmarktsituation nicht gelingt, die notwendigen, qualifizierten Mitarbeitenden zu gewinnen und zu halten sowie einen geeigneten Kreis an Führungsnachwuchskräften aufzubauen. Insbesondere in Bereichen mit hoher Reisetätigkeit wird eine Gefahr gesehen, nicht mehr alle erforderlichen Stellen mit geschulten und erfahrenen Mitarbeiter:innen besetzen zu können. Infolge des demographischen Wandels ist Koenig & Bauer zunehmend mit einer jährlich steigenden Zahl an hoch qualifizierten Mitarbeitenden konfrontiert, die das Unternehmen aufgrund ihres Renteneintritts verlassen. Dagegen wird es aufgrund des Fachkräftemangels und der rückläufigen Zahl an Schulabgänger:innen immer schwieriger, geeignete Fach- und Nachwuchskräfte an Koenig & Bauer zu binden.
Durch eine erhebliche Ausweitung der beruflichen Ausbildung an der staatlich anerkannten Koenig & Bauer Werkberufsschulen wird diesem Risiko aktiv begegnet. Für das Ausbildungsjahr 2023 konnte ein Ausbildungsrekord bei Koenig & Bauer verzeichnet werden, an den in 2024 angeknüpft werden soll. Seit über 150 Jahren bereitet Koenig & Bauer gewerblich-technische Auszubildende durch die enge Verzahnung von Theorie und Praxis sowie modernster Technologie bestens auf die berufliche Zukunft vor. Dies umfasst auch die Ausbildung für kaufmännische und IT-Berufe sowie duale Studiengänge.
Als weitere wesentliche Bausteine zur besseren Bindung von Mitarbeiter:innen werden Mitarbeitenden vielfältige Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben angeboten, z.B. mobiles Arbeiten, Gleitzeit, flexible Arbeitszeitmodelle wie Teilzeitarbeit und verkürzte Vollzeit, Ferienbetreuung oder die Möglichkeit von Sabbaticals sowie weitere Sozialleistungen wie z.B. betriebliche Altersvorsorge, eine eigene Betriebskrankenkasse und Kantine, unterschiedliche Mobilitätsangebote, etc.. Über Trainee- und Weiterentwicklungsprogramme, die Koenig & Bauer Academy mit über 1000 Weiterbildungsangeboten oder auch langfristig angelegte Entwicklungspläne werden Fach- und Führungskräftenachwuchs auf zukünftige Aufgaben vorbereitet. Parallel arbeitet das Unternehmen in der externen Darstellung an einer Verbesserung der Wahrnehmung als attraktiver und innovativer Arbeitgeber. Zudem besteht über die dezentralen Produktions-, Service- und Vertriebsgesellschaften in- und außerhalb Deutschlands Zugang zu Fachkräften, deren Ausbaupotenzial regelmäßig überprüft wird.
Im Hinblick auf die Forderung der Kund:innen nach kurzen Lieferzeiten, aber auch zur temporären Abfederung von Auslastungsschwankungen in den Fabriken stehen Instrumente wie Arbeitszeitkonten oder Leiharbeit zur Verfügung. Bei einer fehlenden Bereitschaft von Mitarbeitenden zu flexiblen Arbeitszeiten oder sofern qualifiziertes Fremdpersonal für Auftragsspitzen nicht rekrutiert werden kann, besteht das Risiko, Kundenaufträge nicht zeitgerecht umsetzen zu können und dadurch Aufträge zu verlieren oder verspätet auszuliefern. In gleichem Maße besteht das Risiko, dass vorhandene Kapazitäten bei fehlender Auslastung aufgrund von Fehlteilen zu Leerkosten führen, die kurzfristig durch den Abbau von Überstunden oder Leiharbeit eingegrenzt werden können.
Unter Berücksichtigung der initiierten Maßnahmen und der aktuellen Arbeitsmarktsituation wird das Risiko im Personalbereich als moderat bewertet.
Forschung und Entwicklung
Zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit, Erfüllung von Marktanforderungen und Gewinnung neuer Kundenkreise investiert Koenig & Bauer regelmäßig erhebliche Mittel in die Entwicklung verbesserter oder gänzlich neuer Produkte und Verfahren. Dadurch entstehen Risiken in Bezug auf die technische Umsetzung und Machbarkeit sowie auf die finale Marktakzeptanz der Neu- und Weiterentwicklungen. Insbesondere besteht das Risiko, dass die getätigten Aufwendungen nicht durch den Absatz der entwickelten Produkte und Serviceleistungen am Markt amortisiert werden können (Return-on-Investment). Den Risiken wird durch einen Stage-Gate-Prozess mit entsprechenden Analysen der Marktbedürfnisse vor Entwicklungsbeginn, kontinuierlichen Wirtschaftlichkeits- und Risikobetrachtungen während der Entwicklung und Marketingaktivitäten im Zuge der Produkteinführung begegnet. Für nicht als werthaltig angesehene aktivierte Entwicklungskosten werden notwendige Abschreibungen vorgenommen. Zur Reduktion der technischen Risiken ist ein umfassendes Projekt- und Qualitätsmanagement sowie die praxisnahe Erprobung bei Beta-Anwendern etabliert. Aufgrund der beschriebenen risikoreduzierenden Maßnahmen und trotz des in letzter Zeit deutlich forcierten Einstiegs in neue Produkte und Märkte werden die Risiken hieraus derzeit als moderat erachtet.
Planung, Steuerung und Kontrolle
Die Konzernziele und jährlichen Budgets basieren auf Annahmen, die mit Unsicherheiten verbunden sind. Im Rahmen der Vertriebsplanung werden Absatzmengen mit entsprechenden Margen als Grundlage für die Kapazitäts- und Ressourcenplanung der Gesellschaften berücksichtigt. In die Kostenplanung fließen u. a. erwartete Tarif- oder Materialkostensteigerungen sowie Einsparungen im Rahmen geplanter Verbesserungsmaßnahmen ein. Es besteht das Risiko, dass die im Rahmen der Planung aufgestellten Prämissen nicht vollumfänglich eintreten, gegenläufige Effekte auftreten, oder die Maßnahmenumsetzung verspätet erfolgt. Neben dem ständigen Beobachten und Analysieren des geschäftlichen Umfelds wird dem Risiko mit regelmäßigen Planüberprüfungen bei der Forecast-Erstellung und einem effizienten Steuern des operativen Geschäfts sowie der strategischen Projekte begegnet.
Kurzfristige Auslastungsschwankungen in den Werken aufgrund volatiler Auftragseingänge können sich negativ auf die Profitabilität auswirken. Entsprechend werden regelmäßig die erforderlichen Produktionskapazitäten überprüft und soweit möglich mit den kurzfristigen Absatzplanungen abgestimmt. Weiter werden Instrumente der Arbeitszeitflexibilisierung und Leiharbeit, um Kapazitäten dynamisch an die Auftragslage anzupassen, genutzt.
Es wird ein moderates Risiko darin gesehen, dass die Planannahmen nicht in der erwarteten Form eintreffen bzw. in der Planung berücksichtigte Einsparpotenziale nicht vollumfänglich realisiert werden können.
Kundenfokussierung
In den Endmärkten wird ein hohes Maß an Innovation und maßgeschneiderten Lösungen gefordert. Die Anforderungen und Präferenzen der Kunden unterliegen dabei einem stetigen Wandel. Es ist deshalb von entscheidender Bedeutung, technische Entwicklungen und kundenseitige Anforderungen zu erkennen und das Produktportfolio, Serviceleistungen und Vertriebsstrukturen rechtzeitig darauf anzupassen. Es besteht das moderate Risiko entgangener Umsätze, wenn veränderte Kundenbedürfnisse nicht zeitnah erkannt oder in den konzernweiten Prozessen nicht abgebildet werden.
Übernahmen und Allianzen
Im Zuge der strategischen Weiterentwicklung in Zukunftsmärkte kann es zu Übernahmen und Allianzen kommen. Ziel solcher Aktivitäten und Aufwendungen ist es, eine angemessene Wirtschaftlichkeit für den Konzern durch ein zukunftsorientiertes Produktportfolio sicherzustellen. Dadurch können jedoch auch beachtliche Akquisitions- und Folgekosten hervorgerufen werden. Deshalb sind sorgfältige Analysen im Vorfeld notwendig, die häufig mit externer Unterstützung durchgeführt werden. Bei der nachgelagerten Integration von Unternehmensakquisitionen sind Risiken bei der Harmonisierung der Unternehmenskulturen oder der Zusammenführung von Prozessen und Systemen nicht ausgeschlossen, die mit Know-How Verlust oder ungeplanten Zusatzaufwendungen verbunden sein können. Das Risiko, dass aus diesen Aktivitäten nicht vorhergesehene Kosten resultieren, wird als moderat erachtet. Dies gilt ebenso für das Risiko, dass sich die geplanten positiven Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis nicht oder nicht innerhalb des geplanten Zeitrahmens verwirklichen lassen.
Produktionsrisiken
Mangelnde Qualität, Ausschuss und Fehlteile können in der Konstruktion, Fertigung und Montage zu Risiken führen. Eine temporär hohe Nachfrage kann auch Terminverzögerungen bei einzelnen Komponenten verursachen. Ein von Koenig & Bauer zu verantwortender Lieferverzug oder eine nicht vertragsgemäße Lieferung kann über Vertragsstrafen oder Kundengutschriften zu einer Margenschmälerung führen. Zu einer Risikoerhöhung führt dabei auch eine Verlagerung der Produktion auf kleinere Stückzahlen oder besonders fehleraffine Teile. Zur Qualitätssicherung verfügt Koenig & Bauer über eine zentrale Qualitätsabteilung, die konzernweite Prozesse und Standards definiert, welche dann in allen Werken und relevanten Unternehmensbereichen durch dezentrale Qualitätsabteilungen umgesetzt werden. Mit kontinuierlichen Qualitätskontrollen nach standardisierten Prozessen werden Fehlerquellen systematisch analysiert und Produktionsprozesse optimiert. Die interne Terminkontrolle erfolgt über regelmäßige Terminabstimmungen und ein Berichtssystem. Mit periodischen Kostenberichten, die auf einem Kostenrechnungssystem mit strukturierten Prozessen zur Planung, zum Forecast und zur Abweichungsanalyse basieren, wird eine Kostenkontrolle und -steuerung vorgenommen. Zur Optimierung der gesamten Lieferkette für eine nachhaltige Lieferzeitreduzierung arbeitet Koenig & Bauer beim internen Produktionsnetzwerk an operativen und strategischen Anpassungen zur Senkung von Kosten und Durchlaufzeiten sowie zur Produktivitätssteigerung. Einen großen Einfluss auf die Ertragslage hat die Fähigkeit, die Qualitätskosten für technisch komplexe Produkte weiter nachhaltig zu senken. Unter Berücksichtigung aller vorhandenen Gegenmaßnahmen wird das Ausmaß der Produktionsrisiken als moderat angesehen. Die Risikobewertung hat sich damit gegenüber dem letztjährigen Bericht um eine Kategorie verschlechtert.
Infrastruktur- und Prozessrisiken
Das Risiko einer Betriebsunterbrechung kann nicht vollständig ausgeschlossen werden. Produktionsverzögerungen aufgrund von Ausfällen oder Unterbrechungen einzelner Produktionsmittel oder der technischen Infrastruktur können sich negativ auf die Produktionseffizienz auswirken und das Geschäft spürbar beeinträchtigen. Produktionsstandorte bewertet und auditiert Koenig & Bauer daher regelmäßig mit externer Beratung und deckt Feuer-, Unwetter- und weitere Risiken mit entsprechenden Sach- und ausgewählten Betriebsunterbrechungsversicherungen ab. Im Rahmen des Instandhaltungsmanagements werden mögliche Schwachstellen analysiert und vorbeugende Maßnahmen zur Verfügbarkeit und Betriebssicherheit von Koenig & Bauer Maschinen verbessert. Dadurch lassen sich ungeplante Ausfälle und Anlagenstillstände sowie die damit verbundenen Kosten begrenzen. Insgesamt werden die Infrastruktur- und Prozessrisiken als gering erachtet.
Risiken der Vertragserfüllung
Bei komplexen Aufträgen im Maschinen- und Anlagenbau können Risiken in der Vertragserfüllung nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Eine von Koenig & Bauer zu verantwortende nicht vertragsgemäße Lieferung, ein Lieferverzug oder die Verletzung von Nebenpflichten kann über Vertragsstrafen oder Kundengutschriften zu einer Margenschmälerung führen. Kundenseitige Verzögerungen, wie z. B. bei der Fertigstellung von Druckereigebäuden, können den Zahlungseingang und die Ergebnisrealisierung negativ beeinflussen. Neben einem professionellen Projektmanagement und der kontinuierlichen Optimierung der internen Abstimmungs- und Qualitätssicherungsprozesse wird dem Risiko mit einer adäquaten Vertragsgestaltung begegnet, sodass die Risiken hieraus als gering bewertet werden.
Sonstige Risiken
Katastrophen und höhere Gewalt
Für Koenig & Bauer bestehen Risiken im Zusammenhang mit Epidemien und Pandemien, Natur- und Umweltkatastrophen oder sozialen Spannungen. Aufgrund der stark globalisierten und vernetzten Welt, können lokale Katastrophen hohe Auswirkungen auf das Geschäft der Koenig & Bauer-Gruppe haben. Aufgrund des Endes der Covid-19-Pandemie, wurden in diesem Umfeld aktuell keine nennenswerten Risiken identifiziert. Nichtsdestoweniger ist die Koenig & Bauer Gruppe nun auf dieses Thema sensibilisiert. Entwicklungen und Risiken werden pro-aktiv (top-down) überwacht; eine unverzügliche Reaktivierung der während der Pandemie etablierten Maßnahmen ist somit sichergestellt. Außerdem wurde das Angebot von mobilem Arbeiten auch nach der Pandemie weiter aufrechterhalten. Das plötzliche Auftreten von pandemischen Krankheitserregern kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
Im Übrigen werden unmittelbare Schäden möglicher Natur- und Umweltkatastrophen wie Elementarschäden soweit möglich und wirtschaftlich sinnvoll durch Versicherungen abgedeckt. In der Gesamtbetrachtung wird die Möglichkeit des Auftretens eines Risikos aus Katastrophen und höherer Gewalt als gering eingestuft. Hier ist eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.
Rechtliche Risiken
Koenig & Bauer ist vielfältigen rechtlichen und gesetzlichen Regelungen unterworfen. Die Verletzung von Verträgen, Lizenzbestimmungen oder Schutzrechten, der negative Ausgang von Rechtsstreitigkeiten sowie die Missachtung von regulatorischen Anforderungen können erhebliche finanzielle Schäden wie Strafzahlungen, Schadenersatzzahlungen, Sanktionen oder Reputationsschäden verursachen. Bestehende und drohende Rechtsstreitigkeiten werden daher kontinuierlich erfasst, analysiert, hinsichtlich ihrer juristischen und finanziellen Auswirkungen bewertet und in der bilanziellen Risikovorsorge entsprechend berücksichtigt, wenn eine Verpflichtung wahrscheinlich ist. Die Bewertung dieser Rückstellungen z. B. für Rechtsfälle ist in erheblichem Maße mit Schätzungen verbunden. Diese werden im Rahmen der vierteljährlichen Litigation-Reports fortlaufend überprüft und bei Veränderungen frühzeitig aktualisiert. Der Konzern ist in keine Gerichts- oder behördliche Verfahren verwickelt, denen keine nach diesen Grundsätzen folgenden Mitigationsmaßnahmen und damit Risiken für die wirtschaftliche Gesamtsituation des Unternehmens gegenüberstehen. Insgesamt ist das Risiko negativer Einflüsse durch Rechtsstreitigkeiten und -verfahren als gering zu bewerten, wenn auch den rechtlichen Risiken im Risikoprofil von weltweit tätigen Maschinenbauunternehmen generell ein gewisses Gewicht beizumessen ist. Durch den Einsatz von Standardverträgen und eine umfassende rechtliche Beratung durch interne und externe Fachleute bei außerhalb des Standards liegenden Geschäftsvorgängen wirkt Koenig & Bauer dem Risiko entgegen. Darüber hinaus ist das etablierte Compliance-Managementsystem darauf gerichtet, Rechtsrisiken frühzeitig zu erkennen und ihnen präventiv zu begegnen.
Imageschaden
Im technisch anspruchsvollen Investitionsgütergeschäft besteht immer das latente Risiko, dass durch Qualitätsprobleme, Schutzrechtsverletzungen oder ähnliche Sachverhalte ein nur schwer quantifizierbarer Imageschaden entsteht. Derzeit bestehen keine nennenswerten Risiken durch einen Imageschaden.
In Summe liegen die diesbezüglichen Risiken unterhalb des Thresholds der vorangestellten Risikomatrix und werden somit dort nicht aufgeführt.
Zusammenfassende Darstellung der Risikosituation
Den weiterhin herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der weltweiten Inflation und einem hohen Zinsniveau, geopolitischen Spannungen, insbesondere dem Ukraine-Russland Krieg, der Auseinandersetzungen im mittleren Osten und dem schwelenden China-Taiwan- Konflikt, hat Koenig & Bauer – wie auch in den Vorjahren – bereits in den Erwartungen und Geschäftsplanungen hinreichend Rechnung getragen. Vor dem Hintergrund dieses anhaltend volatilen Umfelds werden auf Basis der beschriebenen Risiken nach der in der Vorperiode berichteten leichten Verbesserung nun wieder eine Verschlechterung in der Risikoeinschätzung gesehen und damit eine Erhöhung des konzernweiten Risikopotenzials in der Koenig & Bauer-Gruppe gegenüber dem Vorjahr.
Unter Berücksichtigung der gegenwärtigen Herausforderungen und den damit einhergehenden Risiken ist eine ausreichende Risikotragfähigkeit gegeben. Aus heutiger Sicht sind keine Risiken erkennbar, die – einzeln oder kumulativ – den Fortbestand des Koenig & Bauer-Konzerns gefährden könnten. Das breit aufgestelltes Produktprogramm, ausgerichtet auf fundamental intakte Absatzmärkte, die weitere erfolgreiche Umsetzung der definierten Effizienzmaßnahmen sowie die starke Marktposition der Koenig & Bauer Gruppe und finanzielle Stabilität begrenzen das Risikopotenzial.
Mit den anhaltenden Anstrengungen zur Optimierung des Risikomanagements verbessert sich das Risikobewusstsein in der Koenig & Bauer-Gruppe kontinuierlich. Die detaillierte und umfangreiche Risikoberichterstattung verbessert das Verfolgen von Risikobegrenzungsmaßnahmen und damit nachhaltig den verantwortungsvollen Umgang mit Chancen und Risiken im Unternehmen.
Der Risikobericht basiert notwendigerweise auf den verfügbaren Informationen sowie Erwartungen und Einschätzungen zum Zeitpunkt der Berichterstattung und bezieht sich auf zukünftige Entwicklungen. Es ist nicht auszuschließen, dass der Konzern auch durch andere oder zusätzliche Risiken beeinflusst werden könnte, die sich der derzeitigen Kenntnis entziehen oder als nicht wesentlich erachtet werden. Zudem ist nicht auszuschließen, dass sich Risiken innerhalb des Prognosezeitraums in einer Weise verändern, die zu einer wesentlichen Abweichung der jetzigen Einschätzung führen könnten.