Nichtfinanzieller Konzernbericht

Verantwortung hat für Koenig & Bauer einen außerordentlich hohen Stellenwert und ist fest in den Unternehmenswerten verankert. Als Pionier in der betrieblichen Sozialpolitik kommen wir seit unserer Unternehmensgründung vor über 205 Jahren unserer Verantwortung für unsere Mitarbeitenden nach. Durch unsere vielfältigen Initiativen für emissionsreduzierte und ressourcenschonende Produkte sowie Produktionsprozesse über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg engagieren wir uns für die Erhaltung und Schonung der Umwelt. Unsere Kund:innen in aller Welt wollen wir als Sustainability Enabler bei ihren Nachhaltigkeitsaktivitäten unterstützen. Gesellschaftliche Verantwortung über Spenden und Sponsoring ist ebenfalls ein Teil der Unternehmensidentität von Koenig & Bauer. Integres Verhalten bei unseren geschäftlichen Aktivitäten und die Achtung der Menschenrechte sind Kernelemente unserer Unternehmensführung. Mit unseren strategischen Nachhaltigkeitszielen wollen wir unserer sozialen, ökologischen, gesellschaftlichen und ethischen Verantwortung gerecht werden und unser Unternehmen nachhaltig weiterentwickeln.

Die nachhaltige Weiterentwicklung unserer Unternehmensgruppe ist eine der Säulen unserer Konzernstrategie „Exceeding Print“, die vielfältige Aktivitäten für die Bereiche Environment, Social und Governance (ESG) umfasst. Als Lösungsanbieter und Technologiepartner unserer Kund:innen wollen wir sie bei der Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks unterstützen. Verschiedene von uns entwickelte Eco-Komponenten bzw. innovative technische Lösungen tragen über die Senkung der Energieverbräuche, Makulatur und anderer Ressourcen wie Farben und Lacke zur CO2 -Reduzierung bei. Ecodesign-Kriterien sollen stärker bei Neu- und Weiterentwicklungen im Konzern berücksichtigt werden. Mit detaillierten Nachhaltigkeits-Steckbriefen wollen wir die Energieverbräuche sowie das Einsparpotenzial bei Energie, Makulatur und anderen Ressourcen über verschiedene Eco-Komponenten bzw. innovative technische Lösungen visualisieren. Für den Verkauf CO2 -neutraler Maschinen als Zusatzfeature arbeiten wir an Algorithmen und Software-Lösungen zur individuellen Errechnung des Product Carbon Footprints (PCF). Der errechnete CO2 -Footprint kann über zertifizierte Klimaschutzprojekte kompensiert und den Kund:innen eine CO2 – neutrale Druckmaschine angeboten werden. In unseren Produktionswerken streben wir bis 2025 die Senkung der CO2 -Emissionen (Scope 1 und 2) um 75 % gegenüber dem Vergleichsjahr 2019 und ab 2030 die CO2 -Neutralität an. Nach einer Analyse der aktuellen Scope 3-CO2 -Emissionswerte wollen wir Maßnahmen zu deren Reduzierung und entsprechende Ziele zeitnah definieren. Ein weiteres Kernziel ist, die Gesundheit unserer Beschäftigten zu fördern, arbeitsbedingten Gefährdungen vorzubeugen und die Zahl der Arbeitsunfälle zu gering wie möglich zu halten. Zusätzlich wollen wir den schon erreichten hohen Grad an Diversität hinsichtlich Gender, Alter, Internationalität und Erfahrungshintergrund weiter steigern. Ein Schwerpunkt ist das aktuell forcierte Projekt Level Playing Field Frauen. In Ergänzung zur Vielfalt als Teil unserer Unternehmenskultur wollen wir mit verschiedenen Aktivitäten Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung setzen. Und schließlich engagieren wir uns mit der Integration der Nachhaltigkeit in den Beschaffungsprozess und dem Nachkommen umfassender Sorgfaltspflichten für die Erhaltung und Schonung der Umwelt in unserer Lieferkette und bekennen uns als Koenig & Bauer-Konzern zu unserer Verantwortung für die Gesellschaft.

Als Teilnehmer im UN Global Compact unterstützt Koenig & Bauer aktiv die Umsetzung der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen, die den Rahmen für nachhaltiges Wirtschaften auf ökonomischer, ökologischer und gesellschaftlicher Ebene setzen. Der UN Global Compact ist die weltweit größte Nachhaltigkeitsinitiative für nachhaltige und verantwortungsvolle Unternehmensführung. Die Teilnehmer haben sich dazu verpflichtet, die zehn Prinzipien des UN Global Compact im Bereich der Menschenrechte, Arbeitsnormen, des Umweltschutzes und der Korruptionsbekämpfung zu unterstützen und die 17 SDGs im Rahmen des jeweiligen Einflussbereichs zu fördern sowie jährlich über die erzielten Fortschritte zu berichten. Koenig & Bauer hat sieben dieser SDGs als Schwerpunkte identifiziert und mit strategischen Nachhaltigkeitsinitiativen hinterlegt. Insbesondere stehen die SDGs „3 – Gesundheit und Wohlergehen“, „4 – Hochwertige Bildung“, „5 – Geschlechtergleichheit“, „8 – Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“, „12 – Nachhaltige/r Konsum und Produktion“, „13 – Maßnahmen zum Klimaschutz“ sowie „17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“ im Fokus der vielfältigen Nachhaltigkeitsaktivitäten der Unternehmensgruppe. In diesen Zielen sehen wir unseren Einfluss- und Wirkungsbereich.

Weiter sind wir Partner der Nachhaltigkeitsinitiative Blue Competence. Blue Competence ist eine Initiative des VDMA, um Nachhaltigkeit im Maschinen- und Anlagenbau zu fördern, aber auch nachhaltige Lösungen der Branche bekannt zu machen. Weiter sind wir im Juli 2021 als erster Druckmaschinenhersteller der Healthy Printing Initiative beigetreten. Der Grundgedanke der Initiative ist, die Umsetzung des Design-Konzepts Cradle-to-Cradle in der Druckindustrie voranzutreiben. Entsprechend ist die Zielsetzung, den Einsatz umweltfreundlicher Bedruckstoffe, Farben, Lacke und Hilfsmittel beim Druck von Papier-, Wellpappe- und Kartonprodukten, Kunststoffen und anderen Substraten zu fördern und schließlich effiziente Recyclingsysteme zu ermöglichen. Koenig & Bauer ist zudem Mitglied der 4evergreen-Allianz, bei der Papier- und Kartonhersteller, Faltschachtelhersteller, Markeninhaber und Händler, Technologie- und Materiallieferanten sowie die Sammel-, Sortier- und Recyclingbranche vernetzt sind. Die Allianz will die Vorteile von faserbasierten Verpackungsmaterialien als alternative Lösungen stärker kommunizieren und bis 2030 eine Recyclingquote von 90 % für faserbasierte Verpackungen erreichen. Und schließlich arbeiten wir als Mitglied der Initiative Holy Grail 2.0 mit, eine gemeinsame Lösung für intelligentes Verpackungsrecycling zu finden. Unter der Schirmherrschaft des europäischen Markenverbands AIM bündeln zahlreiche Unternehmen und Organisationen der gesamten Wertschöpfungskette der Verpackungsindustrie ihre Kompetenz. Digitale Wasserzeichen in Briefmarkengröße, die auf die Oberfläche von Verpackungen gedruckt werden können, sind mit ihrer Funktion als digitaler Recyclingpass ein vielversprechender Ansatz für eine effiziente Kreislaufwirtschaft. Seit 2022 ist Koenig & Bauer Mitglied im Innovationsnetzwerk für „Klimaneutrale Unternehmen“, das unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart branchenübergreifenden Wissenstransfer rund um die Bereiche Klimaschutz und Nachhaltigkeit fördert. Im besonderen Fokus stehen die Themenfelder Energieversorgung, betriebliche Mobilität, digitale/hybride Arbeitsformen, Strategie und Governance sowie Mitarbeitersensibilisierung.

Gewählte Offenlegungsvariante

Die in den §§ 315c in Verbindung mit 289c bis 289e HGB geforderte Offenlegung nichtfinanzieller Aspekte und die Angaben gemäß der Verordnung (EU) 2020/852 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Juni 2020 über die Einrichtung eines Rahmens zur Erleichterung nachhaltiger Investitionen und zur Änderung der Verordnung (EU) 2019/2088 (im Folgenden EU-Taxonomieverordnung) erfolgen bei Koenig & Bauer in diesem gesonderten nichtfinanziellen Konzernbericht, der außerhalb des zusammengefassten Lageberichts veröffentlicht wird. Verweise auf Angaben außerhalb des nichtfinanziellen Konzernberichts sind weiterführende Informationen und daher nicht Berichtsbestandteil. Im Bundesanzeiger werden die beiden separaten Berichte mit dem Bestätigungs- und Prüfvermerk offengelegt; sie sind ebenfalls auf der Internetseite der Gesellschaft unter www.koenig-bauer.com/de/investor-relations/finanzberichte/ veröffentlicht.

Geschäftsmodell, Bericht zu den nichtfinanziellen Risiken und Wesentlichkeitsanalyse

Das Geschäftsmodell der Koenig & Bauer-Gruppe wird im zusammengefassten Lagebericht (siehe die Seiten 15 ff. im Geschäftsbericht 2022) dargestellt. Das Thema Nachhaltigkeit einschließlich der nichtfinanziellen Berichterstattung über die gesetzlich vorgegebenen Themenschwerpunkte liegt bei Koenig & Bauer grundsätzlich in der Verantwortung des Vorstands. Nach dem Geschäftsverteilungsplan des Vorstands ist der Vorstandssprecher für Corporate Responsibility (ESG) und damit für alle berichteten nichtfinanziellen Aspekte zuständig. Unter der Leitung des Vorstandssprechers wurde Nachhaltigkeit als neues Ressort etabliert und ausgebaut. Individuelle ESG-Ziele sind im Rahmen des Short-Term-Incentive (STI) eine Vergütungskomponente des Vorstands, siehe dazu die Ausführungen im Vergütungsbericht auf den Seiten 117 ff. Im Aufsichtsrat hat der Prüfungsausschuss am 20. September 2022 die Zuständigkeit für das Thema Nachhaltigkeit/ESG vom Personalausschuss übernommen. In einer außerordentlichen Sitzung des Prüfungsausschusses am 20. Oktober 2022 erfolgte ein umfassendes Onboarding der Gremiummitglieder zu allen ESG-Themen. Neben dem zukünftig regelmäßigen Update des Prüfungsausschusses wird das gesamte Aufsichtsratsgremium während des jährlich stattfindenden Strategietages vom Vorstand über die Fortschritte bei den ESG-Aktivitäten informiert. Der Aufsichtsrat hat im Rahmen seiner gesetzlichen Überwachungspflicht die PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit der Prüfung dieses gesonderten nichtfinanziellen Konzernberichts zur Erlangung begrenzter Sicherheit beauftragt (siehe dazu den Prüfvermerk auf den Seiten 170 f. des Geschäftsberichts).

Wesentlichkeitsanalysen sind die Grundlage für die Festlegung der Schwerpunktthemen des nichtfinanziellen Konzernberichts. Entsprechend des CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetzes (§§ 315c/289c HGB) wird in Umwelt-, Arbeitnehmer- und Sozialbelange, Achtung der Menschenrechte sowie Bekämpfung von Bestechung und Korruption gegliedert. Innerhalb dieser fünf Aspekte gemäß HGB wurde in einem ersten Schritt eine Liste möglicher nichtfinanzieller Themen zusammengestellt, die für die Kund:innen, Mitarbeitenden, Anleger:innen und andere Geschäftspartner:innen besonders relevant sein könnten. Die für unsere Geschäftstätigkeit, Geschäftsbeziehungen, Produkte und Dienstleistungen wesentlichen nichtfinanziellen Sachverhalte innerhalb der fünf Aspekte gemäß HGB wurden auf Basis dieser Longlist in einem Workshop Ende 2018 festgelegt. In die Shortlist wurden alle Sachverhalte aufgenommen, die bei der Bewertung der Wesentlichkeit für den jeweiligen Hauptaspekt und der Geschäftsrelevanz nach einer Skala von 0 (nicht wesentlich bzw. relevant) bis 10 (sehr wesentlich bzw. relevant) einen Durchschnittswert von mindestens 5 hatten. Über diese entsprechend festgelegten wesentlichen nichtfinanziellen Sachverhalte wurde in den nichtfinanziellen Konzernberichten 2018 und 2019 berichtet, ebenso im nichtfinanziellen Konzernbericht 2020 nach einem Review der Wesentlichkeitsanalyse.

Zur Überprüfung und ggf. Ergänzung der bisher berichteten nichtfinanziellen Themen haben wir Ende 2021 erneut eine umfassende Wesentlichkeitsanalyse mit externen und internen Stakeholdern anhand eines Online-Fragebogens durchgeführt. Dabei haben wir uns an den Sustainability Reporting Standards der Global Reporting Initiative (GRI) in der Fassung von 2016 angelehnt. Die intern Befragten waren Führungskräfte und Expert:innen aus den Bereichen Betriebsleitung, Produktion, Service, Personalmanagement, Personalentwicklung, Qualitätsmanagement, Produktmanagement und Innovation, Konstruktion, Development & Process Technology, Arbeitssicherheit/Gesundheit/Umwelt, Facility Management, Compliance & Interne Revision & Risikomanagement, Corporate Strategy, Business/Corporate Development, Marketing und Kommunikation. Konzernübergreifend waren alle Business Units sowie insbesondere Arbeitnehmervertreter:innen beteiligt. Neben Branchenvertreter:innen aus anderen Zulieferindustrien wurden auf Seiten der externen Stakeholder insbesondere Kund:innen und Markenartiklern als deren Abnehmer:innen, Banken, Wissenschaftsvertreter:innen sowie Studierende befragt. Bei den online ausgefüllten Fragebogen wurde eine Rücklaufquote von 57 % erreicht. Anhand einer Skala von 0 (nicht wesentlich) bis 10 (sehr wesentlich) bewerteten die Teilnehmer:innen die bisher berichteten nichtfinanziellen Sachverhalte in doppelter Hinsicht nach ihrem Einfluss auf die jeweiligen nichtfinanziellen Aspekte sowie deren Geschäftsrelevanz für das Unternehmen. Von den Teilnehmern der Wesentlichkeitsanalyse wurden keine zusätzlichen wesentlichen nichtfinanziellen Sachverhalte vorgeschlagen. Die genannten Punkte sind bereits bei den berichteten Sachverhalten enthalten. In die Wesentlichkeitsmatrix wurden alle nichtfinanziellen Aspekte aufgenommen mit einem Durchschnittswert von mindestens 5 bei beiden Bewertungen. In der nachfolgenden Wesentlichkeitsmatrix sind die Ergebnisse zusammengefasst:

Über die in dieser Wesentlichkeitsmatrix dargestellten Sachverhalte und Themen soll auch im nichtfinanziellen Konzernbericht 2022 berichtet werden. Neben der Freigabe durch den Vorstandssprecher hat auch der Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats diese Vorgehensweise bei seiner außerordentlichen Sitzung am 2. Februar 2023 zustimmend zur Kenntnis genommen. Entsprechend wird in den nachfolgenden Abschnitten über die folgenden wesentlichen nichtfinanziellen Sachverhalte berichtet: Unter Umweltbelange sind das die Themen betriebliches Umwelt- und Energiemanagement sowie ökologische Drucktechnik. Neben der Attraktivität als Arbeitgeber und der Diversität gehören die Gewinnung und professionelle Qualifizierung des Fach- und Führungskräftenachwuchses, die systematische Personalentwicklung sowie der Arbeits- und Gesundheitsschutz zu den wesentlichen Berichtsthemen unter dem Aspekt Arbeitnehmerbelange. Unter Sozialbelange wurden gesellschaftliches Engagement und hohe Produktqualität für mehr Arbeits- und Prozesssicherheit im Druckbetrieb als wesentlich bewertet. Anschließend wird auf die Aspekte Bekenntnis zu den Menschenrechten und Bekämpfung von Korruption und Bestechung eingegangen.

Im Rahmen der Ende 2022 durchgeführten Risikoinventur wurden keine wesentlichen, berichtspflichtigen nichtfinanziellen Risiken identifiziert, die aus der Geschäftstätigkeit, den Geschäftsbeziehungen, den Produkten oder Dienstleistungen resultieren und negative Auswirkungen auf die genannten nichtfinanziellen Aspekte haben. Risiken, die von außen auf das Unternehmen einwirken, werden im zusammengefassten Lagebericht im Rahmen des Risikoberichts dargestellt (siehe die Seiten 35 ff. des Geschäftsberichts 2022)

Umweltbelange

Bei Koenig & Bauer werden Umweltaspekte und die Einhaltung hoher Qualitäts- sowie Sicherheitsstandards über die gesamte Wertschöpfungskette von der Produktidee, dem Einkauf bis zur Produktion und Inbetriebnahme der Maschinen im Rahmen der Möglichkeiten berücksichtigt. Schon in der Entwicklung und Konstruktion wird auf die Energie- und Ressourceneffizienz bei der Herstellung und beim Betrieb der Druckmaschinen und Weiterverarbeitungsanlagen geachtet. Neben den CO2-Emissionen stehen die Minimierung der Lärm-, Staub- sowie Geruchsemissionen in der Produktion und bei den Produktanwendern sowie der Einsatz umweltschonender Substrate und Verbrauchsmaterialien bei den Druck-, Veredelungs- und Weiterverarbeitungsprozessen im Fokus. Für die beiden Themenkomplexe betriebliches Umwelt- und Energiemanagement sowie ökologische Drucktechnik für die Kund:innen gibt es unterschiedliche Managementansätze.

Betriebliches Umwelt- und Energiemanagement
Wirksamer Umwelt- und Klimaschutz in den Werken sowie ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen sind für Koenig & Bauer zentrale Anliegen. Die Produktionswerke in Radebeul, Würzburg und Dobruška verfügen über die Qualitäts- und Umwelt-Zertifizierungen DIN EN ISO 9001:2015 und DIN EN ISO 14001:2015. Zusätzlich betreibt der Gießereibetrieb in Würzburg ein Energiemanagementsystem gemäß DIN EN ISO 50001:2018. Ein permanenter Schwerpunkt unserer Aktivitäten ist die Minimierung des Energie- und Ressourcenverbrauchs in der Produktion sowie der Emissionen an den Arbeitsplätzen. Hierzu investieren wir konsequent in effiziente Technologien und Anlagen. Da sich jede Reduktion des Energie- und Ressourcenverbrauchs in sinkenden CO2-Emissionen niederschlägt, trägt Koenig & Bauer damit auch zum Klimaschutz bei. Zum Schutz und zur Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme haben wir an verschiedenen Konzernstandorten wie z. B. in Radebeul und Löhne Blüh- und Bienenwiesen angelegt. Weitere Flächen für Blüh- und Bienenwiesen insbesondere auch am Konzernstandort in Würzburg sind in Planung.

Im Hinblick auf unsere ökologische Verantwortung wollen wir das ausgegebene Ziel der CO2-Neutralität bis 2030 in unseren Produktionswerken proaktiv vorantreiben und erreichen. Zusätzlich zu den finanziellen Kennzahlen und ROI-Berechnungen im Vorfeld von Investitionsentscheidungen haben wir zum konsequenten Monitoren der Nachhaltigkeitsauswirkungen der Investitionen im Berichtsjahr die Konzern-Rahmenrichtlinie für Investitionen überarbeitet. Neben der verpflichtenden Bewertung aller Investitionen im Konzern mit einem Umwelt-Score-Tool durch den Investitions-Antragsteller ist zudem ab einem Investitionsvolumen von ≥ 20 TEUR die Information der Abteilung Corporate Responsibility über die Nachhaltigkeits-Auswirkung per Investitionsantrag erforderlich. Das Tool zur Berechnung des Umwelt-Scores von Investitionen wurde auf Basis einer Konzeptidee der Projektgruppe Tapasuna („take part, sustain nature“) des Junioren-Management-Programms (JuMP) entwickelt. Mit dem im Intranet mit einem Anleitungs- und FAQDokument zur Verfügung gestellten Umwelt-Score-Tool können Investitionsvorhaben konzernweit standardisiert, vergleichbar und effizient hinsichtlich ihres Beitrags zur Verbesserung der Nachhaltigkeit bewertet werden. Der mit dem Tool zu berechnende Umwelt-Score ist der Investitionsbetrag in TEUR je insgesamt eingesparter t CO2. Neben dem numerischen Ergebnis des Umwelt-Scores für die betrachtete Investition erfolgt mit dem ab 2023 umgesetzten Tool noch eine Kategorisierung nach den Klassen A bis G. Bei der Klasse A sind CO2-Einsparungen durch die Investition am höchsten bzw. der Quotient am niedrigsten. Dagegen sind Klasse G-Investitionsobjekte weniger energieeffizient in Relation zum Kapitaleinsatz. Falls wie bei Neuinvestitionen keine Energie- oder Ressourcen-Referenzwerte zur Ableitung des CO2- Einsparpotenzials verfügbar sind, ist zumindest ein ESG-Check anhand von Soft-Facts zu den ESG-Kriterien (Environmental, Social and Governance) erforderlich.

Weiter arbeiten wir mit einem Green Energy-Konzept, das auch Energieeffizienzmaßnahmen beinhaltet, an der Verbesserung der CO2-Bilanz in unseren Werken. Seit Anfang 2021 beziehen wir an den großen Konzernstandorten Würzburg und Radebeul sowie bei einigen Tochtergesellschaften zu 100 % Ökostrom aus Wasserkraft aus Norwegen. Am Standort Radebeul soll vor Beginn der Heizsaison 2023/2024 die Umstellung auf eine weitgehend CO2-neutrale Fernwärmeversorgung mittels grüner Energie erfolgen. Unser Zulieferer GETEC setzt zur Fernwärmeerzeugung überwiegend auf Biomasse aus Holzpellets und auch auf Solarthermie. Am Standort Würzburg haben wir 2022 zum Ausbau der Eigenstromerzeugung drei Photovoltaik-Anlagen mit einer Jahresleistung von rund 600.000 kWh installiert. Zusätzlich gingen drei Solarthermie-Anlagen für die Warmwasserbereitung in Betrieb, mit denen jährlich rund 50.000 kWh Strom eingespart werden können. In den Werken Würzburg, Radebeul, Löhne, Mödling und Dobruška gibt es weitere Investitionsprojekte für Photovoltaikanlagen, um über mehr Eigenstromerzeugung die Energieautarkie zu erhöhen. Am Standort Lausanne laufen die Vorbereitungen für die Installation einer Photovoltaikanlage auf der Dachfläche des Gebäudes durch den Grundstückseigentümer. Mit der im Oktober 2023 geplanten Inbetriebnahme sollen 18 % des gesamten Strombedarfs der Schweizer Tochtergesellschaft gedeckt werden. Neben dem Einsatz und der Eigenerzeugung von grüner Energie ist die Einsparung und Energieeffizienz in unseren Werken eine weitere wichtige Säule unseres Green Energy-Konzepts. Neben der Erneuerung von Trafostationen und der Lüftungstechnik trägt die Sanierung der Erzeugung und Verteilung von Strom, Druckluft und Wärme an den Konzernstandorten dazu bei. Ein weiterer Baustein zur Stromersparnis bei gleichzeitiger Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist die forcierte Beleuchtungsumstellung auf hocheffiziente, automatisch tageslichtabhängig gesteuerte LED-Technologie an den Standorten. Die entsprechenden Investitionen bzw. Aufwendungen sind in die taxonomiefähigen Investitions- bzw. Betriebsausgaben der Kategorie c (siehe das Kapitel mit den Angaben zur EU-Taxonomie) eingeflossen.

In der Gießerei am Standort Würzburg ist mit der Investition in einen neuen Schmelzbetrieb ein weiterer großer Nachhaltigkeitsschritt geplant. Mit der im Sommer 2023 terminierten Inbetriebnahme der beiden neuen Mittelfrequenz-Schmelzöfen neuester Technologie wird nur ein Bruchteil der bisherigen Schmelzzeit benötigt und damit die Energieeffizienz des Schmelzprozesses deutlich verbessert. Die neuen Gießerei-Schmelzöfen verbrauchen 30 % weniger Strom und zusätzlich können durch die optimierte Abwärmenutzung erhebliche Mengen Energie in das werksinterne Wärmenetz eingespeist werden. So kann die Menge des für die Gebäudeheizung am Standort Würzburg benötigten Erdgases um 8 % gesenkt werden. In Verbrauchszahlen bedeutet dies einen jährlich um ca. 3 GWh reduzierten Strom- und um ca. 1 GWh reduzierten Gasverbrauch. Zusätzlich kann durch den geschlossenen Wasserkreislauf der jährliche Wasserverbrauch um über 9.000 m3 gesenkt und die erforderlichen chemischen Substanzen reduziert werden.

Als Gasersatz am Standort Würzburg werden Umweltwärmequellen aus Geothermie, Flusswasser und Erdkollektor für den Einsatz mit Großwärmepumpen geprüft. Im Frühjahr 2023 wird ein Thermal Response Test am Würzburger Standort zur Prüfung der Einsatzmöglichkeiten von Sole-Erdwärmepumpen geprüft.

Mit Entstaubungs-, Absaugungs- und Lösemitteldestillationsanlagen sowie einer verbesserten Schalldämmung in den Produktions- und Montagehallen werden Emissionen wie Lärm, Staub und Geruch an den Arbeitsplätzen reduziert. Zuluftanlagen sorgen für temperierte Frischluft direkt am Arbeitsplatz. Zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen gehört auch ein nachhaltiges Abfallmanagement. Abfälle vermeiden wir so weit wie möglich, während nicht vermeidbare Abfälle entsprechend den gesetzlichen Vorgaben ordnungsgemäß entsorgt bzw. recycelt werden. Bei der Entsorgung wird zwischen gefährlichen und ungefährlichen Abfällen sowie zwischen Verwertung und Beseitigung von Abfällen unterschieden. Die in der zerspanenden Fertigung in Würzburg anfallenden wiedereinschmelzbaren Metallabfälle sind ein wichtiger Rohstoff für den Gießereibetrieb. Unsere Abfallbilanz gibt detailliert Auskunft über Art und Menge der entstehenden Abfälle, die in gefährliche und nicht gefährliche Abfälle klassifiziert werden. Das für den weltweiten Versand der alphaJET-Modelle bei der Tochtergesellschaft Koenig & Bauer Coding in der bewährten Holzkiste verwendete Füllmaterial wurde im Berichtsjahr auf Recycelmaterial umgestellt. Das neue Substrat besteht zu 80 % aus regeneriertem Material und reduziert die CO2-Emission für das Füllmaterial um 70 %.

Neben den entsprechenden Abfallmengen gibt die nachfolgende Übersicht einen Überblick über den Verbrauch an Strom, Erdgas, Fernwärme und Wasser im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr.

2021WürzburgRadebeulGesamt
Strom21.445.986 kWh13.205.058 kWh34.651.044 kWh
Erdgas13.059.762 kWh13.059.762 kWh
Fernwärme12.171.600 kWh12.171.600 kWh
Wasser26.895 m316.059 m342.954 m3
Abfallmenge4.657 t5.313 t9.970 t
2022WürzburgRadebeulGesamt
Strom22.948.789 kWh13.011.905 kWh35.960.694 kWh
Erdgas10.789.041 kWh10.789.041 kWh
Fernwärme9.402.600 kWh9.402.600 kWh
Wasser30.855 m315.671 m346.526 m3
Abfallmenge4.459 t4.838 t9.297 t

Auf Basis dieser Verbrauchswerte lagen an den großen Werksstandorten Radebeul und Würzburg die Scope 1-CO2e-Emissionen im Jahr 2022 bei 3.407,3 t CO2e im Vergleich zu 3.803,4 t CO2e im Vorjahr. Zu diesem Rückgang haben deutlich geringere Erdgas-Verbrauchswerte beigetragen. Die standortbasierten Scope 2-CO2e-Emissionen betrugen 16.351,7 t CO2e nach 15.248,7 t CO2e im Vorjahr. Zu diesem Anstieg haben insbesondere die von 380 g/kWh im Vorjahr auf 410 g/kWh gestiegenen Emissionsfaktoren für den deutschen Strommix beigetragen. Den standortbasierten Scope 2-CO2e-Berechnungen liegen jeweils die vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (bdew) veröffentlichten vorläufigen CO2eDurchschnittsemissionsfaktoren für den deutschen Strommix zugrunde. Der Zuwachs der spezifischen Emissionen der Stromerzeugung in Deutschland ergab sich vor allem aus der höheren Verstromung aus Braun- und Steinkohlekraftwerken. Dämpfend wirkte der Anstieg der CO2-Emissionen durch eine gestiegene Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Dagegen konnten die marktbasierten Scope 2-CO2e-Emissionen gegenüber dem Vorjahreswert von 4.727,3 t CO2e auf 3.651,9 t CO2e insbesondere durch den deutlich niedrigeren Verbrauch von Fernwärme weiter gesenkt werden.

Nach einer ersten groben Analyse der Scope 3-CO2-Emissionen im Vorjahr erfolgte für das Geschäftsjahr 2022 mit externer Unterstützung eine erneute Berechnung mit einer größeren Anzahl an Produkt-Archetypen in den Business Units und einer höheren Granularität bei den Emissionsfaktoren. Es wurden alle 15 Scope 3-Kategorien nach dem Greenhouse Gas Protocol in die Analyse einbezogen und die für den Koenig & BauerKonzern relevanten Kategorien bei der Emissionsermittlung berücksichtigt. Aufgrund dieser signifikanten Verfeinerungen wurden auch die Scope 3-CO2-Emissionen des Vorjahres angepasst. Für 2022 ergaben sich konzernweit 2.303 kt Scope 3-CO2e-Emissionen (2021: 2.684 kt CO2e). Erneut machen die Scope 3-CO2e-Emissionen mit über 99 % den größten Teil des CO2-Fußabdrucks von Koenig & Bauer aus. Die DownstreamSeite mit der Produktnutzung ist mit 93 % der stärkste Scope 3-Emissionstreiber. Entsprechend hat die Senkung des Energieverbrauchs der Produkte durch die Steigerung ihrer Energieeffizienz, den Ausbau von digitalen Services wie Künstliche Intelligenz zur optimalen Maschinenauslastung und des Serviceangebots „Klimaneutrale Druckproduktion“ eine hohe Priorität. Auf der Upstream-Seite sind die strategische Ausrichtung des Einkaufs auf Materialien mit einem möglichst geringen CO2-Fußabdruck und der stärker klimafreundliche Transport von Materialien, fertigen Produkten und Serviceteilen weitere Hebel zur Reduktion der Scope 3-CO2-Emissionen. Auch bei den Arbeitswegen der Beschäftigten kann über gezielte Anreize eine Verringerung des CO2-Ausstoßes erzielt werden. Neben dem angebotenen ÖPNV-Jobticket soll der geplante Ausbau der E-Ladeinfrastruktur auf den Parkplätzen für die Mitarbeitenden dazu beitragen.

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Scope 1 und 2 (große Werksstandorte Radebeul und Würzburg) sowie Scope 3 (Konzern) CO2e-Emissionen in t und die CO2e-Intensität in t pro 1 Mio. EUR Umsatz:

20212022
CO2e-Emissionen (in t)
Scope 1 (Gas und Fahrzeugflotte)3.803,43.407,3
Scope 2 (Strom und Fernwärme) – standortbasiert15.248,716.351,7
Scope 2 (Strom und Fernwärme) – marktbasiert4.727,33.651,9
Scope 3 (indirekte Emissionen Up- and Downstream)2.684.000,02.303.000,0
CO2e-Intensität (in t pro 1 Mio. EUR Umsatz)
Scope 1 (Gas und Fahrzeugflotte)3,42,9
Scope 2 (Strom und Fernwärme) – standortbasiert13,713,8
Scope 2 (Strom und Fernwärme) – marktbasiert4,23,1
Scope 3 (indirekte Emissionen Up- and Downstream)2.405,41.942,3

Ein weiterer direkter Beitrag zum Klimaschutz kann über nachhaltiges Travelmanagement geleistet werden. Die Beschränkung der Geschäftsreisen hinsichtlich Teilnehmerzahl und auf wichtige Termine ist ein bedeutender Nachhaltigkeitshebel. Zusätzlich kann bei jeder Geschäftsreise der CO2-Fußabdruck erheblich verbessert werden durch eine gezielte Reiseplanung mit entsprechender Wahl der Verkehrsmittel. Koenig & Bauer hat die Konzernrichtlinie zu beruflich bedingten Auswärtstätigkeiten mit einem starken Bekenntnis des Unternehmens für nachhaltigere Geschäftsreisen entsprechend angepasst.

Ökologische Drucktechnik
Insbesondere bei unseren Produkten sehen wir Nachhaltigkeit und Klimaschutz als Teil unserer Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen. Ganz konkret eröffnen sich daraus schon heute vielfältige Chancen, um neue Produkte, Ausstattungsoptionen und Services am Markt zu platzieren und uns vom Wettbewerb zu differenzieren. Entsprechend achten wir bei der Entwicklung und Konstruktion unserer Produkte auf Energie- und Ressourceneffizienz im Herstellungsprozess und beim Betrieb der Maschinen und Anlagen. Besonders im Fokus stehen die Minimierung der CO2-, Lärm-, Staub- und Geruchs-Emissionen in der Produktion und bei den Produktanwendern sowie der Einsatz umweltschonender Substrate und Verbrauchsmaterialien bei den Druck-, Veredelungs- und Weiterverarbeitungsprozessen. In die Betrachtung der Umweltauswirkungen unserer Produkte beziehen wir auch die Recyclingfähigkeit der Anlagen mit ein. Die wesentlichen Bestandteile wie Stahl und Grauguss sind komplett recycelbar.

Zur Senkung des CO2-Ausstoßes in der Druckproduktion setzen wir auf energiesparende Technologien. Für den Trocknungsprozess als einer der energieintensivsten Bereiche in den Druckereien hat Koenig & Bauer verschiedene im Energieverbrauch sparsame Alternativen im Programm. Die von uns im Sheetfed-Bereich entwickelte VariDryBlue-Trocknung ist eine energieeffiziente Lösung. Für die Trocknung wasserbasierender Dispersionslacke lässt sich der notwendige Energiebedarf bei optimierter Einstellung um 22 % reduzieren. Dies geschieht durch die zweimalige Nutzung der Heißluft in den Trocknermodulen. Für die UV-Trocknung stehen mit den HR- und LED-Trocknermodulen für die Zwischen- und Endtrocknung leistungsstarke, aber im Energieverbrauch sparsamere Alternativen zu den herkömmlichen UV-Trocknern zur Verfügung. Mit verschiedenen Qualitätsmess- und Regelsystemen, Inspektionssystemen, Preset-Funktionen und anderen Ausstattungsoptionen lassen sich Makulatur sparen und Rüstzeiten verkürzen. Damit lässt sich kundenseitig die Ressourceneffizienz in den Druckbetrieben erheblich steigern. Für die Trockner der AirTronic-Auslagen bei Bogenoffset-Mittelformatmaschinen wurde im Berichtsjahr eine neue Technologie entwickelt, mit der der Energieverbrauch der Komponente um bis zu 40 % reduziert werden kann. Über eine Erhöhung der Anzahl der Heißluftdüsen und deren Optimierung mit integrierten IR-Strahlern und eine verbesserte Abluftführung über die Seiten statt nach oben wird eine schnellere Erwärmung des Trockners und ein insgesamt höheres Temperaturniveau erreicht, welches neben der Energieeffizienz die Trocknung begünstigt und damit das Trocknungsergebnis verbessert.

Bei den Metalldruckmaschinen der Tochtergesellschaft Koenig & Bauer MetalPrint trägt der mit dem METPACK Innovation Award ausgezeichnete HighEcon-Trockner dank des neu entwickelten KXB-Brenners und einer hohen Effizienz zu einer Einsparung der Gaskosten um bis zu 70 % im Vergleich zu älteren Versionen bei. Beim EcoTNV-Trockner wird bei der Trocknung die lösemittelgeladene Luft der thermischen Nachverbrennung (TNV) zugeführt. Generell wird bei integrierten Systemen wie den HighEcon- oder EcoTNV-Trocknern die Abluft nicht nur gereinigt, sondern auch die Wärme für den Trockner generiert. Die Lösemittel in der Abluft werden genutzt, um Energie zu sparen. So kann bei ausreichender Lösemittelkonzentration in der Abluft der Gasverbrauch auf ein Minimum reduziert werden.

Im Banknotendruck haben wir bei den Intaglio-Maschinen ein System entwickelt zur CO2-Reduzierung über einen geringeren Stromverbrauch. Die Intaglio-Druckmaschinen erfordern eine Wischlösung, die vor der Verwendung vorgewärmt werden muss. Dagegen müssen einige Teile über eine Thermoregulierung gekühlt werden. Zur Einsparung von Energie und deren Wiederverwendung wurde mit einer PowerSave-Einheit eine Synergie zwischen Thermoregulation und der Bereitstellung einer vorgewärmten Wischlösung geschaffen. Durch diese Lösung in Kombination mit Druckluft können beim Betrieb der Intaglio-Druckmaschine etwa 83 kW pro Stunde eingespart werden. Wenn alle ausgelieferten Intaglio-Maschinen dieses System verwenden würden, könnte der CO2-Fußabdruck des Banknotendrucks um rund 45.000 Tonnen CO2 pro Jahr reduziert werden.

Zur Aushärtung der Farben während oder am Ende des Druckprozesses werden Banknotendruckmaschinen in der Regel mit herkömmlichen UV-Lampen ausgestattet. Koenig & Bauer bietet stattdessen UV-LED an. Dadurch ist keine Luftabsaugung erforderlich und der Energieverbrauch wird um ca. 45 % pro Maschine reduziert. Zudem haben UV-LED-Lampen eine viel längere Lebensdauer und enthalten kein Quecksilber bzw. produzieren kein Ozon. Wenn alle Banknotenkunden von Koenig & Bauer diese neue LED-Technologie einsetzen würden, könnten die CO2-Emissionen um ca. 10.000 Tonnen jährlich sinken.

Weitere innovative Lösungen im Banknotendruck ermöglichen eine höhere Ressourceneffizienz durch weniger Makulatur und einen geringeren Farbverbrauch bei den Intagliomaschinen um bis zu 25 %. Über die Anpassung des Papiers an die Länge und Position der Druckplatte wird der Farbverbrauch optimiert. Die Chablongröße, die den Farbverbrauch direkt beeinflusst, kann deutlich reduziert werden ohne Beeinträchtigung der Druckqualität. Bei einer Ausstattung aller Intaglio-Banknotendruckmaschinen mit dieser Technologie würden jährlich rund 2.500 Tonnen Farbe eingespart, 5.000 Tonnen Makulatur und das damit verbundene CO2 vermieden. Ein aktuelles Projekt ermöglicht es darüber hinaus, Farbe im Druckprozess nur dort aufzubringen, wo sie benötigt wird. Dadurch kann der Farbverbrauch um weitere 25 % auf bis zu 50 % reduziert werden.

Für eine weitere Verbesserung der Energie- und Ressourceneffizienz im Druckbetrieb und im gesamten Unternehmen bietet Koenig & Bauer den Kunden das Managementsystem VisuEnergy X an. Als Trusted Advisor auch beim Thema Nachhaltigkeit reicht die umfassende Unterstützung der Kunden von der System- und Anforderungsanalyse bis hin zur Energieberatung hinsichtlich Energietechnik, -effizienz und -beschaffungsstrategien sowie der Ausrichtung als klimaneutrales Unternehmen. Sie erstreckt sich von der Planungsphase einer Maschineninvestition bis zur effizienten Produktion und mehr Wirtschaftlichkeit im Unternehmen als Ganzes. VisuEnergy X ermöglicht eine ganzheitliche Digitalisierung des Unternehmens und unterstützt das Aufzeichnen von Umweltdaten und ein Energiemanagementsystem gemäß DIN EN ISO 50001:2018. Als zusätzliche Dienstleistung werden weitere Tools bzw. Services zur CO2-Reduzierung angeboten.

Ein weiteres Beispiel unserer aktiven Umweltpolitik sind wasserbasierte und migrationsunbedenkliche Druckfarben für Lebensmittelverpackungen. Die von Koenig & Bauer Durst für den Digitaldruck eingesetzten lebensmittelsicheren Druckfarben auf Wasserbasis erfüllen die lebenszyklusbasierten Umweltschutz-Leistungskriterien nach der UL ECOLOGO-Norm 2801 – 2012 (Standard for Sustainability for Printing Inks). Die UL ECOLOGO-Zertifizierung erfolgte nach Beurteilung verschiedener Kriterien wie Energieeinsatz, Abfallentsorgung und Reduzierung toxischer Inhaltsstoffe über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg.

Für die Realisierung des klimaneutralen Drucks vermittelt Koenig & Bauer seinen Kund:innen die Leistungen von Climate-Partner. Mit dem Footprint-Manager auf dem Online-Portal von Climate-Partner können die CO2-Emissionen von Druckproduktionen detailliert errechnet und per Knopfdruck durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten neutralisiert werden. Zahlreiche zertifizierte Klimaschutzprojekte unterschiedlicher international anerkannter Standards wie Gold Standard, VCS und Social Carbon stehen zur Auswahl. Die teilnehmenden Druckereien können sich mit dem Label „klimaneutral drucken“ am Markt differenzieren.

Arbeitnehmerbelange

Unternehmen werden durch eine engagierte, erfahrene, hoch qualifizierte, loyale und gesunde Belegschaft nachhaltig gestärkt. Mit ihren Fähigkeiten, maßgeschneiderte Hightech-Anlagen in Premium-Qualität zu entwickeln, herzustellen und sie mit umfassenden Serviceleistungen zu betreuen, schaffen sie einen nachhaltigen Mehrwert für Koenig & Bauer. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels mit einem in den nächsten Jahren deutlich ansteigenden Nachfolgebedarf sowie der Digitalisierung und stärkeren weltweiten Vernetzung als globale Trends besteht aktuell die Herausforderung darin, Nachwuchskräfte und Menschen mit breiter und tiefgehender Expertise in allen Sparten alter und neuer Berufsbilder zu finden, anzuwerben und zu halten, zumal die Tätigkeit in vielen Fällen eine hohe Flexibilität und Reisebereitschaft der Mitarbeitenden erfordert. Neben der weiteren Förderung der Diversität waren im Berichtsjahr die Gewinnung des Fach- und Führungskräftenachwuchses sowie die fachliche und persönliche Weiterentwicklung, Motivation und Bindung der Beschäftigten die Schwerpunkte unserer Aktivitäten im Personalbereich. Im besonderen Fokus stand der Ausbau der Ausbildungskapazitäten. Zur Präsentation unseres Unternehmens am Arbeitsmarkt gehen wir bei der Werbung mit Banner auf der Dresdner Straßenbahn, Radio- und deutschlandweiter Plakatwerbung sowie der Teilnahme an Stadtfesten differenzierter vor. Mit der Koenig & Bauer Academy und dem Learning-Managementsystem Koenig & Bauer Campus haben unsere Beschäftigten die Möglichkeit, von einem umfangreichen Bildungsangebot zu profitieren und selbstständig, bedarfsorientiert und zeitlich flexibel zu lernen. Im Wettbewerb um Talente kann Koenig & Bauer als global tätiges und innovatives Unternehmen mit seiner ausgeprägten Wertorientierung punkten, die fest in der Unternehmenskultur verankert ist. Mit vielfältigen Maßnahmen wie den frühen Projekteinbezug junger Fachkräfte und verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten wird die Belegschaft bei der Entfaltung ihres Leistungspotenzials unterstützt. Im Rahmen des betrieblichen Vorschlagswesens binden wir die Belegschaft kontinuierlich in Verbesserungsprozesse aktiv mit ein. Bei der Sonderaktion 2022 des betrieblichen Vorschlagswesens zum Thema Nachhaltigkeit waren die Beschäftigten aufgerufen, ihre Vorschläge zur Steigerung der Energieeffizienz unserer Produkte einzureichen. Verschiedene Preise wie ein E-Bike wurden für die drei besten Vorschläge ausgelobt, zusätzlich zu den in der Betriebsvereinbarung geregelten Prämien.

Konzernweit wird auf gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten mit hohen Standards bei Arbeits- und Gesundheitsschutz Wert gelegt. Koenig & Bauer achtet darauf, allen Mitarbeitenden gleiche Chancen zu bieten. Die Chancengleichheit wollen wir als Grundlage personeller Entscheidungen im Konzern weiter festigen. Der respektvolle und verantwortungsbewusste Umgang miteinander sowie der Schutz vor jeglicher Diskriminierung sind fester Bestandteil unserer Unternehmenskultur. Wir wollen den Mitarbeitenden unabhängig von Geschlecht, Alter, Behinderung, Religion, Herkunft oder sexueller Orientierung diskriminierungsfreie Arbeitsplätze gewährleisten und die Inklusion fördern. Bei Koenig & Bauer gehören Menschen mit mobilen Einschränkungen seit Jahren zur Stammbelegschaft. Ebenso ist uns die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung ein großes Anliegen. Bei einigen Gesellschaften an den Standorten Würzburg und Radebeul wird die im Sozialgesetzbuch geregelte Schwerbehindertenquote deutlich überschritten. Bei der Gießerei-Gesellschaft lag die Schwerbehindertenquote Ende 2022 bei 9,3 %.

Attraktiver Arbeitgeber
Koenig & Bauer bietet seinen Mitarbeitenden moderne Arbeitsplatzbedingungen mit Gleitzeit und Arbeitszeitkonten sowie mobilem Arbeiten an, soweit es die ausgeübte Tätigkeit zulässt. Für diese Gruppen von Mitarbeitenden werden prinzipiell mobile Arbeitsplätze eingerichtet, so dass die Beschäftigten außerhalb des Betriebs ihre dienstlichen Arbeitsleistungen mit mobilen Endgeräten erbringen können. Die Möglichkeit des mobilen Arbeitens bietet insbesondere für Mitarbeitende mit Kindern Vorteile bei der Vereinbarkeit von krankheitsbedingter Kinderbetreuung und Beruf. Zur weiteren Stärkung des Profils von Koenig & Bauer als attraktiver Arbeitgeber gehen wir neue Wege und haben im Berichtsjahr viele Maßnahmen bereits umgesetzt oder auf den Weg gebracht – von Fahrrad-Leasing und Jobticket über eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit wie z. B. in Form der neuen Frühstückspausenregelung für Teilzeitkräfte bis hin zu neuen Ausbildungsberufen im Bereich IT. Das große Interesse am Fahrrad-Leasing haben die Beschäftigten bei einer Umfrage zum Ausdruck gebracht.

Die Mitarbeitenden werden bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit speziellen Angeboten wie flexible Arbeitszeiten, vorübergehende bzw. dauerhafte Teilzeitmodelle, mobiles Arbeiten, Betreuungsangebote und Sonderurlaube wie Familienauszeit und Sabbaticals unterstützt. Der Anteil der Teilzeitkräfte im Konzern ist auf 4,5 % gestiegen (Vorjahr: 3,8 %). Als Modellprojekt haben wir in der Produktion zwei Extra-Arbeitsplätze für Frauen in Teilzeit mit einer neuen Frühstückspausenregelung geschaffen, das nach dem erfolgreichen Anlaufen ausgebaut werden soll. Weiter bietet Koenig & Bauer an seinen Standorten verschiedene Kinder- und Ferienbetreuungsangebote an. In den Sommerferien fand erneut über zwei Wochen das Ferienprogramm für die Kinder von Mitarbeitenden am Standort Würzburg auf zwei verschiedenen Bauernhöfen statt. Dank seines überzeugenden Konzepts wurde dieses Ferienprogramm mit zwei kompletten Betreuungswochen im bundesweiten Unternehmensleitfaden zur betrieblichen Kinderbetreuung als Praxisbeispiel für eines von vier Organisationsmodellen aufgenommen – und ist damit bundesweit beispielgebend. Das Konzept soll künftig auch auf andere Konzernstandorte übertragen werden. Am Standort Radebeul wurde Anfang Februar 2023 bereits das Angebot für eine Betreuung während der Sommerferien kommuniziert. Der nach der Corona-Pause im Werk Würzburg am schulfreien Buß- und Bettag 2022 wieder durchgeführte Kinder- und Jugendtag war gut frequentiert. Die am Standort Radebeul neben dem Firmengelände bestehende Kindertagesstätte wird wegen der arbeitszeitgerechten Betreuung von den Mitarbeitenden genutzt. Eine betriebliche Kinderbetreuung am Standort Würzburg ist in Planung. Bereits seit 2006 ist Koenig & Bauer Mitglied im Bündnis Familie und Arbeit in der Region Würzburg.

Neben einer geringen Fluktuationsrate von 2 % (Vorjahr: 1 %) sind die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit von 19,2 Jahren (Vorjahr: 20,2 Jahren) und die jährlich hohe Zahl von Arbeitsjubilaren an den Standorten Radebeul und Würzburg Indikatoren für eine gute Bindung der Mitarbeitenden bei Koenig & Bauer. 2022 begingen 129 Arbeitsjubilare (Vorjahr: 92) an den beiden großen Konzernstandorten ein rundes Arbeitsjubiläum. Auf eine 40-jährige Tätigkeit konnten 42 und auf 25 Jahre 85 Mitarbeitende zurückblicken. Bei den nach der Corona-bedingten Unterbrechung wieder stattgefundenen Jubilarfeiern wurden darüber hinaus auch zwei Mitarbeitende für 50 Jahre Betriebstreue geehrt. Für alle Mitarbeitende am Standort Würzburg wurde bereichsbezogen ein Sommerfest mit guter Resonanz veranstaltet. Am Standort Radebeul fand ein Familientag mit einem umfassenden Programm statt, zu dem rund 3.500 Besucher:innen kamen.

Diversität
Koenig & Bauer legt einen hohen Wert auf die Vielfalt seiner Belegschaft. Unser Diversitätskonzept zielt auf eine Steigerung der Vielfalt hinsichtlich Gender, Internationalität bzw. Ethnie, Alter, Religion bzw. Weltanschauung und auch hinsichtlich Erfahrungshintergrund ab. Hinsichtlich Internationalität haben wir durch die standortübergreifende Zusammenarbeit der in unseren zahlreichen globalen Standorten Beschäftigten mit unterschiedlichster Nationalität schon einen hohen Grad an Diversität erreicht. Für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung wollen wir die Potenziale nutzen, die sich aus heterogenen Teams ergeben. Wie bei vielen anderen Maschinenbauunternehmen ist bei Koenig & Bauer der Anteil von Frauen mit 14,8 % im Konzern im Vergleich zu anderen Branchen relativ gering, aber gegenüber dem Vorjahr (13,7 %) angestiegen. Verschiedene Aktivitäten wie die gezielte Ansprache von Frauen über entsprechend gestaltete Stellenausschreibungen mit Jobsharing-Angeboten, dem Girls Day, über Karrieremessen, Praktika und Schulbesuche zielen auf eine weitere Erhöhung des Anteils weiblicher Fachkräfte ab. Neben der generellen Förderung von Frauen in unserem produzierenden Unternehmen wie die oben beschriebene Einrichtung von zwei Teilzeitarbeitsplätzen in der Produktion für Frauen läuft aktuell eine Diversitätsinitiative mit einem umfassenden Maßnahmenpaket wie speziellen Weiterbildungs- und weiblichen Mentorenprogrammen zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen. In einem gerade mit dem Bayerischen Unternehmensverband Metall (bayme) laufenden Programm führen wir weibliche Fachkräfte mit Entwicklungspotenzial an Führungsaufgaben heran. Ende 2022 lag bei der Holdinggesellschaft Koenig & Bauer AG der Anteil von Frauen in der ersten und zweiten Führungsebene unter dem Vorstand bei 33,3 % bzw. 11,1 %. Zum entsprechenden Vorjahreszeitpunkt betrug der Frauenanteil 25,0 % bzw. 12,5 %. Bezogen auf die Altersstruktur ergibt sich für beiden großen Konzernstandorte folgendes Bild: Von den 3.087 in Radebeul und Würzburg Mitarbeitenden sind 24,2 % bis 35 Jahre, 50,1 % zwischen 35 und 55 Jahre und 25,7 % über 55 Jahre alt.

Gewinnung und professionelle Qualifizierung unseres Fachkräftenachwuchses
Durch die Ausbildung im eigenen Haus sichert Koenig & Bauer den hohen Bedarf an qualifizierten Fachkräften in Entwicklung, Konstruktion, Produktion, Inbetriebnahme und im Service. Das Modell der dualen Berufsausbildung hat im Unternehmen eine lange Tradition. Die firmeneigene, staatlich anerkannte Werkberufsschule in Würzburg sichert durch eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis die professionelle Ausbildung qualifizierter Fachkräfte. Auch im 154. Jahr ihres Bestehens ermöglicht die Werkberufsschule ein modernes Lernen und Arbeiten. Dazu wurden alle Auszubildenden Tablets zur Verfügung gestellt. Auf einer intern eingerichteten Website können sie damit durch interaktive Bedienungsanleitungen, E-Learnings, Lehrgangsunterlagen, Video-Tutorials und technische Zeichnungen navigieren. Alle Informationen, die sie für ihre Arbeit in der Lernwerkstatt benötigen, sind somit immer nur ein paar Klicks entfernt. Durch Scannen der QR-Codes, die auf allen Maschinen, Geräten und Behältern in der Werkberufsschule aufgeklebt sind, erhalten die Auszubildenden Sicherheitsunterweisungen und weitere Informationen zur Bedienung und Handhabung direkt auf ihr Tablet. Auf der internen Website befinden sich auch Lehrvideos, die die Auszubildenden nach fachlichem Impuls der Ausbilder:innen im Deutschunterricht selbst produziert haben.

Durch die aktuellen Entwicklungen am Arbeitsmarkt wird es auch für Koenig & Bauer zunehmend zur Herausforderung, alle Ausbildungsplätze zu besetzen – vor allem in den gewerblich-technischen Berufen. Entsprechend rekrutieren wir den Fachkräftenachwuchs aus allen Schularten und geben auch den Notenschwächeren bewusst Chancen. Auf Karriere-, Berufs- und Jobmessen sowie eigenen Veranstaltungen wie dem Berufsinformationstag in Radebeul und der Infowoche mit Tag der offenen Ausbildung in Würzburg engagieren wir uns zusammen mit aktiver Unterstützung durch die aktuellen Auszubildenden, um weitere Menschen für die Arbeit bei Koenig & Bauer zu begeistern. Die Radebeuler Berufsausbildung arbeitet mit einer Vielzahl von Schulen in der Region eng zusammen. Bei Gemeinschaftsveranstaltungen an den örtlichen Schulen wird frühzeitig über Ausbildungsangebote und -berufe im Radebeuler Werk informiert. Bei einer Infowoche mit Tag der offenen Ausbildung im Juli 2022 besuchten über 400 interessierte Jugendliche von Schulen aus der Region die Werkberufsschule in Würzburg, um sich über die Ausbildungswege bei Koenig & Bauer zu informieren. Neben diesen bewährten Instrumenten setzen wir für die Gewinnung von Nachwuchskräften auch neue Instrumente unter Nutzung der sozialen Medien ein. Hier können sich Interessierte ein Bild über den Verlauf eines Praktikums oder über die Ausbildungsinhalte und -methoden machen. Neben den verschiedenen Informationsmöglichkeiten über die Ausbildungsberufe bei Koenig & Bauer bieten Schülerpraktika gute Voraussetzungen für eine frühzeitige Berufsorientierung der Schulabgänger. Die Praktika sind so angelegt, dass die Schüler:innen sich selbst ausprobieren und die Ausbildungsberufe im Unternehmen kennenlernen können. Einige Studierende erstellen ihre Abschlussarbeiten bzw. absolvieren zum beruflichen Einstieg Praktika oder Praxissemester bei Koenig & Bauer. Des Weiteren wird während des Studiums die Möglichkeit geboten, im Rahmen von Werkstudententätigkeiten die Druckmaschinenwelt von Koenig & Bauer in fast allen Unternehmensbereichen kennenzulernen.

Die Anzahl der Auszubildenden und Praktikanten lag zum 31. Dezember 2022 im Konzern mit 331 über dem Vorjahreswert von 315. Die konzernweite Ausbildungsquote stieg auf 6 % (2021: 5,8 %). Die Ausbildungsberufe reichen von Mechatronikern über Industriemechaniker und Zerspanungsmechaniker bis hin zu Industriekaufleuten. Im IT-Bereich bilden wir Fachinformatiker:in für Prozess- und Datenanalyse aus und haben 2022 die Ausbildungsberufe um Elektroniker:innen für Automatisierungstechnik erweitert. Ab 2023 bilden wir auch wieder Technische Produktdesigner:innen aus. Die Auszubildenden umfassen außerdem dual Studierende, die neben dem Besuch der Hochschule ihre Praxisphasen an den Konzernstandorten absolvieren. Regelmäßige Spitzenplatzierungen als Kammersieger sowie Zweit- bzw. Drittplatzierte und gute bis sehr gute Ergebnisse in den Abschlussprüfungen sind ein Indikator für die anerkannt hohe Qualität der konzernweiten Ausbildungsstätten. Im Bezirk Dresden der Industrie- und Handelskammer (IHK) erreichte ein Industriemechaniker aus dem Radebeuler Werk in seinem Beruf den Spitzenplatz bei den Abschlussprüfungen 2022. Ein Mechatroniker des Radebeuler Werks erhielt die Auszeichnung als bester Absolvent der IHK-Zusatzqualifikation Englisch. Eine Ehrenurkunde der IHK Dresden erhielt die Radebeuler Berufsausbildung, nachdem sie bereits zum 20. Mal mit dem Prädikat „Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“ geehrt wurde. Bei erfolgreichem Ausbildungsabschluss ergeben sich für die angehenden Fachkräfte gute berufliche Perspektiven durch eine unbefristete Übernahme an den großen Konzernstandorten in Würzburg und Radebeul.

Systematische Personalentwicklung
Zur konzernweiten Förderung der Mitarbeitenden haben wir ein Personalentwicklungs-Programm als modulares Konzept etabliert, das für verschiedene Hierarchieebenen zielorientierte Methoden vorsieht und dazu beiträgt, Talente frühzeitig zu erkennen und sie gezielt zu fördern. Die Personalentwicklungs-Initiativen haben einen starken internationalen Fokus und beziehen alle Konzernunternehmen inklusive der weltweiten Vertriebs- und Servicegesellschaften ein. Um die konzernübergreifenden Qualifizierungs- und Personalentwicklungsaktivitäten weiter zu intensivieren, haben wir im Berichtsjahr die globale konzernweite Koenig & Bauer Academy gegründet. Mit der Bündelung von Qualifizierungsaktivitäten auf Konzernebene und der Bereitstellung eines globalen, BU-übergreifenden Personalentwicklungsangebots wird neben der Forcierung einer globalen Führungs- und Lernkultur und der Erzielung von Synergieeffekten eine digitalisierte, zielgruppenorientierte Lernwelt geschaffen, die allen Koenig & Bauer-Mitarbeitenden zur Verfügung steht. Ein attraktiver Schulungskatalog unterstützt die Mitarbeitenden bei der individuellen Planung ihres Berufsweges gemeinsam mit Koenig & Bauer. Neben allen Standorten weltweit gehört auch der virtuelle Campus zur Koenig & Bauer Academy. Durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten im Academy-Netzwerk stellen wir sicher, dass Expert:innen aller Fachrichtungen das Portfolio der Koenig & Bauer Academy gestalten und weiterentwickeln und den Beschäftigten weltweit neues und wichtiges Know-how bereitgestellt wird. Über einen Newsletter, das Academy-Magazin, einer eigenen Website sowie in Veranstaltungen, Schulungen und in persönlichen Gesprächen wird über das umfassende Academy-Angebot informiert.

Mit der Koenig & Bauer Academy und dem vor einigen Jahren eingeführten Learning-Managementsystem Koenig & Bauer Campus bestehen im Konzern gute Rahmenbedingungen und moderne Instrumente zur betrieblichen Fort- und Weiterbildung. Über ein persönliches Profil haben alle Mitarbeitenden weltweit Zugang zum Online-Katalog, in dem sie alle zur Verfügung stehenden Schulungen einsehen können. Neben klassischen Präsenzschulungen im Campus umfasst der Fort- und Weiterbildungskatalog Live-Online-Trainings und E-Learnings von GoodHabitz in allen relevanten Kompetenzfeldern, um dezentrales virtuelles Lernen zu fördern. „Das Mitarbeiter:innen-Jahresgespräch motivierend führen“ ist ein Beispiel für Live-Online-Trainings. Durch ein interaktives Training und dem individuellen Eingehen auf Anforderungen und Fragen der Teilnehmer:innen soll das bewährte Personalinstrument „Mitarbeiter:innen-Jahresgespräch“ weiter gestärkt werden. Positiv für eine zielführende Weiterbildung ist bei diesem Personalinstrument die Möglichkeit eines direkten Feedbacks in beide Richtungen, wenn Mitarbeitende und Vorgesetzte gemeinsam über ihre aktuellen Sichtweisen und Ziele sprechen. Neben dem umfassenden Weiterbildungskatalog für alle Beschäftigten werden für Führungskräfte Schulungen zu verschiedenen Themenbereichen wie Führung und Motivation der Mitarbeitenden, Teambildung und Konfliktmanagement angeboten. Die verpflichtenden Schulungen wie z. B. zur Exportkontrolle, Compliance oder Arbeitssicherheit werden den Mitarbeitenden direkt auf ihren individuellen Lernplan am Campus zugewiesen, um die Belegung sicherzustellen. Jeder Mitarbeitende kann aus dem Online-Katalog freiwillige Maßnahmen beantragen. Die Vorgesetzten können die gewünschten Schulungen direkt im System per Mausklick bestätigen. Für jeden Mitarbeitenden dokumentiert das System die Bildungshistorie. Es erinnert an fällige Trainings. Zusätzlich erfolgt eine Information der Vorgesetzten, die Mitarbeitenden zu Bildungsmaßnahmen anzumelden. Neben 522 Präsenzschulungen (2021: 876) fanden einschließlich der 169 GoodHabitz Online-Kurse im Berichtsjahr 25.132 E-Learnings statt. Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber der Vorjahreszahl von 16.860 E-Learnings. Compliance war ein Themenschwerpunkt der E-Learnings mit 11.248 Online-Schulungen (2021: 7.541). Dazu kommen noch eine Vielzahl von technischen und sonstigen Aus- und Weiterbildungen sowie Fachschulungen wie Gabelstapler-Führerscheine, Ersthelferkurse etc. Zusätzlich unterstützen wir die berufsbegleitende Weiterbildung unserer Beschäftigten zu Technikern, Fach- und Betriebswirten und stellen sie auf Wunsch auch für Meisterausbildungen frei.

Ein weiterer Baustein unserer Personalentwicklungs-Aktivitäten sind Entwicklungs-Assessments, bei der Führungs- und Nachwuchskräfte extern beurteilt werden. In einem anschließenden internen Prozess erstellen die direkten Vorgesetzten Kompetenzprofile unter Einbezug der gewonnenen Ergebnisse. Für eine differenzierte Sicht beurteilen die Geschäftsführer und Bereichsleiter im nächsten Schritt die Führungs- und Nachwuchskräfte aus ihren Business Units in Kalibrierungs-Workshops. Für den bewerteten Personenkreis wird eine umfassende Kompetenz-Matrix in einer Datenbank angelegt. Aus diesem Kreis werden in den anschließenden Abstimmungsrunden je Business Unit mit Vorständen und Geschäftsführern Potenzialträger nach den Kriterien Alter, Sprachen, Internationalität, Führungstiefe, Fachwissen (technische/kaufmännische Kompetenzen), Lebenslauf, Mobilität/Veränderungswille und Fähigkeiten/Potenzial identifiziert und individuelle Entwicklungspläne mit Weiterbildungsmaßnahmen erstellt. Eine wesentliche Zielsetzung ist die Nachbesetzung von Managementfunktionen aus den eigenen Reihen. Durch diese systematische Karriereentwicklung wollen wir unsere Attraktivität als Arbeitgeber stärken. Andererseits erfüllt das systematische Talentmanagement die Erwartungen karriereorientierter Leistungsträger und trägt damit auch zur Bindung qualifizierter Mitarbeitender bei.

Zusätzlich zielt das einjährig angelegte Junioren-Management-Programm (JuMP) mit Teilnehmer:innen im Alter zwischen Anfang 20 und 30 Jahren auf die systematische Vorbereitung der Nachwuchskräfte auf Führungsaufgaben ab. An dem 2021 gestarteten Programm haben 22 Nachwuchskräfte teilgenommen. Zusätzlich zu den fachlichen Lernmodulen bearbeiten die Nachwuchskräfte Praxisprojekte aus dem betrieblichen Alltag, die sowohl zur internationalen Vernetzung der Nachwuchsführungskräfte beitragen als auch innovative Problemlösungsansätze für betriebliche Herausforderungen bieten.

Das Engagement der Mitarbeitenden belegt auch die Schulungsreihe „Campus of Experts“ mit immer aktuellen Themen. Ein weiterer Bestandteil des Personalentwicklungs-Portfolios sind Beratungsleistungen zur Organisationsentwicklung auf Team-, Abteilungs- und Bereichsebene mit Durchführung entsprechender Workshops. Zusätzlich besteht ein Angebot zu beruflichem und persönlichem Coaching, das sich an alle Zielgruppen im Unternehmen richtet. Für neue Mitarbeitende gibt es zum Einstieg den digitalen Onboarding-Prozess, der die Orientierung und das Ankommen im Unternehmen erleichtern soll sowie die Unternehmenskultur aufzeigt. Ein professionelles Provider-Management beim Zukauf und in der Steuerung sowie Qualitätssicherung externer Dienstleister wie Trainer und Coaches runden das Leistungsspektrum der Personalentwicklung ab.

Arbeits- und Gesundheitsschutz
Im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz verfügen die Produktionswerke in Würzburg, Radebeul und Dobruška über die Zertifizierung nach DIN ISO 45001:2018. Verschiedene Maßnahmen zielen auf weitere Verbesserungen bei der Arbeitssicherheit und Ergonomie ab. Durch regelmäßige Kontrollen und Beratungen werden die Einhaltung der Arbeitsschutzvorschriften überwacht und Empfehlungen zur Optimierung der Arbeitsabläufe gegeben. Erkrankungen und etwaige Unfälle lassen sich durch die Vermeidung von nicht ergonomischen Bewegungsabläufen und schwerem Heben minimieren. Die Gefährdungsbeurteilungen werden regelmäßig aktualisiert. Regelmäßige Unterweisungen und Schulungen sollen das Bewusstsein der Beschäftigten für eventuell auftretende Gefahren schärfen. Zu den ausführlichen persönlichen Unterweisungen der Auszubildenden der Werkberufsschule durch die Ausbilder:innen können die Auszubildenden Sicherheitsanweisungen zur Bedienung und Handhabung aller Maschinen, Geräte und Behälter direkt auf ihr Tablet über das Scannen eines aufgeklebten QR-Codes laden. Diese Hilfestellungen tragen zur Erreichung unseres strategischen ESG-Ziels der Minimierung von Arbeitsunfällen bei.

15,7 Unfälle pro 1 Million Arbeitsstunden (Vorjahr: 15) ereigneten sich im Berichtsjahr an den Arbeitsplätzen in den Werken Würzburg und Radebeul mit einer Ausfallzeit der Stammbelegschaft von einem Tag und mehr. Zur Reduzierung der Arbeitsunfälle werden auf Basis von umfassenden Analysen Präventionsmaßnahmen abgeleitet. Dabei ermöglicht das monatliche Reporting der Unfallhäufigkeitsrate nach Bereichen und Abteilungen ein zielgerichtetes Eingreifen. Unfallschwerpunkte werden mit monatlichen Sonderaktionen adressiert und kommuniziert.

Die betriebliche Gesundheitsförderung und -vorsorge sowie ein umfassendes Gesundheitsmanagement haben bei Koenig & Bauer ebenfalls eine hohe Priorität. Die verschiedenen Programme werden vom Personalmanagement und von der als eigenständigen Körperschaft des öffentlichen Rechts geführten Koenig & Bauer Betriebskrankenkasse (Koenig & Bauer BKK) gesteuert und durchgeführt. Das Personalmanagement bei verschiedenen Business Units bietet im Rahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements Mitarbeitenden, die jeweils im zurückliegenden Jahr länger als 30 Tage krankgeschrieben waren, über einen persönlichen Brief ein vertrauliches Gespräch an, um mögliche Maßnahmen zur Überwindung bzw. Verbeugung der Arbeitsunfähigkeit und zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz zu besprechen. Am Standort Radebeul wurde unter dem Motto „Gemeinsam Gesundheit fördern“ ein Gesundheitsteam etabliert. Als erste Handlungsschwerpunkte stehen die Ergonomie am Arbeitsplatz und Prävention der Muskel-Skelett-Erkrankungen sowie das Regenerationsmanagement im Fokus. Bausteine dazu sind die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Pausenräume und -plätze sowie die Erweiterung der Sitzflächen im Außenbereich. Weitere Gesundheitsteams sollen sukzessive im gesamten Konzern aufgebaut werden.

Zusätzlich zu den vielfältigen Aktivitäten und Angeboten mit Gesundheitskursen, speziellen Gesundheitstagen und Impfangeboten sind Beratungen und Trainings ein weiterer Schwerpunkt, mit denen Gesundheitskompetenzen vermittelt und die Mitarbeitenden zu einem gesundheitsbewussten und ergonomischen Arbeiten und Stressprävention angeleitet werden. Wie in früheren Jahren fanden die Kurse für die Auszubildenden mit einem auf sie zugeschnittenen Gesundheitsförderungsprogramm zur Sensibilisierung zum Thema Lärmschwerhörigkeit, Suchtprävention und zur Vorbeugung von Muskel-/Skeletterkrankungen statt. Zusätzlich startete die Koenig & Bauer BKK das analog-digitale Angebot You!Mind, das die psychische Gesundheit der Auszubildenden und Lehrkräfte stärken soll. Eine besondere Art der präventiven Gesundheitsförderung mit individuellen Programmen zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung von Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden sind die Aktivwochen in ausgewählten Kurorten. Hauptscreenings wurden im Berichtsjahr persönlich vor Ort in den Werken Frankenthal, Radebeul und Würzburg angeboten. Unabhängig vom Wohnort erhalten Beschäftigte mit psychischen Erkrankungen über das Programm BKK ProPsych innerhalb von 14 Tagen eine qualifizierte Erstdiagnostik. Sollte sich in der Erstdiagnostik die medizinische Notwendigkeit ergeben, erhalten die Beschäftigten innerhalb von weiteren 14 Tagen eine psychotherapeutische Behandlung. Im Rahmen dieses Programmes wird auch eine spezielle Verhaltenstherapie zur nachhaltigen Gewichtsreduktion bei Adipositas angeboten. Ziel des an den Standorten Würzburg und Radebeul laufenden Programms „BGM-innovativ“ ist eine koordinierte Versorgung gefährdeter und erkrankter Beschäftigter mit Muskel- und Skeletterkrankungen, um Krankheit und deren Chronifizierung zu vermeiden, Krankheitsdauer und Fehlzeiten zu verkürzen und die Beschäftigungsfähigkeit dauerhaft zu erhalten. Als Ergebnis einer Umfrage unter den Beschäftigten startete im November 2022 erstmals ein Ganzkörpertraining mit CrossFit und High Intensity Interval Training. Zum Programm der Koenig & Bauer BKK gehören ebenfalls Yoga-Kurse, die hybrid mit Präsenz im Werk und online durchgeführt werden. Für Tinnitus-Patienten wird die App Tinnitracks zur Milderung der Intensität des Pfeiftons angeboten. Mit der neuen Gesundheits- und Fitness-App erhalten die Versicherten der Koenig & Bauer BKK nützliche Tipps rund um die Themen „Gesundes Essen“, „Bewusster Leben“ und „Richtig und effektiv bewegen“. Große Resonanz fand die diesjährige „Apfelaktion“ in den Kantinen in Würzburg und Radebeul. Mit der Unterstützung von Betriebssportfesten und der Beteiligung von Mitarbeitenden an Firmenläufen werden Gesundheit und Teamgeist gefördert.

Sozialbelange

Koenig & Bauer ist Pionier in der betrieblichen Sozialpolitik und bei der Unterstützung sozialer Projekte. Noch vor einer staatlichen Sozialgesetzgebung gab es bereits 1855 den Vorläufer einer unternehmenseigenen Betriebskrankenkasse. Noch heute besteht die 1873 gegründete Invaliden-, Witwen- und Waisenkasse. Wir bekennen uns zu unserer Verantwortung für die Gesellschaft und fördern soziale und kulturelle Projekte neben unseren Initiativen zur Erhaltung und Schonung der Umwelt.

Gesellschaftliches Engagement
Bei Koenig & Bauer beinhaltet das soziale und gesellschaftliche Engagement umfassende Sponsoring- und Spenden-Aktivitäten. Die Konzernrichtlinie zu Sponsoring und Spenden regelt das Grundverständnis des Unternehmens bei diesen Themen und beinhaltet die Festschreibung eines gruppenweit durchgängigen Prozesses inklusive der Definition von Freigaberegelungen. Auf der Nachhaltigkeits-Website von Koenig & Bauer soll eine neue Rubrik mit den aktuellen Sponsoring- und Spendenaktivitäten ergänzt und mit der E-Mail-Adresse engagement(at)koenig-bauer.com eine zentrale Anlaufstelle für alle Anfragen rund um Sponsoring und Spenden eingerichtet werden.

Neben der jährlichen Unterstützung des Afrika Festivals in Würzburg stellt Koenig & Bauer finanzielle Mittel weltweit für soziale Projekte und Aufgabenstellungen gemeinnütziger und nicht-kommerzieller Organisationen und Einrichtungen wie Stiftungen oder Vereine zur Verfügung. Im Berichtsjahr erfolgten Spenden für Liebe im Karton, die Nicolaidis Young Wings Stiftung, Geflüchtete aus der Ukraine und die Sommerakademie Homburg am Main. Neben dieser Unterstützung von sozialen Einrichtungen und kulturellen Initiativen lag 2022 ein besonderer Schwerpunkt auf den Bereich Ökologie. Im Rahmen des Baobab-Projekts unterstützt Koenig & Bauer ein Regenwaldprojekt in Ghana. Der Erhalt des Regenwaldes begünstigt durch ein stabileres Klima vor Ort den Erfolg des ebenfalls unterstützten landwirtschaftlichen Ausbildungsprojekts der Baobab Children Foundation und dient als Mosaikstein für das Weltklima. Das Ziel der Baobab Children Foundation ist es, Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren nach vier Jahren Schule und einem praktischen Jahr eine abgeschlossene Berufsausbildung mit staatlicher Prüfung zu ermöglichen. Weiter unterstützt Koenig & Bauer in Tansania das auf einem Mikro- und Makro-Nachhaltigkeitsmodell basierende Bakita Girls Gemeinschaftszentrum zur schulischen Ausbildung insbesondere junger Mütter und Waisenkinder mit zusätzlichen Berufsausbildungsabschlüssen. Bei der Tochtergesellschaft Koenig & Bauer MetalPrint gibt es eine jährliche Spendenaktion mit Tombola von Mitarbeitenden für ein Kinder- und Jugendhospiz in Stuttgart mit Verdoppelung des Spendenbetrags durch das Unternehmen.

Darüber hinaus wird das Nachhaltigkeitsprogramm der Banco de la Republica in Kolumbien unterstützt, das darauf abzielt, nur Banknoten mit „0“ CO2-Emissionen auszugeben. Die Emissionsneutralität der Banknotendruckerei soll durch das Aufforstungsprojekt Bio-Banknote erreicht werden, bei dem in ausgewählten Regionen Kolumbiens Bäume gepflanzt werden.

Erstmals hat Koenig & Bauer in einem feierlichen Event während eines Executive Summits am 30. September in Würzburg den vom Unternehmen eigens ins Leben gerufenen Green Dot Award 2022 verliehen. Mit dem Green Dot Award zeichnet Koenig & Bauer eine visionäre Führungspersönlichkeit mit herausragenden Ideen aus, die in besonderer Weise innovative Beiträge zum nachhaltigen Drucken geleistet hat. Als Preisgeld erhielt der Green Dot Award-Gewinner 10.000 EUR. Weitere 10.000 EUR hat Koenig & Bauer für ein Nachhaltigkeitsprojekt nach Wahl des Preisträgers gespendet. Die Wahl des Green Dot Award-Gewinners 2022 fiel auf die estnische Initiative „Let’s Do It World“, die eine Vielzahl von Aktionen für eine abfallfreie Welt wie den World Cleanup Day organisiert. Let’s Do It World ist ein akkreditiertes Mitglied des Umweltprogramms der Vereinten Nationen und wurde 2021 von UN-Habitat für die Durchführung aufeinanderfolgender World Cleanup Days ausgezeichnet. Die Spende soll für die Organisation des nächsten World Cleanup Day am 16. September 2023 verwendet werden. Der von Koenig & Bauer gesponserte Branchenpreis des Druck & Medien Awards für das umweltorientierte Unternehmen des Jahres würdigt ebenfalls das Öko-Engagement von Druckbetrieben.

Mit ihren umfangreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten bei den Industrie- und Handels- sowie Handwerkskammern, als ehrenamtliche Richter an den Arbeits- und Sozialgerichten, in Blaulichtorganisationen wie Technisches Hilfswerk, Feuerwehr und Rettungsdienst sowie in Stadt- und Gemeinderäten leisten die Führungskräfte und Mitarbeitenden einen großen gesellschaftlichen Beitrag. In vielen Fällen werden die Mitarbeitenden für die vielfältigen ehrenamtlichen Tätigkeiten von Koenig & Bauer freigestellt. Der Earth Day wird alljährlich am 22. April begangen und soll die Wertschätzung für die Umwelt stärken sowie dazu anregen, das Konsumverhalten zu überdenken. Über 175 Länder nehmen mit diversen Veranstaltungen und Aktionen daran teil. Im Rahmen der Initiative TICCIT (Trees Into Cartons, Cartons Into Trees) besuchten Führungskräfte der US-amerikanischen Tochtergesellschaft im Frühjahr 2023 die German International School in Dallas, um die Schüler:innen für eine nachhaltigere Zukunft zu begeistern und die Bedeutung von Recycling zu vermitteln.

Als global agierender Druckmaschinenhersteller steht Koenig & Bauer seit jeher für Weltoffenheit sowie Toleranz und unterstützt am Standort Radebeul den Verein „Wirtschaft für ein weltoffenes Sachsen“, um mit konkreten Maßnahmen die Integration von Zuzug und Zuwanderung in die Wirtschaft zu begleiten und zu fördern. Zwei Geflüchtete absolvieren nach dem erfolgreichen Abschluss der Realschule eine vierjährige Berufsausbildung im doppelt qualifizierenden Bildungsgang „Mechatroniker mit Abitur“. Den Praxisteil absolvieren sie bei Koenig & Bauer in Radebeul. Für den theoretischen Teil ihrer Ausbildung besuchen sie das Berufliche Schulzentrum für Elektrotechnik in Dresden. Bereits im Jahr 2015 begannen zwei Geflüchtete ihre Berufsausbildung bei Koenig & Bauer. Sie haben ihre Lehre zu Mechatronikern erfolgreich abgeschlossen und arbeiten seitdem im Montagebereich für Bogenoffset-Druckmaschinen. Zur Förderung der Weltoffenheit bei unseren Beschäftigten haben wir Anfang Januar 2023 den Zeitzeugen Niklas Frank aus der Zeit des Nationalsozialismus (NS) in unsere Werkberufsschule zur Autorenlesung vor Auszubildenden, Ausbilder:innen und Mitarbeitenden mit anschließender intensiver Diskussion eingeladen. In seinen Büchern rechnet der Sohn eines NS-Machthabers mit seinem Vater ab.

Hohe Produktqualität für mehr Arbeits- und Prozesssicherheit im Druckbetrieb
Die Qualität der Produkte und Dienstleistungen hat für Koenig & Bauer einen hohen Stellenwert. Entsprechend zielt das Qualitätsmanagementsystem auf die nachhaltige Sicherung hoher Qualitätsstandards bei der Herstellung und Montage der maßgeschneiderten, innovativen und komplexen Produkte ab. Die Qualitätsmanagement-Systeme an den großen Produktionswerken in Radebeul und Würzburg, bei der Business Unit Sheetfed in Radebeul, bei der Business Unit Security an den drei Standorten Würzburg, Lausanne und Mödling sowie bei der Business Unit Coding in Veitshöchheim sind nach DIN EN ISO 9001:2015 zertifiziert. Bei der Produktentwicklung stehen Arbeits- und Prozesssicherheit, Zuverlässigkeit und Bedienerfreundlichkeit im Fokus.

Bekenntnis zu den Menschenrechten

Koenig & Bauer bekennt sich in seiner Rolle als Arbeitgeber und als Anbieter sowie Bezieher von Produkten und Dienstleistungen zu den Menschenrechten und achtet diese als Kernelement einer verantwortungsvollen Unternehmensführung. Eine Leitlinie unserer Unternehmenspolitik ist das Rahmenwerk für Unternehmenstätigkeit und Menschenrechte der Vereinten Nationen („Protect, Respect and Remedy“ – Schützen, Achten, Rechtsschutz gewähren). Mit der Aufnahme der Menschenrechtsgrundsätze in die Einkaufsbedingungen und der konsequenten Berücksichtigung bei allen wesentlichen geschäftlichen Aktivitäten werden die Geschäftspartner dazu angehalten, die Menschenrechte gleichermaßen anzuerkennen und zu achten. Die Lieferanten sichern mit der Unterzeichnung der Einkaufsbedingungen insbesondere zu, dass sie keine Kinderarbeit und Zwangsarbeit einsetzen und jegliche Form von Diskriminierung vermeiden. Die Einkaufsbedingungen fordern weiter ein, dass die externen Geschäftspartner die Arbeitnehmerrechte respektieren und die Arbeitsgesetze einhalten. Der in den Einkaufsbedingungen enthaltene Verhaltenskodex für Lieferanten umfasst auch die Einhaltung von gesetzlichen und vertraglich vereinbarten Qualitäts- und Sicherheitsstandards sowie von Umweltanforderungen insbesondere beim Einsatz und bei der Verarbeitung von Gefahrenstoffen. Zusätzlich zu den verwendeten Standardverträgen als Rahmen- und Einkaufsverträge und den Einkaufsbedingungen mit dem darin enthaltenen Code of Conduct für Lieferant:innen bestehen mit rund 400 Lieferanten sogenannte Qualitätssicherungsvereinbarungen.

Durch den Code of Conduct werden die Lieferant:innen insbesondere verpflichtet, auf Verlangen zur Einhaltung der Grundsätze bei den Themen Menschenrechte, Kinderarbeit, Mindestlohn, geschäftliche Integrität, Sicherheit und Gesundheit sowie Nachhaltigkeit Auskunft zu geben und Audits zur Überprüfung zuzulassen. Um die Einhaltung der geforderten Grundsätze initial und fortlaufend bei unseren Lieferant:innen zu überprüfen, haben wir umfassende Prozesse eingerichtet. Bei der Neuzulassung oder Wiederaufnahme der Lieferbeziehung ist ein Lieferantenqualifizierungsprozess zu durchlaufen. Diese initiale Überprüfung potenzieller Lieferanten bei deren Auswahl beinhaltet mindestens ein Self-Assessment durch die Lieferant:innen mittels eines Fragebogens, im Rahmen dessen sie auch Auskunft über die Einhaltung menschen- und umweltrechtlicher Standards in ihren Unternehmen geben müssen (Lieferantenqualifizierung). Basierend auf den Ergebnissen des Self-Assessments und einer internen Risikoeinschätzung werden weitere Maßnahmen eingeleitet. Diese können das Anfordern von Zertifikaten, Nachweisen zur Vermeidung menschen- oder umweltrechtlicher Risiken, Prüfungshandlungen oder ein Vor-Ort-Audit sein. Im Rahmen der fortlaufenden Überprüfung der Zusammenarbeit in Form von Lieferantenaudits erfolgt eine stichprobenbasierte Auswahl aus dem Kreis der bestehenden Lieferant:innen.

Der bereits 2011 ausgerollte und konzernweit verbindliche Kodex geschäftlichen Verhaltens beinhaltet die maßgeblichen Aspekte des Gesetzes über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen in Lieferketten. Dazu gehören fairer Wettbewerb durch Verhinderung von Korruption, Betrug und Kartellen; Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz; Umweltschutz sowie Gleichbehandlung und Anti-Diskriminierung. Die Einhaltung dieser Grundsätze wird durch das Compliance-Management-System mittels Richtlinien, Prozessen, Kontrollen, Trainings, Standard-Verträgen sowie anderen Überwachungsmaßnahmen sichergestellt. Im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes werden die Maßnahmen gegenüber den Lieferant:innen durch eine nachhaltige und risikoaverse Einkaufsstrategie von Koenig & Bauer mit dem Schwerpunkt des Sourcings aus dem DACH-Raum unterstützt. Wir sind der Auffassung, dass wir bereits vor dem Erlass des LkSG rechtliche und organisatorische Grundlagen geschaffen haben, um die im Gesetz benannten Schutzgüter entlang der Lieferkette weiterzugeben, zu erkennen und durchsetzen zu können.

Auch wenn die gesetzlichen Verpflichtungen aus dem Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen in Lieferketten für Koenig & Bauer erst ab 2023 in Kraft treten, wurden bereits 2022 das Modell zur Analyse und Begegnung von entsprechenden Risiken entwickelt und eine entsprechende Risikoanalyse probeweise durchlaufen. Der Prozess für die nach § 5 LkSG geforderte jährlich durchzuführende Risikoanalyse wurde formalisiert. Der für den gesamten Einkauf im Konzern verantwortliche, bei der Holdinggesellschaft angesiedelte Zentraleinkauf wertet zusammen mit den Abteilungen Compliance und Corporate Responsibility einmal jährlich die Datenstämme aller Lieferant:innen aus. Im ersten Schritt werden die Länder ermittelt, aus denen Koenig & Bauer Waren oder Dienstleistungen unmittelbar bezieht. Für jedes unmittelbare Lieferland wird bezogen auf die zu schützenden Rechtsgüter nach § 2 LkSG ein Risikowert auf Basis von zwölf öffentlich zugänglichen und von NGOs herausgegebenen Indizes ermittelt. Für eine systematische Skalierung des länderspezifischen Risikopotenzials wird in Bezug auf die zu schützenden Rechtsgüter jedem Land für jedes der zwölf Indizes ein Risikowert zwischen eins und drei zugeordnet. Der Risikowert eins bedeutet ein niedriges, zwei ein mittleres und drei ein hohes Länderrisiko. Sofern für ein Land kein indexspezifischer Wert vorhanden ist, wird grundsätzlich der Risikowert drei der weiteren Berechnung zugrunde gelegt. Nach Ermittlung aller Länderrisiken wird ein länderübergreifender Risikowert berechnet. Alle Lieferant:innen aus kritischen Ländern, deren Risikowert bis zu 25 % oberhalb des länderübergreifenden Durchschnittswertes liegen, werden einer gesonderten Prüfung unterzogen. In die Risikoanalyse fließen auch Hinweise von Mitarbeitenden und Dritten ein über potenzielle Verstöße, Gefahren oder Missstände insbesondere nicht Code-of-Conduct- bzw. gesetzeskonformes Verhalten von Geschäftspartner:innen im Hinblick auf Menschenrechte und Umweltschutzvorgaben, die über das installierte Whistleblower-System auch anonym mitgeteilt werden können. Auf Basis des umfassenden Risiko-Assessments trifft sich mindestens einmal jährlich bzw. anlassbezogen bei eingegangenen Hinweisen eine aus Zentraleinkauf, Corporate Responsibility, Compliance, Qualitätsmanagement und dem Menschenrechtsbeauftragten bestehende Kommission zur Ergebnisanalyse des Risiko-Assessments und Festlegung eines Aktionsplans mit Prüfreihenfolge für Lieferant:innen mit hohen Risiken. Je nach den festgestellten Risiken kann der Aktionsplan zur Risikominimierung ein Self-Assessment, qualifiziertes Self-Assessment mit international anerkannten Nachweisen bzw. Zertifikaten, ein Vor-Ort-Audit oder unplanmäßiges Audit aufgrund einer Verdachtsmeldung umfassen. Weiter wird von der Prüfkommission festgelegt, bis zu welchem Zeitpunkt die als problematisch eingestuften Lieferant:innen überprüft werden müssen. Die Maßnahmen zur Reduzierung oder Beseitigung festgestellter Risiken können die weitergehende Sensibilisierung und Verpflichtung der Lieferant:innen auf Menschenrechte und Umwelt, eine engmaschigere Überwachung der Lieferant:innen, die Vereinbarung konkreter Maßnahmenpläne zur Risikoreduzierung mit den Lieferant:innen und in Fällen einer fortwährenden Gefährdung der Schutzgüter die Reduzierung oder Einstellung der Beauftragung der Lieferant:innen sein. Der Vorstand hat in seiner Sitzung am 20. Dezember 2022 einen Menschenrechtsbeauftragten bestellt. Auf der Unternehmens-Website wurde die Grundsatzerklärung zur Umsetzung der Anforderungen des Gesetzes über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen in Lieferketten veröffentlicht.

Bekämpfung von Korruption und Bestechung

Eine verantwortungsbewusste, transparente und auf langfristige Wertschöpfung ausgerichtete Unternehmensführung hat bei Koenig & Bauer eine hohe Priorität. Integrität und Rechtstreue bilden die Grundlage des globalen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens und sind schon deshalb unabdingbar, um negative ökonomische, ökologische und soziale Auswirkungen zu vermeiden. Darüber hinaus bilden sie die Voraussetzung, um die Ziele unserer Nachhaltigkeitsstrategie beispielsweise hinsichtlich des Schutzes der Umwelt, der Menschenrechte und Chancengleichheit, aber auch die diesbezüglich stetig steigenden Erwartungen unserer Kund:innen, Investor:innen und Mitarbeitenden erfüllen zu können. Integrität und Rechtstreue sehen wir im Geschäftsverkehr aus diesen Gründen als unabdingbar an und verfolgen diesbezüglich eine Nulltoleranz-Doktrin.

Mit dem konzernweit etablierten Compliance-Managementsystem (CMS) haben wir die Rahmenbedingungen geschaffen, dass die Geschäftspraktiken diesen hohen Compliance- und Integritätsstandards gerecht werden. Die Inhalte und Aktivitäten der Compliance-Organisation werden auf Grundlage eines mit dem Vorstand und dem Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats jeweils zu Beginn des Jahres verabschiedeten Compliance-Plans weiterentwickelt. Der Compliance-Plan definiert auch messbare Ziele (KPIs) des CMS. Aktuell sind folgende KPIs definiert:

  • Quote absolvierter Compliance-Schulungen im Koenig & Bauer Campus
  • Quote Compliance-Einführung für neue Mitarbeitende im Rahmen der Welcome Days
  • Anzahl durchgeführter Compliance-Reviews bei Koenig & Bauer-Tochtergesellschaften
  • Prozentuale Abdeckung der Akzeptanz der Geschäftsgrundsätze von Koenig & Bauer durch relevante Lieferanten
  • Quote unterzeichneter Compliance-Declarations durch relevante Mitarbeitende

Über die Anpassung oder die Aufnahme weiterer KPIs wird jeweils im Rahmen der jährlichen Compliance-Planung entschieden.

Das CMS ist gleichsam auf die Prävention von Verstößen gegen Gesetze, Standards oder interne Vorgaben ausgelegt. Eine regelmäßig durchgeführte Compliance-Risikoanalyse bildet die Grundlage für die Organisation und Prozesse. Für besondere Risikofelder wie z. B. Korruptionsprävention und Geldwäsche werden zur Vertiefung dieser Risikoanalyse spezielle, detailliertere Stakeholder- und Risikoanalysen durchgeführt. Bestandteil der Risikobetrachtung ist neben dem Monitoring von Gesetzesänderungen und publizierten Compliance-Risiken auch der kontinuierliche Austausch zu den internen Prozessen der Koenig & Bauer-Konzernunternehmen. Zu diesem Zweck wurde ein Compliance-Team eingerichtet, welches sich aus Vertretern der Bereiche Informationstechnik, Personal, Buchhaltung, Steuern, Datenschutz sowie den lokalen Compliance-Verantwortlichen zusammensetzt. Zusätzlich wird seit 2021 durch alle Tochtergesellschaften als Teil der fest definierten Agenda der jeweiligen Tagungen der Aufsichtsgremien (z. B. Boards, Shareholder Assemblies, Supervisory Boards, Verwaltungsräte) ein standardisierter Bericht zur Compliance-Situation abgegeben. Basierend auf den Ergebnissen der Risikoanalyse wurden umfassende Richtlinien erstellt sowie die notwendigen Prozesse zur Sicherstellung regelkonformen und integren Verhaltens bei geschäftlichen Aktivitäten etabliert. Durch die kontinuierliche Anpassung der internen Vorgaben wird den festgestellten Änderungen der Risikolage oder der Anforderungen begegnet. Das konzernweit ausgerollte Corporate Compliance-Handbuch fasst unseren geschäftlichen Verhaltens-Kodex (Code of Conduct), die Regelungen zur Compliance-Organisation und die wichtigsten Konzernrichtlinien in einem Dokument zusammen. Der jeweils aktuelle Stand der Richtlinien ist im Richtlinienportal im Koenig & Bauer-Intranet einsehbar.

Dem Themenkreis Bekämpfung von Korruption und Bestechung messen wir in unserem CMS einen sehr hohen Stellenwert bei. Aus diesem Grund wurde 2022 der Prozess zur Zertifizierung nach ISO 37001 Anti-Korruptionsmanagement gestartet. Das entsprechende Zertifizierungsaudit konnte im Dezember 2022 abgeschlossen und das ISO 37001 Zertifikat Ende Januar 2023 erteilt werden. Darin spiegelt sich auch das umfassende Bekenntnis von Koenig & Bauer zur Förderung eines fairen Wettbewerbs wider.

Die umfassenden Compliance- und Integritätsstandards können nur dann ihre Wirkung voll entfalten, wenn sie bei den Mitarbeitenden bekannt sind und eingehalten werden. Zu diesem Zweck stehen derzeit konzernweit 13 Online-Trainings zu den wichtigsten Compliance-Themen und dem Code of Conduct zur Verfügung. Die Trainings werden in mehreren Sprachen angeboten und sind verbindlich von jedem neuen Mitarbeitenden zu absolvieren. Das auf SuccessFactors basierende Schulungsmanagementsystem Koenig & Bauer Campus stellt automatisiert sicher, dass Trainings innerhalb der nach Risikokriterien der konkreten Position des Mitarbeitenden bestimmten Zyklen durchgeführt werden. Die Einhaltung dieser Vorgabe wird durch regelmäßige Erinnerungen und Eskalationsprozesse überwacht. Nach der erstmaligen Zuweisung von Online-Trainings über den Koenig & Bauer Campus Ende 2017 wurden bis Ende 2022 über 30.000 Compliance-Trainings absolviert, davon über 17.000 mit direktem Bezug zur Bekämpfung von Korruption. Der Koenig & Bauer Campus ist mittlerweile in allen 50 relevanten Tochtergesellschaften ausgerollt, so dass nahezu alle Beschäftigte in Europa, Asien, Nord- und Südamerika mit Compliance-Trainings über den Koenig & Bauer Campus adressiert werden.

Die präventiven Maßnahmen des CMS werden ergänzt durch Maßnahmen zur regelmäßigen Überprüfung der Effektivität und zur Ableitung von möglichen Verbesserungspotenzialen. Insbesondere werden neben der Nachverfolgung der vereinbarten KPIs für das CMS periodisch zu diesem Zweck interne und auch externe Compliance-Assessments in der Koenig & Bauer AG und den Tochtergesellschaften durchgeführt. Das seit 2017 etablierte, interne Whistleblower-System wurde 2022 durch eine neue, internetbasierte Plattform ersetzt, die weiterhin anonyme Meldungen von potenziellen Compliance-Verstößen durch Mitarbeitende, aber zusätzlich zum bisherigen System auch von Dritten ermöglicht. Das Whistleblowingsystem beinhaltet auch das Case-Management und sichert dadurch die vollständige Dokumentation der durchgeführten Maßnahmen zur Nachverfolgung der empfangenen Hinweise. Zudem enthält es einen sog. Rückkanal zu dem Hinweisgeber mit einer Benachrichtigung über den Eingang, den Stand und das Ergebnis des Verfahrens. Zusätzlich ermöglicht das System auch dann Rückfragen bezüglich weitergehender Informationen oder Nachweise, wenn der Hinweisgeber anonym bleiben möchte. Basierend auf der Konzernrichtlinie wird allen Hinweisen konsequent nachgegangen und soweit erforderlich werden disziplinarische oder rechtliche Schritte eingeleitet. Dies gilt im gleichen Maße für Meldungen seitens der Medien oder Behörden zu potenziellen Rechtsverstößen von Koenig & Bauer-Gesellschaften. In solchen Fällen wird auf eine Zusammenarbeit zur Aufklärung der Umstände hingewirkt. Eventuellen Mitteilungs- oder Mitwirkungspflichten kommt Koenig & Bauer vollständig nach.

Koenig & Bauer engagiert sich auch über die eigene Geschäftstätigkeit hinaus für die Bekämpfung von Korruption und die Weiterentwicklung von Compliance. Die Banknote Ethics Initiative (BnEI) etablierte seit ihrer Gründung 2013 einen strikten Kodex zur Vermeidung und Bekämpfung von Korruption und Kartellverstößen im Bereich des Banknotendrucks und -handels. Die entwickelten Prinzipien sind dabei nicht nur unter den Mitgliedern der BnEI anerkannt, sondern werden von einem wesentlichen Teil der Zentralbanken und Banknotendruckereien weltweit geteilt und sind Bestandteil ihrer Beschaffungsprozesse. Als Gründungsmitglied der BnEI hat sich die Koenig & Bauer Banknote Solutions strikten Verhaltens- und Transparenzregeln unterworfen, deren Einhaltung im Rahmen der alle drei Jahre zu erneuernden Akkreditierung auf Grundlage eines durch die BnEI entwickelten Audit-Programms überprüft wird. Nach der erfolgreichen Erneuerung der Akkreditierung im Jahr 2020 ist bereits das nächste Akkreditierungsaudit für 2023 geplant.

Die Förderung von ethischem Verhalten, Transparenz und Compliance steht insbesondere in der Sicherheits- und Banknotendruckbranche im Fokus unserer Aktivitäten. Mit dem 2017 gegründeten KBA-NotaSys Integrity Fund finanziert Koenig & Bauer internationale Projekte zur Weiterentwicklung von Compliance-Prozessen und -kultur. Mit dem Fund konnten bis Ende 2022 insgesamt 42 Projekte von Universitäten, Verbänden und Instituten in Europa, Südamerika und Afrika gefördert werden. Zu den Projektnehmern gehören unter anderem Transparency International, das Deutsche Institut für Compliance (DICO), das Deutsche Institut für Effizienzprüfung (DIEP) und diverse schweizerische und deutsche Hochschulen. Die Ergebnisse der Projekte wurden sowohl publiziert und interessierten Gruppen vorgestellt als auch in zwei vom Fund in den Jahren 2020 und 2022 organisierten Treffen der Projektverantwortlichen präsentiert und diskutiert. Insgesamt wurde eine Fördersumme von 5 Mio. EUR allokiert. Zum 31. Dezember 2022 wurde der Integrity Fund formal geschlossen. Bereits vergebene Projekte laufen jedoch noch bis zur vertraglich vereinbarten Frist bis maximal 2024 weiter. Zurückfließende Mittel aus nicht oder nicht vollständig realisierten Projekten können auch 2023 noch auf neue Projekte vergeben werden.

Weitere Details des Compliance-Managementsystems werden auf der Internetseite von Koenig & Bauer unter Compliance beschrieben.

Die permanente Analyse von möglichen Compliance-Risiken ist eine entscheidende Voraussetzung, um auch in Zukunft den hohen Maßstäben an ein regelkonformes und integres Geschäftsverhalten gerecht werden zu können. Die 2022 in den einzelnen Geschäftsbereichen durchgeführten Analysen zeigten keine neuen Compliance-Risiken. Ein eingegangener Hinweisgeberfall, der mit geeigneten Maßnahmen adressiert wird, unterstreicht die Funktionsfähigkeit des Compliance-Managementsystems.

Angaben zur EU-Taxonomie

Die EU-Taxonomieverordnung ist ein wesentlicher Bestandteil des Aktionsplans der Europäischen Kommission zur Allokation der Kapitalströme in nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten. Zur Erreichung des EU-Ziels der Klimaneutralität bis 2050 ist das Regelwerk zur EU-Taxonomie als Klassifikationssystem für ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten ein bedeutender Schritt. Dabei stehen die sechs Umweltziele Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Vermeidung und Verringerung der Umweltverschmutzung sowie Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme im Fokus.

Die nachfolgenden Angaben basieren auf der im Juli 2020 veröffentlichten Taxonomieverordnung (EU) 2020/852. Weiter haben wir den delegierten Rechtsakt zu den ersten beiden Umweltzielen Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel (delegierte Verordnung (EU) 2021/2139 der Kommission vom 4. Juni 2021 zu den technischen Bewertungskriterien gemäß Artikel 10 und 11 der Taxonomie-Verordnung) und den delegierten Rechtsakt zu den Berichtspflichten gemäß Artikel 8 der Taxonomie-Verordnung (delegierte Verordnung (EU) 2021/2178 der Kommission vom 6. Juli 2021) sowie verschiedene erläuternde Dokumente und FAQs zur Umsetzung der Taxonomie-Meldepflichten berücksichtigt. Entsprechend dieser Regularien werden bezogen auf das Umweltziel Klimaschutz die Anteile der taxonomiefähigen und nicht taxonomiefähigen sowie der taxonomiekonformen und nicht taxonomiekonformen Wirtschaftstätigkeiten im Geschäftsjahr 2022 am Gesamtumsatz und an den Investitions- und Betriebsausgaben in Relation zu den Konzernaktivitäten offengelegt. Nachdem im Rahmen der durchgeführten Analyse keine Wirtschaftstätigkeit identifiziert wurde, die einen wesentlichen Beitrag zum zweiten EU-Umweltziel der Anpassung an den Klimawandel leistet, steht das erste EU-Umweltziel des Klimaschutzes im Fokus bei der Identifizierung potenziell taxonomiefähiger Aktivitäten. Die für diese Offenlegung im nichtfinanziellen Konzernbericht 2022 relevanten Angaben sind in Abschnitt 1.2 von Anhang I des delegierten Rechtsaktes zu den Berichtspflichten gemäß Artikel 8 der Taxonomie-Verordnung publiziert. Um Doppelzählungen zu vermeiden, erfolgte die Zuordnung zu einer taxonomiefähigen Tätigkeit nur, wenn die Wirtschaftstätigkeit nicht bereits unter einer anderen Aktivität berücksichtigt wurde.

Taxonomiefähige Umsatzerlöse
Bei der Identifizierung potenziell taxonomiefähiger Aktivitäten haben wir zunächst eine Klassifizierung unserer Wirtschaftsaktivitäten nach den NACE Codes vorgenommen. Nachdem die Wirtschaftsaktivitäten von Koenig & Bauer den Nace Codes 28.29 und 28.99 entsprechen, haben wir uns bei der Ableitung potenziell taxonomiefähiger Umsätze an den Anforderungen der Kategorie „3.6. Herstellung anderer CO2 -armer Technologien“ orientiert. Im Hinblick auf das Umweltziel Klimaschutz haben wir Umsätze mit Produkten bzw. Produktgruppen als taxonomiefähig eingeordnet, wenn die Maschinen und Anlagen aufgrund der im Einsatz befindlichen Technologie auch auf eine erhebliche Verringerung der CO2 -Emissionen bei unseren Kund:innen in der Druck- und Weiterverarbeitungsbranche abzielen. Unter Umweltbelange im Kapitel „Ökologische Drucktechnik“ stellen wir die entwickelten Technologien bzw. Maschinen zur Senkung des CO2 -Ausstoßes in der Druckproduktion ausführlich dar. Dazu zählen bei den Bogenoffsetmaschinen die VariDryBlue-Trocknung und der neue Trockner für die AirTronic-Auslage, bei den Metalldruckmaschinen der HighEcon- und EcoTNVTrockner sowie bei den Banknotendruckmaschinen die PowerSave-Einheit, LED-Technologie für die Aushärtung der Farben in der Druckmaschine und die gezielte Anpassung der Chablongröße. Die in den Accounting-Abteilungen des Konzerns bzw. der jeweiligen Business Units produkt- bzw. produktgruppenspezifisch ermittelten Umsatzerlöse haben wir anschließend für alle als taxonomiefähig eingestuften Produkte bzw. Produktgruppen kumuliert. Mit Banknotendruckmaschinen, mit der VariDryBlue-Trocknungstechnologie ausgestattete Bogenoffsetmaschinen sowie mit der TNV-Technologie ausgelieferte Metalldruckanlagen und -komponenten wurde 2022 ein Umsatz von 366,4 Mio. € erzielt. Unser konsolidierter Nettoumsatz von 1.185,7 Mio. € wird im Konzernabschluss auf der Seite 55 des Geschäftsberichts 2022 in der Zeile Umsatzerlöse dargestellt. Weitere Einzelheiten zu unseren Rechnungslegungsgrundsätzen für unseren Konzernumsatz finden Sie auf den Seiten 69 f. unseres Geschäftsberichts 2022.

Wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz als Voraussetzung für Taxonomiekonformität
Für die Identifizierung taxonomiekonformer Umsätze haben wir in einem ersten Schritt die als taxonomiefähig eingestuften Technologien bzw. die entsprechenden Produkte und Produktgruppen dahingehend analysiert, ob sie im Vergleich zu der am Markt verfügbaren leistungsfähigsten Referenztechnologie zu einer wesentlichen Einsparung von Treibhausgasemissionen während der Produktnutzung über den gesamten Lebenszyklus der Maschine beitragen. Dabei haben wir uns konsequent an den entsprechenden EU-Regularien zur Kategorie „3.6. Herstellung anderer CO2 -armer Technologien“ mit Fokus auf die Einsparung von Treibhausgasemissionen in den Anwenderindustrien und mit Anwendung international anerkannten Standards zur Berechnung orientiert. Das Greenhouse Gas Protocol wurde als Berechnungsgrundlage herangezogen, da der international anerkannte Standard ähnlich ist zu der von der EU Taxonomie geforderten ISO Norm 14064-1:2018. Auf Basis des Greenhouse Gas Protocols haben wir die CO2 – Emissionen bei der Koenig & Bauer-Maschine und dem Referenzprodukt während der Nutzungsphase bei den Kund:innen berechnet und dabei die durchschnittliche Gesamtlebensdauer der Produkte zugrunde gelegt. Die Energiewerte für die eigenen Produkte entsprechen den der Scope 3 CO2 – Emissionsberechnung unter der Kategorie Produktnutzung (3.11) zugrunde liegenden Werten. Den Lebenszyklus-Treibhausgasberechnungen für die am Markt verfügbare leistungsfähigste alternative Technologie lagen im Internet veröffentlichte Tenderausschreibungen mit von dem in der Maschinenklasse einzigen Wettbewerber bestätigten Energiewerten zugrunde. Auf Basis dieser valide vorliegenden Energieverbrauchswerte konnten wir die Treibhausgasemissionen unserer Maschine und der Wettbewerbsmaschine errechnen und eine Einsparung von rund 2 % bei der Koenig & Bauer-Technologie nachweisen. Im Spezialmaschinenbau sehen wir die um rund 2 % höhere Energieeffizienz bei den Banknotendruckmaschinen im Vergleich zum Wettbewerbsprodukt als wesentlich an, da Effizienzverbesserungen über Produktweiter- und -neuentwicklungen technologiebedingt nur in kleinen Schritten möglich sind. Die internen CO2-Emissionsberechnungen wurden von einem externen Klimabilanzexperten validiert.

Keine wesentliche Beeinträchtigung anderer Umweltziele als Voraussetzung für Taxonomiekonformität
Im Zuge der Analyse haben wir anschließend geprüft, ob die Erreichung der fünf weiteren EU-Umweltziele durch die Geschäftsaktivitäten von Koenig & Bauer signifikant beeinträchtigt wird (Do no significant harm – DNSH). Hinsichtlich des EU-Umweltziels „Anpassung an den Klimawandel“ hinaus haben wir mittels Klimaszenario- und Vulnerabilitätsanalysen keine wesentlichen Beeinträchtigungen relevanter Standorte durch physische Klimarisiken identifiziert. Diese Analysen haben wir im Geschäftsjahr 2022 auf Basis der zum Berichtszeitpunkt verfügbaren Daten des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) durchgeführt. Die Analysen basieren auf den Shared-Socioeconomic-Pathway-Szenarien (SSP-Szenarien) SSP5-85 und umfassen mittel- und langfristige Klimagefahren. Für das dritte EU-Umweltziel „Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen“ haben wir eine Vorprüfung einer Umweltverträglichkeitsprüfung für den Standort Würzburg durchgeführt, die auch die Anforderungen zu Wasser erfüllt. Durch die lange Nutzbarkeit unserer Maschinen und Anlagen, die angebotenen Servicedienstleistungen wie Upgrades zur Verlängerung der Lebensdauer, die Recyclingfähigkeit sowie den Einsatz von Sekundärmaterialien bei der Herstellung der Kernkomponenten werden die Vorgaben beim EU-Umweltziel „Übergang zur Kreislaufwirtschaft“ erfüllt. Die Kriterien für das EU-Umweltziel „Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung“ beziehen sich in erster Linie auf gesetzliche und behördliche Vorgaben, zu deren Einhaltung wir verpflichtet sind. Die Einhaltung im Rahmen unserer Geschäftstätigkeit wird durch verschiedene Richtlinien und Maßnahmen überwacht und sichergestellt. Derzeit liegen uns keine Erkenntnisse vor, dass unsere Geschäftsaktivitäten dazu beitragen, als bedenklich eingestufte Stoffe herzustellen, in Verkehr zu bringen oder zu verwenden. In Bezug auf das EU-Umweltziel „Schutz und Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme“ führen wir, sofern erforderlich, Umweltverträglichkeitsprüfungen oder vergleichbare Prüfungen im Rahmen unserer Geschäftstätigkeit durch. Unsere Wirtschaftstätigkeiten sind nicht in oder in der Nähe von biodiversitätssensiblen Gebieten angesiedelt. Im Ergebnis haben wir keine wesentliche Beeinträchtigung der Erreichung der fünf weiteren EU-Umweltziele durch die Geschäftsaktivitäten von Koenig & Bauer identifiziert.

Einhaltung des Mindestschutzes als Voraussetzung für Taxonomiekonformität
Hinsichtlich der Einhaltung des Mindestschutzes durch Unternehmen fordert die EU-Taxonomieverordnung, dass u. a. die OECD-Leitsätze, die Leitprinzipien der Vereinten Nationen, die internationale Charta der Menschenrechte und die ILO-Kernarbeitsnormen eingehalten werden. In unseren Geschäftsaktivitäten haben wir die Einhaltung dieser Leitsätze und Normen hinsichtlich Menschen- und Arbeitnehmerrechten (inklusive Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit, Vereinigungsfreiheit, Verbot von Kinderarbeit) sowie Bekämpfung von Bestechung und Korruption überprüft. Des Weiteren wurden die Bereiche fairer Wettbewerb und Steuern beleuchtet. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass der in der EU Taxonomieverordnung geforderte Mindestschutz konzernweit eingehalten wird. Mit den konzernweit über die gesamte Lieferkette etablierten Rahmenbedingungen und den ausgerollten Anweisungen und Richtlinien sowie mit verschiedenen Systemen wie den Arbeitnehmervertretungen oder auch dem Whistleblowing-System wird sichergestellt, dass der Mindestschutz eingehalten und Verstöße verhindert sowie wider Erwarten auftretende Verstöße identifiziert und schnell Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können.

Taxonomiekonforme Umsatzerlöse
Nach der Feststellung keiner wesentlichen Beeinträchtigung der Erreichung der EU-Umweltziele zwei bis sechs (DNSH) und der Einhaltung des Mindestschutzes in unserem Unternehmen haben wir die taxonomiefähigen Aktivitäten und deren Umsatzerlöse als taxonomiekonform klassifiziert, bei denen wir einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz über eine erhebliche Einsparung von Lebenszyklus-THG-Emissionen während der Produktnutzungsphase im Vergleich zu der am Markt verfügbaren leistungsfähigsten alternativen Technologie durch öffentlich verfügbare Energiedaten der Wettbewerbsmaschine nachweisen konnten. Taxonomiekonforme Umsatzerlöse weisen wir im Geschäftsjahr 2022 in Höhe von 150,7 Mio. € für die Wirtschaftsaktivitäten mit Banknotendruckmaschinen aus, die 12, 7 % des Konzernumsatzes 2022 von 1.185,7 Mio. € entsprechen.

Abbildung: Anteil des Umsatzes aus Waren oder Dienstleistungen, die mit taxonomiekonformen Wirtschaftstätigkeiten verbunden sind.

Taxonomiefähige Betriebsausgaben
Die Betriebsausgaben im Sinne der EU-Taxonomie berücksichtigen nicht aktivierbare Aufwendungen u. a. für Forschung und Entwicklung, Gebäudesanierungsmaßnahmen, kurzfristiges Leasing, Wartung und Instandhaltung. Zur Ableitung des taxonomiefähigen Anteils an den Betriebsausgaben werden die vom Konzern-Accounting ermittelten, nicht aktivierten F&E-Kosten, Instandhaltungs- und Wartungskosten in der Produktion, im Vertrieb und in der Verwaltung sowie Aufwendungen für kurzfristige und geringwertige Leasingverhältnisse der Berechnung als Wert im Nenner zugrunde gelegt. In der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung auf der Seite 55 des Geschäftsberichts 2022 werden die nicht aktivierten F&E-Kosten ausgewiesen, die anderen genannten Kostenpositionen sind in den Herstellungs-, Vertriebs- und Verwaltungskosten der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung enthalten. Die für Maßnahmen zur Energiereduktion bzw. Erhöhung der Energieeffizienz in den Werksgebäuden angefallenen Aufwendungen sind ein Teilwert im Zähler zur Ableitung des taxonomiefähigen Anteils an den Betriebsausgaben. Diese unter die Kategorie 7.3 „Installation, Wartung und Reparatur von energieeffizienten Geräten“ fallenden Aufwendungen werden als taxonomiefähige Betriebsausgaben gemäß Abschnitt 1.1.3.2. (c) des Anhangs I des delegierten Rechtsaktes zu Artikel 8 der EU-Taxonomieverordnung klassifiziert. Da der restliche Teil der gesamten Betriebsausgaben für taxonomiefähige bzw. nicht taxonomiefähige Wirtschaftsaktivitäten an den Konzernstandorten anfällt und eine genauere Aufteilung systemseitig nicht möglich ist, erfolgt zur Ermittlung der taxonomiefähigen Betriebsausgaben der Kategorie a eine Schlüsselung dieser Differenz nach dem prozentualen Anteil der taxonomiefähigen Umsätze am gesamten Produktportfolio. Als Wert im Zähler zur Berechnung des taxonomiefähigen Anteils an den Betriebsausgaben wird die Summe aus den entsprechend ermittelten taxonomiefähigen Betriebsausgaben der Kategorien a und c angesetzt, nachdem in diesem Berichtszeitraum keine taxonomiefähigen Betriebsausgaben in der Kategorie b angefallen sind.

Taxonomiekonforme Betriebsausgaben
Taxonomiekonforme Betriebsausgaben der Kategorie 7.3 „Installation, Wartung und Reparatur von energieeffizienten Geräten“ konnten im Berichtszeitraum nicht ausgewiesen werden, da ein DNSH-Nachweis für die einzelnen taxonomiefähigen Betriebsausgaben nicht zu erbringen war. Bei den Wirtschaftstätigkeiten nach der Kategorie 3.6 „Herstellung anderer CO2 -armer Technologien“ konnten in Folge der Anwendung eines umsatzbezogenen Allokationsschlüssels taxonomiekonforme Betriebsausgaben ausgewiesen werden. Per Saldo betrugen die gesamten, aus der Kategorie 3.6 resultierenden taxonomiekonformen Betriebsausgaben im Geschäftsjahr 2022 8,4 Mio. €, dies entspricht 12,6 % der gesamten Betriebsausgaben von 66,5 Mio. € im Berichtsjahr.

Abbildung: Anteil der Betriebsausgaben (in der Abbildung OpEx) aus Waren oder Dienstleistungen, die mit taxonomiekonformen Wirtschaftstätigkeiten verbunden sind.

Taxonomiefähige Investitionsausgaben
Zur Ableitung des taxonomiefähigen Anteils an den Investitionsausgaben werden die vom Konzern-Accounting nach IFRS ermittelten Investitionen als Wert im Nenner angesetzt. Dieser Investitionsbetrag ist überleitbar aus der Spalte Zugänge im Konzernanlagespiegel auf der Seite 72 des Geschäftsberichts 2022. Darin enthalten sind die Zugänge an Sachanlagen und immateriellen Vermögenswerten während des Geschäftsjahres vor Abschreibungen und Neubewertungen, einschließlich solcher, die sich aus Neubewertungen und Wertminderungen für das Geschäftsjahr 2022 und ohne Änderungen des beizulegenden Zeitwerts ergeben. Neben den Zugängen zum Anlagevermögen (IAS 16) und zu den immateriellen Vermögenswerten (IAS 38) sind auch die Zugänge zu den Nutzungsrechten an Vermögenswerten (IFRS 16) enthalten. Der erste Teilwert des Zählers zur Ableitung des taxonomiefähigen Anteils an den Investitionsausgaben beinhaltet die Investitionen für Photovoltaik- und Solarthermieanlagen am Standort Würzburg. Diese unter der Kategorie 7.6 „Installation, Wartung und Reparatur von Technologien für erneuerbare Energien“ fallenden Investitionen werden als taxonomiefähige Investitionsausgaben gemäß Abschnitt 1.1.2.2. (c) des Anhangs I des delegierten Rechtsaktes zu Artikel 8 der EU-Taxonomieverordnung klassifiziert. Da der restliche um Investitionen in produktionsunabhängige Bereiche (sogenannte „Corporate Investments“) bereinigte Teil der gesamten Investitionen für taxonomiefähige bzw. nicht taxonomiefähige Wirtschaftsaktivitäten an den Konzernstandorten z. B. für neue Bearbeitungszentren in der Produktion anfällt, erfolgt zur Ermittlung des taxonomiefähigen Anteils dieser Investitionsausgaben eine Schlüsselung dieser Differenz nach dem prozentualen Anteil der taxonomiefähigen Umsätze am gesamten Produktportfolio. Die sich hieraus ergebenden taxonomiefähigen Investitionsausgaben werden der Kategorie a zugerechnet. Als Wert im Zähler zur Berechnung des taxonomiefähigen Anteils an den Investitionsausgaben wird die Summe aus den entsprechend ermittelten taxonomiefähigen Investitionsausgaben der Kategorien a und c angesetzt, nachdem in diesem Berichtszeitraum keine taxonomiefähigen Investitionsausgaben in der Kategorie b angefallen sind.

Taxonomiekonforme Investitionsausgaben
Taxonomiekonforme Investitionsausgaben der Kategorie 7.6 „Installation, Wartung und Reparatur von Technologien für erneuerbare Energien“ konnten im Berichtszeitraum nicht ausgewiesen werden, da ein DNSH-Nachweis für die einzelnen taxonomiefähigen Investitionsausgaben nicht zu erbringen war. Bei den Wirtschaftstätigkeiten nach der Kategorie 3.6 „Herstellung anderer CO2 -armer Technologien“ konnten in Folge der Anwendung eines umsatzbezogenen Allokationsschlüssels taxonomiekonforme Investitionsausgaben ausgewiesen werden. Per Saldo betrugen die gesamten, aus der Kategorie 3.6 resultierenden taxonomiekonformen Investitionsausgaben im Geschäftsjahr 2022 7,7 Mio. €, davon 4,3 Mio. € über den Allokationsschlüssel und 3,5 Mio. € über die Aktivierung von Entwicklungskosten für taxonomiekonforme Wirtschaftstätigkeiten. Die gesamten taxonomiekonformen Investitionsausgaben entsprechen 15,5 % der gesamten Investitionsausgaben von 49,8 Mio. € im Berichtsjahr.