Konzernweites Risikomanagementsystem
Risiken entstehen aus mangelnder Kenntnis aller Einflussfaktoren, die den Eintritt eines Ereignisses mit möglicher negativer Auswirkung bedingen. Jede Geschäftstätigkeit birgt Risiken, die die Erreichung der Unternehmensziele beeinträchtigen können. Unternehmerisches Handeln beinhaltet gleichwohl Risiken bewusst einzugehen, um Chancen zur Steigerung des Unternehmenswerts realisieren zu können. Nicht erkannte, berücksichtigte oder behandelte Risiken können die erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens gefährden.
Zur Identifikation und Steuerung von Risiken hat der Vorstand ein konzernweites System eingerichtet, um angemessen auf die aktuelle Risikolage durch ein rechtzeitiges, zielgerichtetes Eingreifen des Managements reagieren zu können. Mit diesem System wird sichergestellt, dass mögliche Risiken für die Unternehmensentwicklung frühzeitig angezeigt, deren Ausmaß transparent dargestellt werden und diese im Einklang mit der Risikotragfähigkeit sowie der durch den Vorstand definierten Risikotoleranz stehen. Dabei werden auch Extremrisiken behandelt, also solche Risiken, die eine sehr hohe Schadenswirkung entfalten können, deren tatsächlicher Eintritt aber sehr unwahrscheinlich ist. Neben der Meldung kritischer Markt- und Unternehmensentwicklungen, mit deren möglichen Auswirkungen auf die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage, fördert das Risikomanagementsystem das allgemeine Risikobewusstsein der Führungskräfte und Mitarbeiter:innen.
Ergänzend zur Ermittlung und Bewertung der sich auf die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage auswirkenden Risiken werden vom konzernweiten Risikomanagementsystem weiterhin auch solche Risiken systematisch erhoben, die von Koenig & Bauer ausgelöst, unterstützt oder geduldet auf die Umwelt oder Öffentlichkeit wirken.
Etablierter Risikomanagementprozess
Bei Koenig & Bauer besteht die Risikomanagement-Organisation aus der zentralen Risikokoordinationsstelle mit direkter Zuordnung zum Vorstand, den Risikoverantwortlichen in den Gesellschaften und Business Units sowie den Geschäftsführer:innen der in den Risikokonsolidierungskreis eingeschlossenen Konzerngesellschaften. Der Vorstand steuert das Risikomanagementsystem auf Konzernebene und wird dabei durch den Aufsichtsrat überwacht. Neben den produzierenden Einheiten erfasst das Risikomanagementsystem auch alle Vertriebs- und Servicegesellschaften. Die Risikoinventur mit den entsprechenden Berichten wird dezentral von den Risk-Ownern der operativen Einheiten halbjährlich durchgeführt. Die Vollständigkeit und Bewertung der Risiken werden abschließend durch die jeweilige Unternehmensleitung der operativen Einheiten überprüft.
Die wesentliche Erhebung erfolgt dabei basierend auf den Meldungen der verantwortlichen Führungskräfte (Bottom-up-Approach) und einem konzernseitig vordefinierten Katalog von angenommenen Basis-Risiken, die in den Gesellschaften zu bewerten sind (Top-down-Approach). Zudem werden projekt- und prozessbezogene Risiken bei den Verantwortlichen der wesentlichen strategischen Projekte und wertschöpfenden Prozesse erhoben. Über die halbjährliche, konzernweite Erhebung der Risikosituation hinaus fordert die Konzernrichtlinie Verpflichtungen zur ad hoc Meldung von Risiken, die einen definierten Threshold überschreiten. Zudem werden durch das Konzerncontrolling im Auftrag des Vorstands Impact- Analysen basierend auf definierten Szenarien für aktuelle exogene Situationen mit potenzieller Auswirkung auf die Auftragslage, Projektabwicklung und Konzernergebnis erstellt.
In der Konzernrichtlinie Risikomanagement sind das Instrumentarium, Prozesse, Erwägungen, Berichtswege sowie Risikokategorien dokumentiert. Neben den Vorschriften des Aktienrechts und den Deutschen Rechnungslegungsstandards basiert das Risikomanagementsystem der Koenig & Bauer-Gruppe auf Grundlagen und Modellen vom Institute of Internal Auditors (IIA) und Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission (COSO).
Systematischer Umgang mit Risiken schafft hohe Transparenz für vorausschauendes, zielorientiertes Handeln
Für eine weitergehende Steuerung von Risikovermeidungs- und -reduzierungsmaßnahmen wird als Risiko die negative Abweichung vom Erwartungswert definiert. Bei dieser Vorgehensweise werden sowohl Risiken systematisch erfasst, die bereits in die Unternehmensplanung einbezogen wurden als auch die darüber hinausgehenden latenten Risiken, die nicht im Rahmen der Planung dargestellt werden.
Risiken werden in einer Nettobetrachtung um die bereits etablierten Risikobegrenzungsmaßnahmen reduziert und anschließend anhand nachvollziehbar beschriebener Szenarien nach Eintrittswahrscheinlichkeit und potenzieller Auswirkung auf das Konzernergebnis quantifiziert. Der zugrunde gelegte Beurteilungszeitraum erstreckt sich bis zum Ende der Berichtserstattung folgenden Geschäftsjahres. Eine systematische und einheitliche Bewertung von Risiken wird durch die standardisierte Vorgehensweise erreicht. Die quantitativ und qualitativ gebündelten Risiken, die einzeln einen Wert von 0,5 Mio. € und eine Eintrittswahrscheinlichkeit von 10 % überschreiten, werden dem Vorstand übermittelt. Diese Risiken werden aggregiert in Risikogruppen anhand der unten stehenden Matrix sortiert und entsprechend als gering, moderat oder bedeutend eingestuft. Des Weiteren werden im Risikomanagementprozess auch sogenannte Extremrisiken qualitativ betrachtet und gegebenenfalls notwendige Maßnahmen daraus abgeleitet.
Neben dem monatlichen Konzernberichtswesen wird das Risikomanagementsystem durch die etablierten und weiterentwickelten operativen Steuerungselemente ergänzt. Zu diesen gehören insbesondere die regelmäßigen Financial Reviews. Basierend auf den Forecasts des Controllings wird die Planung unterjährig überprüft. Bei eingetretenen bzw. erwarteten Abweichungen werden zeitnah geeignete Steuerungs- und Gegenmaßnahmen definiert, deren Umsetzung dem Management obliegt. Das vom Vorstand installierte Risikomanagementsystem wird jährlich im Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats diskutiert und vom Abschlussprüfer nach den gesetzlichen Vorschriften geprüft. Die interne Revision überwacht das Meldeverfahren und prüft auf Plausibilität.
Darstellung der Risiken
Nachfolgend beschreiben wir die wesentlichen Risiken, denen sich der Konzern ausgesetzt sieht. Diese betreffen alle Segmente gleichermaßen, sofern keine spezielle Zuordnung erfolgt. Für die Konzernberichterstattung werden die Risiken in die Kategorien Geschäftsrisiken, finanzielle Risiken, operative Risiken und sonstige Risiken eingeteilt. Die Reihenfolge der Darstellung innerhalb der Kategorien folgt der errechneten potenziellen Auswirkung des Risikos auf den Unternehmenserfolg, wobei Risiken mit höherer potenzieller Auswirkung vor solchen mit geringerer Auswirkung beschrieben werden.
Geschäftsrisiken
Branchenrisiken
Das Branchenumfeld kann über seine Auswirkungen auf das Investitionsklima und die Investitionsmöglichkeiten unserer Kund:innen die Nachfrage nach unseren Produkten sowie Services und damit unsere Geschäftsentwicklung beeinträchtigen. Ein sich veränderndes Bestellverhalten unserer Kund:innen oder Innovationen bzw. Neupositionierung von Wettbewerbern können die Entwicklung und Profitabilität einzelner Geschäftsfelder unterschiedlich stark beeinflussen.
Die Kundenstruktur mit zumeist von politischen Entscheidungen abhängigen staatlichen Stellen erschwert die Planbarkeit des Wertpapiergeschäfts mit entsprechenden Risiken bezüglich Auslastung und finanziellen Aspekten. Durch den intensiveren Wettbewerb und die bei unseren Kund:innen mittlerweile überwiegende Beschaffung über öffentliche Ausschreibungsverfahren hat sich das Marktumfeld grundlegend geändert. Neben organisatorischen Optimierungen und Kostensenkungen begegnen wir diesen spezifischen Marktbedingungen im Wertpapierdruck mit neuen, innovativen Produkten, Alleinstellungsmerkmalen bei Sicherheitsfeatures und dem Ausbau des Servicegeschäfts für die große installierte Maschinenbasis. Trotz des in den nächsten Jahren erwarteten moderaten Wachstums der weltweiten Banknotenproduktion sind höhere Maschinenumsätze schon durch unseren hohen Marktanteil limitiert.
Bei Bogenoffsetmaschinen und im Wertpapierdruck geben unsere Wettbewerber oftmals erhebliche Preisnachlässe, die den Absatz unserer Produkte und die Preisdurchsetzung erschweren können. Wir erachten dies dann als problematisch, wenn dadurch die Herstellungskosten nicht gedeckt werden. Solche Praktiken lehnen wir ab, da wir hier langfristige nachteilige Auswirkungen auf die Innovationskraft der Branche sehen. Dieses Verhalten erhöht zudem den Druck auf die Zielerreichung bei Auftragseingang und bei der Rentabilität von Projekten. Strategie unserer Unternehmensgruppe ist es, mit maßgeschneiderten Lösungen für unsere Kund:innen und der gleichzeitig forcierten weiteren Optimierung unserer Strukturen und Herstellungskosten unsere Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität nachhaltig zu steigern. Ein aktives Darstellen bzw. Kommunizieren der technischen Vorteile unserer Produkte und Dienstleistungen für die Kund:innen ermöglicht angemessene Aufschläge. Gleichzeitig unterstützen klare Vertriebsvorgaben und permanente Kontrollen die nachhaltige Preisgestaltung bei Neu- und Gebrauchtmaschinen.
Zusammengefasst werden die aus dem Branchenumfeld resultierenden Risiken unter Einbezug der bereits etablierten Maßnahmen als bedeutend angesehen. Dank unseres diversifizierten Produktprogramms, mit dem unterschiedliche Branchen adressiert werden, sehen wir uns aber in der Lage Risiken einzelner Branchen konzernübergreifend zu kompensieren.
Gesamtwirtschaft und Konjunkturrisiken
Unser Geschäft wird von den weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflusst. Politische Entscheidungen wie geänderte Gesetzgebung und Regulierungen oder die Entwicklung des Euro gegenüber anderen maßgeblichen Währungen können den Absatz unserer Produkte und unsere Kapazitätsauslastung mindern sowie unsere Prognosen und Budgets beeinträchtigen. Unsicherheiten ergeben sich auch durch langfristige Wandlungsprozesse in der Bevölkerung mit möglicherweise erheblichen Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Das Corona-Virus belastet den gesamtwirtschaftlichen Ausblick und die erwartete Investitionstätigkeit ungebrochen schwer. Risiken resultieren zunehmend aufgrund der strengeren Klimapolitik, der hohen Verschuldung vieler Volkswirtschaften oder der aktuellen geopolitischen Spannungen.
Die Intervention Russlands in die Ukraine gefährdet den Frieden in Europa. Durch eine Ausdehnung des Konflikts könnten kriegerische Handlungen auch über die Ukraine hinaus auf weitere Staatsgebiete Osteuropas übergreifen. Im Wissen darum denken wir zuallererst an die Menschen, für die solch verabscheuungswürdige Konflikte furchtbare Folgen haben. Im Rahmen der Risikoberichterstattung sind wir jedoch auch verpflichtet, auf die wirtschaftlichen Gefahren hinzuweisen, die mit dem Krieg oder den daraus resultierenden Sanktionen für Koenig & Bauer verbunden sein können. Abhängig von der heute noch nicht absehbaren Tragweite können Absatzpotenziale in den von kriegerischen Auseinandersetzungen betroffenen Ländern kurz- und mittelfristig entfallen. Ebenso können wir von neuen Embargos gegen Russland betroffen sein, die über die aufgrund der Krim-Annexion in 2014 ausgesprochenen Sanktionen hinaus gehen. Für uns sind in dieser Hinsicht die weitere Entwicklung des russischen Marktes, in dem wir mit einer eigenen Vertriebs- und Serviceniederlassung vertreten sind, aber auch die Möglichkeiten der zukünftigen servicetechnischen Betreuung unserer dortigen Kund:innen nicht sicher absehbar. Wir werden alle politischen Maßnahmen zur Deeskalation unterstützen und geltende Embargos und Exportkontrollvorschriften vollumfänglich einhalten. Zukünftige Lieferungen in die vom Krieg bedrohten Länder werden wir sorgfältig prüfen und deren Abwicklung von einer wirtschaftlichen Risikoevaluierung abhängig machen.
Da die Länder Osteuropas kein Hauptmarkt für Koenig & Bauer darstellen und in Würdigung der weiteren beschriebenen gesamtwirtschaftlichen Risiken sehen wir daraus unter den gegebenen Umständen moderate Risiken für die weitere Geschäftsentwicklung im Koenig & Bauer-Konzern.
Zur Begegnung der Risiken eines allgemeinen Umsatzrückgangs aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen führen wir seit Sommer 2020 das Effzienzprogramm P24x zur Steigerung unserer operativen Ertragskraft und der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit durch. Parallel dazu überprüfen wir regelmäßig die strategische Ausrichtung unseres Unternehmens. Mit der kürzlich kommunizierten Konzernstrategie „Exceeding Print“ reagieren wir auf die globalen Megatrends und führen den bereits eingeschlagenen Weg zu mehr Digitalisierung, Nachhaltigkeit und größerer Modularität konsequent fort.
Unternehmensumfeld
Neue Beschränkungen im internationalen Handel wie z. B. Sanktionen, Embargos oder Exportkontrollregime können uns zum einen den Absatz unserer Waren und Dienstleistungen in einzelnen Ländern erschweren, verteuern oder gar unmöglich machen und zum anderen zu einer Unterbrechung globaler Lieferketten führen. Durch Anpassung unserer internen Prozesse, Produkte sowie Einkaufs- und Fertigungsstrategien sehen wir hier ein geringes Risiko.
Finanzielle Risiken
Kontrahenten- und Länderrisiken
Ein besonderes Augenmerk legen wir auf Forderungsrisiken. Gerade vor dem Hintergrund der noch immer andauernden Covid-19-Pandemie werden eine steigende Zahl von Insolvenzen und Zahlungsstörungen erwartet, die aufgrund von Förderkrediten und Moratorien heute noch nicht ersichtlich sind. Überdies können sich aufgrund der zum Teil hohen Einzelprojektvolumina mit staatlichen Vertragspartnern insbesondere im Wertpapiergeschäft Risiken für Koenig & Bauer ergeben.
Für Druckbetriebe gibt es nach wie vor Hürden bei der Kreditfinanzierung von Investitionen, da Kreditvergaben in diesem Sektor nur mit einem relativ hohen Risikoaufschlag erfolgen. Im marktüblichen Maße muss Koenig & Bauer daher seinen Kund:innen vor allem im Sheetfed-Segment Unterstützung bei der Finanzierung von Maschineninvestitionen anbieten können. In diesen Fällen arbeiten wir z. B. mit Banken oder Leasinggesellschaften zusammen, mit denen fallweise kundenspezifische Risikobeteiligungen vereinbart werden.
Bonitätsprüfungen bei unseren Geschäftspartnern bzw. Kreditwürdigkeitsprüfungen bei Finanzierungsrisiken sind die Basis unseres Handelns. Gängige Maßnahmen zur Absicherung möglicher Zahlungsausfälle stellen staatliche Export-Kreditversicherungen und das Einfordern von Sicherheiten vor Leistungserstellung dar. Nach der Lieferung behalten wir uns das Eigentum bis zur vollständigen Zahlung vor. Ein proaktives Forderungsmanagement auf Einzelprojektebene stellt einen geordneten Umgang mit Kontrahenten- und Länderrisiken sicher. Für potenzielle Forderungsausfälle, Rückkaufverpflichtungen und Rücknahmen von Gebrauchtmaschinen sind ausreichend Wertberichtigungen oder Rückstellungen gebildet. Eine kundenspezifische oder geografische Konzentration von Kreditrisiken besteht nicht. Dem Management liegen regelmäßige Auswertungen zu Risiken wie Forderungen nach Fälligkeit und Regionen oder Rückkaufverpflichtungen vor. Mögliche Risikokonzentrationen können so zeitnah identifiziert und Maßnahmen rechtzeitig definiert werden. In Anbetracht der getroffenen Maßnahmen und der Erwartungen an die Marktentwicklung erachten wir das verbundene Risiko als moderat.
Zins- und Kursrisiken
Aus Währungsschwankungen und Zinsänderungen können finanzielle Risiken für die Koenig & Bauer-Gruppe resultieren. Bei Koenig & Bauer bestehen Finanzinstrumente, deren Zeitwert bzw. die daraus resultierenden Zahlungsströme vom Marktzinssatz beeinflusst werden. In ausgewählten Fällen nutzen wir derivative Finanzinstrumente zur Begrenzung bzw. Eliminierung etwaiger Risiken. Im Konzernanhang sind Art, Umfang und Marktwert der bei uns eingesetzten Finanzinstrumente ausgewiesen. Basierend auf den deutlich dominierenden Euro-Fakturierungen und den angewendeten Finanzinstrumenten leiten wir derzeit aus Währungsschwankungen geringe Risiken ab.
Risiken aus bilanziellen Bewertungen
Bei der Anwendung der Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden bestehen Ermessensspielräume des Managements. Zukünftige Entwicklungen sind zu schätzen, sofern für die Bewertung der Vermögenswerte und Schulden keine Marktpreise vorliegen. Es besteht daher grundsätzlich das Risiko, dass in den folgenden Geschäftsjahren eine Bewertungsanpassung erforderlich werden könnte. Dies betrifft beispielsweise Rückstellungen für Pensionen, deren Bewertung abhängig ist von zugrunde zu legenden Zinssätzen für die Abzinsung zukünftiger Pensionszahlungen und von künftig zu erwartenden Steigerungen von Renten und Gehältern. Insgesamt sehen wir hier ein geringes Risikopotenzial.
Liquiditätsrisiken
Das Liquiditätsrisiko beschreibt die Gefahr, bestehende Zahlungsverpflichtungen aufgrund zu geringer Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente bzw. ausgeschöpfter Kreditlinien nicht fristgerecht erfüllen zu können. Die Sicherung der Zahlungsfähigkeit erfordert vor dem Hintergrund der bestehenden gesamtwirtschaftlichen Risiken einen ausreichenden Liquiditätsrahmen. Koenig & Bauer erzielt finanzielle Mittel hauptsächlich aus Vorfinanzierung. Zusätzlich steht dem Konzern seit 2017 eine Konsortialfinanzierung aus Aval- und revolvierender Kreditlinie zur Verfügung. Vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie und damit verbunden einberufenen Förderprogrammen hat sich Koenig & Bauer im Jahr 2020 darüber hinaus mithilfe der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und den bisherigen Konsortialbanken auf eine signifikante Erhöhung der revolvierenden Kreditlinie verständigen können, um die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens sicherzustellen. Auszahlungen erfolgen vor allem für die Finanzierung des laufenden Geschäfts und des Großteils der Investitionen sowie für die Vorfinanzierung des Working Capitals. Die Avalkreditlinien werden u. a. als Sicherheiten für die Anzahlungen unserer Kund:innen benötigt.
Die Absicherung von Liquiditätsrisiken gewährleisten wir mit einer rollierenden, konzernweiten Liquiditätsplanung. Über einen täglichen Liquiditätsstatus wird die kurzfristige Zahlungsfähigkeit aller Konzerngesellschaften erfasst und gesteuert. Neben dem konzernweiten Cash-Management besteht zur mittelfristigen Liquiditätssteuerung eine in kurzfristigen Abständen aktualisierte Konzernliquiditäts- und Finanzplanung mit Berichterstattung. Dieses rollierende Planungssystem umfasst einen Zeitraum von zwölf Monaten. Darüber hinaus stellen wir im Rahmen des jährlichen Konzern-Planungsprozesses monatliche Cashflow-Rechnungen für alle konsolidierten Konzerngesellschaften für das erste Planjahr auf. Auf Basis der Planungen und der laufenden Überwachung der Zahlungsein- und ausgänge werden diesbezüglich keine Risiken gesehen. Neben der syndizierten Kreditlinie mit langfristiger Laufzeit umfasst der konzernweite Finanzierungsrahmen weitere bilaterale Kreditlinien in signifikantem Umfang. Unwägbare Zahlungsstromschwankungen im Rahmen des operativen Geschäftes können mit dem verfügbaren Finanzrahmen überbrückt werden. Die innerhalb der Koenig & Bauer-Gruppe abgeschlossenen Kreditverträge beinhalten teilweise Regelungen, die den kreditgebenden Instituten eine Steuerung des Kreditrisikos ermöglichen. Diese sogenannten Financial Covenants sind marktüblich, folgen entsprechenden Standards und sind in Abhängigkeit der gegenwärtigen als auch zukünftig zu erwartenden wirtschaftlichen Lage ausgestaltet. Auf Basis der aktuellen Planzahlen sind für Koenig & Bauer keine negativen Implikationen aus den Regelungen der Financial Covenants ersichtlich.
Zusammenfassend sehen wir keine Liquiditätsrisiken.
Operative Risiken
Risiken im Personalbereich
Unser Erfolg hängt wesentlich von motivierten, hoch qualifizierten Ingenieuren, Fach- und Führungskräften ab. Ein Risiko besteht darin, dass es uns in der aktuellen Arbeitsmarktsituation nicht gelingt, qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten sowie einen geeigneten Kreis an Führungsnachwuchskräften aufzubauen. Wir begegnen diesem Risiko mit der Gestaltung von ansprechenden, familienfreundlichen Arbeitsplätzen, einer langfristigen Bindung von Mitarbeitenden, Trainee- und Weiterentwicklungsprogrammen oder auch langfristig angelegten Entwicklungsplänen für den Fach- und Führungskräftenachwuchs. Parallel arbeiten wir in der externen Darstellung an einer Verbesserung der Wahrnehmung als attraktiver und innovativer Arbeitgeber. Zudem besteht über die Produktions-, Service- und Vertriebsgesellschaften außerhalb Deutschlands Zugang zu Fachkräften auf internationalen Arbeitsmärkten, deren Ausbaupotenzial regelmäßig überprüft wird.
Im Hinblick auf die Forderung unserer Kund:innen nach kurzen Lieferzeiten, aber auch zur temporären Abfederung von Auslastungsschwankungen in unseren Fabriken stehen Instrumente wie Arbeitszeitkonten oder Leiharbeit zur Verfügung. Bei einer fehlenden Bereitschaft unserer Mitarbeitenden zu flexiblen Arbeitszeiten oder sofern qualifiziertes Fremdpersonal für Auftragsspitzen nicht rekrutiert werden kann, besteht das Risiko, Kundenaufträge nicht zeitgerecht umsetzen zu können und dadurch Aufträge zu verlieren oder verspätet auszuliefern. In gleichem Maße besteht das Risiko, dass vorhandene Kapazitäten bei fehlenden Aufträgen zu Leerkosten führen, die wir kurzfristig durch den Abbau von Überstunden oder Leiharbeit eingrenzen können.
Unter Berücksichtigung der initiierten Maßnahmen und der aktuellen Arbeitsmarktsituation bewerten wir das Risiko als moderat.
Entwicklungsrisiken
Zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit, Erfüllung von Marktanforderungen und Gewinnung neuer Kundenkreise investiert Koenig & Bauer regelmäßig erhebliche Mittel in die Entwicklung verbesserter oder gänzlich neuer Produkte und Verfahren. Dadurch entstehen Risiken in Bezug auf die technische Umsetzung und Machbarkeit sowie auf die finale Marktakzeptanz der Neu- und Weiterentwicklungen. Insbesondere besteht das Risiko, dass die getätigten Aufwendungen nicht durch den Absatz der entwickelten Produkte und Serviceleistungen am Markt amortisiert werden können (Return-on-Investment). Den Risiken wirken wir durch einen konzernweiten Stage-Gate-Prozess mit entsprechenden Analysen der Marktbedürfnisse vor Entwicklungsbeginn, kontinuierlichen Wirtschaftlichkeits- und Risikobetrachtungen während der Entwicklung und Marketingaktivitäten im Zuge der Produkteinführung entgegen. Für nicht als werthaltig angesehene aktivierte Entwicklungskosten werden notwendige Abschreibungen vorgenommen. Die technischen Risiken reduzieren wir durch ein umfassendes Projekt- und Qualitätsmanagement sowie die praxisnahe Erprobung bei Beta-Anwendern. Aufgrund der beschriebenen risikoreduzierenden Maßnahmen und trotz des in letzter Zeit deutlich forcierten Einstiegs in neue Produkte und Märkte erachten wir die Risiken hieraus derzeit als moderat.
Beschaffungs- und Logistikrisiken
Infolge von bestehenden Unsicherheiten bei der Bereitstellung von Materialien durch unsere Lieferanten, z. B. wichtigen Elektronikbauteilen wie Halbleitern für die Steuerung unserer Druckmaschinen, Stahl, Aluminium und anderen Leichtmetallen oder auch aufgrund der andauernden Logistikengpässe lassen sich Beschaffungsrisiken nicht ausschließen. Als Folge des militärischen Angriffs Russlands auf die Ukraine ergeben sich Risiken auch angesichts der hohen Energieversorgung Deutschlands durch Russland im Hinblick auf die Energiepreise und im Extremfall auch auf die Versorgung mit Gas und Öl. Bei fehlenden Ausweichmöglichkeiten können kurzfristige Lieferausfälle zu Produktionsstillständen und eigenen Lieferverzögerungen mit negativen Auswirkungen auf die Kapazitätsauslastung und das Ergebnis führen.
Neben einem eingehenden Lieferantenmanagement, bei dem wir die Lieferqualität, -treue und wirtschaftliche Situation unserer wesentlichen Lieferanten überwachen, begegnen wir den Beschaffungsrisiken durch eine derzeit intensive Marktbeobachtung. In besonderen Fällen sichern wir unsere Teileverfügbarkeit aktuell mit über das normale Maß hinausgehenden
Vorratsbeschaffungen, die zu einer Erhöhung des Working-Capital und höheren Kosten führen. Besonderes Augenmerk legen wir bei Single-Source-Lieferanten auf die Sicherstellung von Back-up-Lösungen. Strategische Komponenten und versorgungskritische Bauteile fertigen wir selbst oder beziehen sie über dauerhaft angelegte Lieferantenbeziehungen.
Preisrisiken, die wir gegenwärtig vor allem wegen Teileknappheit und im Energiebereich sehen, begegnen wir durch ein konzernweites Warengruppenmanagement mit Bündelung von Einkaufsvolumen und durch langfristige Lieferverträge. Im Rahmen der bestehenden Lieferantenbeziehungen rechnen wir ansonsten mit keinen nennenswerten Preissteigerungen. Durch eine enge Zusammenarbeit und regelmäßige Audits mit unseren Lieferanten verbessern wir kontinuierlich die Qualität der angelieferten Teile. Die im Zuge des Lieferantenmanagements erhobenen Qualitäts- und Rückstandsquoten liegen im Bereich unserer Erwartungen. Unter Berücksichtigung der beschriebenen Maßnahmen stufen wir daher die Beschaffungsrisiken als moderat ein.
Produktionsrisiken
Mangelnde Qualität, Ausschuss und Fehlteile können in der Konstruktion, Fertigung und Montage zu Risiken führen. Eine temporär hohe Nachfrage kann auch Terminverzögerungen bei einzelnen Komponenten verursachen. Ein von Koenig & Bauer zu verantwortender Lieferverzug oder eine nicht vertragsgemäße Lieferung kann über Vertragsstrafen oder Kundengutschriften zu einer Margenschmälerung führen. Zur Qualitätssicherung verfügen wir in allen Werken und relevanten Unternehmensbereichen über dezentrale Qualitätsabteilungen. Mit kontinuierlichen Qualitätskontrollen nach standardisierten Prozessen werden Fehlerquellen systematisch analysiert und Produktionsprozesse optimiert. Die interne Terminkontrolle erfolgt über regelmäßige Terminabstimmungen und unser Berichtssystem. Mit periodischen Kostenberichten, die auf unserem Kostenrechnungssystem mit strukturierten Prozessen zur Planung, zum Forecast und zur Abweichungsanalyse basieren, nehmen wir eine Kostenkontrolle und -steuerung vor. Zur Optimierung der gesamten Lieferkette für eine nachhaltige Lieferzeitreduzierung arbeiten wir beim internen Produktionsnetzwerk an operativen und strategischen Anpassungen zur Senkung von Kosten und Durchlaufzeiten sowie zur Produktivitätssteigerung. Einen großen Einfluss auf die Ertragslage hat die Fähigkeit, die Qualitätskosten für unsere technisch komplexen Produkte weiter nachhaltig zu senken. Unter Berücksichtigung aller vorhandenen Gegenmaßnahmen sehen wir das Ausmaß der Produktionsrisiken als moderat an.
Planung, Steuerung und Kontrolle
Unsere Konzernziele und jährlichen Budgets basieren auf Annahmen, die mit Unsicherheiten verbunden sind. Im Rahmen der Vertriebsplanung werden Absatzmengen mit entsprechenden Margen als Grundlage für die Kapazitäts- und Ressourcenplanung der Gesellschaften berücksichtigt. In die Kostenplanung fließen u. a. erwartete Tarif- oder Materialkostensteigerungen sowie Einsparungen im Rahmen geplanter Verbesserungsmaßnahmen ein. Es besteht das Risiko, dass die im Rahmen unserer Planung aufgestellten Prämissen nicht vollumfänglich eintreten, gegenläufige Effekte auftreten oder die Maßnahmenumsetzung verspätet erfolgt. Neben dem ständigen Beobachten und Analysieren unseres geschäftlichen Umfelds begegnen wir dem Risiko mit regelmäßigen Planüberprüfungen bei der Forecast-Erstellung und einem effzienten Steuern unseres operativen Geschäfts sowie der strategischen Projekte.
Kurzfristige Auslastungsschwankungen in unseren Werken aufgrund volatiler Auftragseingänge können sich negativ auf die Profitabilität auswirken. Entsprechend überprüfen wir regelmäßig die erforderlichen Produktionskapazitäten und stimmen sie soweit möglich mit den kurzfristigen Absatzplanungen ab. Weiter nutzen wir Instrumente der Arbeitszeitflexibilisierung und Leiharbeit, um unsere Kapazitäten dynamisch an die Auftragslage anzupassen.
Wir sehen ein moderates Risiko darin, dass unsere Planannahmen nicht in der erwarteten Form eintreffen bzw. in der Planung berücksichtigte Einsparpotenziale nicht vollumfänglich realisiert werden können.
IT-Risiken
Die wachsende Abhängigkeit der Gesellschaft von Technologie und die steigende Vernetzung von Informationssystemen über das Internet erhöht das Risiko absichtlicher oder unabsichtlicher Schädigungen des Konzerns durch Ausnutzung von Schwachstellen in den eingesetzten IT-Produkten und IT-Systemen. Folgen eines unberechtigten Zugriffs von internen und externen Angreifern können die Störung der Verfügbarkeit der Arbeits- und Produktionssysteme sowie der Lieferketten, Diebstahl von Daten, Erpressung und Sabotage oder Imageschäden für die Koenig & Bauer-Gruppe sein. Die Covid-19-Pandemie hat den Digitalisierungsprozess nochmals deutlich beschleunigt und Innovationen wie die Änderung von Geschäftsmodellen, beispielsweise Online-Verkauf und -Service oder geänderte Arbeitsweisen wie Fernarbeit durch eigene Mitarbeitende intensiviert. Dies verstärkt den Bedarf an IT-Sicherheit und die Abwehr von Cyberrisiken. Wir begegnen diesen Risiken durch Richtlinien und definierte IT-Prozesse, Einhaltung gängiger Standards der IT-Sicherheit, verschiedenen Verteidigungslinien und der Umsetzung von IT-Sicherheitsprogrammen durch einen konzernweit tätigen Chief Information Security Offcer (CISO). Darüber hinaus besteht ein angemessener Versicherungsschutz für Cyberrisiken, der auch eine mögliche Betriebsunterbrechung mit beinhaltet.
Aufgrund der konzernweiten Implementierung des ERP-Systems von SAP entstehen für die Koenig & Bauer-Gruppe Risiken hinsichtlich der reibungslosen Abwicklung zukünftiger Geschäftsprozesse. Zur Begrenzung dieser IT-Risiken bedient sich Koenig & Bauer namhafter Softwareberater und hat eine SAP-Projektgruppe installiert. Sollte die Ablösung der Altsysteme und parallele Installation der neuen ERP-Software nicht termingerecht und störungsfrei gelingen, können Einschränkungen des operativen Betriebs oder Mehrkosten des SAP-Implementierungsprojekts erhebliche finanzielle Auswirkungen haben. Zur Reduzierung der Risiken wird die Einführung in den operativen Gesellschaften sukzessive und auf Basis einer einheitlichen Plattform durchgeführt. Aufgrund der erfolgreichen Systemumstellung in den ersten drei Gesellschaften, Erfahrungen aus ähnlichen komplexen Projekten und des in hohem Maße erfolgenden Einbezugs externer Experten sind über gewöhnliche Projektrisiken hinausgehende Gefahren nicht erkennbar. Die bestehenden IT-Risiken erachten wir insgesamt als moderat.
Infrastruktur- und Prozessrisiken
Das Risiko einer Betriebsunterbrechung kann nicht vollständig ausgeschlossen werden. Produktionsverzögerungen aufgrund von Ausfällen oder Unterbrechungen einzelner Produktionsmittel oder der technischen Infrastruktur können sich negativ auf die Produktionseffzienz auswirken und unser Geschäft spürbar beeinträchtigen. Unsere Produktionsstandorte bewerten und auditieren wir daher regelmäßig mit externer Beratung und decken Feuer-, Unwetter- und weitere Risiken mit entsprechenden Sach- und ausgewählten Betriebsunterbrechungsversicherungen ab. Im Rahmen unseres Instandhaltungsmanagements analysieren wir mögliche Schwachstellen und verbessern über vorbeugende Maßnahmen die Verfügbarkeit und Betriebssicherheit unserer Maschinen. Dadurch lassen sich ungeplante Ausfälle und Anlagenstillstände sowie die damit verbundenen Kosten begrenzen. Insgesamt betrachten wir die Infrastruktur- und Prozessrisiken als gering.
Kundenfokussierung
In unseren Endmärkten werden ein hohes Maß an Innovation und maßgeschneiderte Lösungen gefordert. Die Anforderungen und Präferenzen unserer Kund:innen unterliegen dabei einem stetigen Wandel. Es ist deshalb von entscheidender Bedeutung, technische Entwicklungen und kundenseitige Anforderungen zu erkennen und das Produktportfolio, Serviceleistungen und Vertriebsstrukturen rechtzeitig darauf anzupassen. Es besteht das moderate Risiko entgangener Umsätze, wenn veränderte Kundenbedürfnisse nicht zeitnah erkannt oder in den konzernweiten Prozessen nicht abgebildet werden.
Übernahmen und Allianzen
Im Zuge unserer strategischen Weiterentwicklung in Zukunftsmärkte kann es zu Übernahmen und Allianzen kommen. Ziel solcher Aktivitäten und Aufwendungen ist es, eine angemessene Wirtschaftlichkeit für den Konzern durch ein zukunftsorientiertes Produktportfolio sicher zu stellen. Dadurch können jedoch auch beachtliche Akquisitions- und Folgekosten hervorgerufen werden. Deshalb sind sorgfältige Analysen im Vorfeld notwendig, die häufig mit externer Unterstützung durchgeführt werden. Bei der nachgelagerten Integration von Unternehmensakquisitionen sind Risiken bei der Harmonisierung der Unternehmenskulturen oder der Zusammenführung von Prozessen und Systemen nicht ausgeschlossen, die mit Know-how-Verlust oder ungeplanten Zusatzaufwendungen verbunden sein können. Das Risiko, dass aus diesen Aktivitäten nicht vorhergesehene Kosten resultieren, bewerten wir als moderat. Dies gilt ebenso für das Risiko, dass sich die geplanten positiven Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis nicht oder nicht innerhalb des geplanten Zeitrahmens verwirklichen lassen.
Risiken der Vertragserfüllung
Bei komplexen Aufträgen im Maschinen- und Anlagenbau können Risiken in der Vertragserfüllung nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Eine von Koenig & Bauer zu verantwortende nicht vertragsgemäße Lieferung, ein Lieferverzug oder die Verletzung von Nebenpflichten kann über Vertragsstrafen oder Kundengutschriften zu einer Margenschmälerung führen. Kundenseitige Verzögerungen, wie z. B. bei der Fertigstellung von Druckereigebäuden, können den Zahlungseingang und die Ergebnisrealisierung negativ beeinflussen. Neben einem professionellen Projektmanagement und der kontinuierlichen Optimierung der internen Abstimmungs- und Qualitätssicherungsprozesse wird dem Risiko mit einer adäquaten Vertragsgestaltung begegnet, so dass wir die Risiken hieraus als gering bewerten.
Sonstige Risiken
Katastrophen und höhere Gewalt
Für Koenig & Bauer bestehen Risiken im Zusammenhang mit Epidemien und Pandemien, Natur- und Umweltkatastrophen oder sozialen Spannungen. Aufgrund unserer stark globalisierten und vernetzten Welt, können lokale Katastrophen hohe Auswirkungen auf das Geschäft der Koenig & Bauer-Gruppe haben.
Bei einer auch im Gesamtjahr 2022 anhaltenden Covid-19-Pandemie sehen wir bedeutende Risiken für die weitere Geschäftsentwicklung im Koenig & Bauer-Konzern. Die aus der Pandemie resultierenden weltweiten Gefahren und die in diesem Zusammenhang notwendigen Einschränkungen beeinflussen wesentlich das Ergebnis der Koenig & Bauer-Gruppe und können alternativ oder kumulativ zu den bereits berichteten Geschäftsrisiken, finanziellen Risiken und operativen Risiken wirken.
So erschweren beziehungsweise verhindern durch Covid-19 verursachte Beschränkungen den Abschluss von neuen Geschäften mit entsprechenden Umsatz- und Ergebniseinbußen. Erwartete Projektabschlüsse verzögern sich durch die Aussetzung von Investitionsentscheidungen bei unseren Kund:innen. Trotz der aktuell hohen Auslastung vieler Verpackungsdruckereien verschieben Kund:innen Neuinvestitionen in Anbetracht fehlender Reisemöglichkeiten und aufgrund der Unsicherheiten infolge der Covid-19-Pandemie.
Ebenso beeinträchtigen Corona bedingte Einschränkungen unsere Geschäftstätigkeit bei der Erfüllung bereits abgeschlossener Verträge, da diese auch einen großen Einfluss auf den Personalbereich haben. Es kann in unseren Produktionswerken zu Personalengpässen und Produktionsunterbrechungen oder zur Unterbrechung von Lieferketten kommen, infolgedessen Kundenaufträge nicht rechtzeitig ausgeliefert werden können. Reisebeschränkungen können den Einsatz von Monteur:innen und Servicetechniker:innen für die Aufstellung von Neumaschinen oder für Serviceeinsätze einschränken oder verhindern, da Länder bzw. Einsatzorte nicht aufgesucht werden können. Für solche Fälle sehen unsere Verträge zwar generell entsprechende Klauseln vor, die unsere Haftung bei höherer Gewalt ausschließen, dennoch besteht aufgrund fehlender Umsatzrealisierung das Risiko, dass die geplanten Umsatz- und Ergebnisziele nicht erreicht werden. Gleichfalls gefährden mögliche Personalausfälle die zeitliche Umsetzung des P24x Programms oder des SAP Einführungsprojekts.
Primär treffen wir Maßnahmen zum Schutz unserer Mitarbeiter:innen, Kund:innen und Lieferant:innen und damit auch zur Aufrechterhaltung unserer Kapazitäten und Lieferfähigkeit durch umfassende Corona-Konzepte in unseren Werken. Deshalb werden die vorhandenen Hygienekonzepte immer wieder der aktuellen Situation angepasst und die Kontakte soweit möglich reduziert. Die Angebote für mobiles Arbeiten wurden soweit ausgebaut, dass die Beschäftigten, welche in der Pandemie mobil arbeiten können, dies auch in Anspruch nehmen können. Präsenztermine sind weitgehend in den virtuellen Raum verlagert. Die neuen Anforderungen an remote Führung und virtueller Informations- und Wissenstransfer sind in den Anforderungen an Führungskräfte adressiert. Die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) und des Auswärtigen Amtes sind maßgeblich bei den weltweiten Serviceeinsätzen. Diese bergen neben einem Ansteckungsrisiko auch das Risiko einer Einschränkung der Bewegungs- und Verhaltensfreiheiten unserer Mitarbeitenden vor Ort. Dem wirken wir mit einer sehr sensibel abgewogenen Entscheidung über Außeneinsätze entgegen.
Im Service und bei Maschinenaufstellungen nutzen wir das Know-how unserer weltweiten Vertriebs- und Servicegesellschaften mit eigenen Monteur:innen, um auch bei internationalen Reisebeschränkungen vor Ort Service leisten zu können. Weiterhin bieten wir umfassende Hotline-Dienste mit unserer Videotechnologie „Visual ServiceSupport“, Fernwartungen und PressCalls als Unterstützung für unsere Kund:innen zur Aufrechterhaltung einer maximalen Maschinenverfügbarkeit an.
Im Übrigen werden unmittelbare Schäden möglicher Natur- und Umweltkatastrophen wie Elementarschäden soweit möglich und wirtschaftlich sinnvoll durch Versicherungen abgedeckt.
Rechtliche Risiken
Koenig & Bauer ist vielfältigen rechtlichen und gesetzlichen Regelungen unterworfen. Die Verletzung von Verträgen, Lizenzbestimmungen oder Schutzrechten, der negative Ausgang von Rechtsstreitigkeiten sowie die Missachtung von regulatorischen Anforderungen können erhebliche finanzielle Schäden wie Strafzahlungen, Schadenersatzzahlungen, Sanktionen oder Reputationsschäden verursachen. Bestehende und drohende Rechtsstreitigkeiten werden von uns daher kontinuierlich erfasst, analysiert, hinsichtlich ihrer juristischen und finanziellen Auswirkungen bewertet und in der bilanziellen Risikovorsorge entsprechend berücksichtigt, wenn eine Verpflichtung wahrscheinlich ist. Die Bewertung dieser Rückstellungen z. B. für Rechtsfälle ist in erheblichem Maße mit Schätzungen verbunden. Diese werden im Rahmen der vierteljährlichen Litigation-Reports fortlaufend überprüft und bei Veränderungen frühzeitig aktualisiert. Der Konzern ist nicht in Gerichts- oder behördliche Verfahren mit einem erheblichen Einfluss auf die wirtschaftliche Gesamtsituation des Unternehmens verwickelt. Insgesamt bewerten wir das Risiko negativer Einflüsse durch Rechtsstreitigkeiten und -verfahren als moderat, wenn auch den rechtlichen Risiken im Risikoprofil von weltweit tätigen Maschinenbauunternehmen generell ein gewisses Gewicht beizumessen ist. Durch den Einsatz von Standardverträgen und eine umfassende rechtliche Beratung durch interne und externe Fachleute bei außerhalb des Standards liegenden Geschäftsvorgängen wirken wir dem Risiko entgegen. Darüber hinaus ist das etablierte Compliance-Managementsystem darauf gerichtet, Rechtsrisiken frühzeitig zu erkennen und ihnen präventiv zu begegnen.
Imageschaden
Im technisch anspruchsvollen Investitionsgütergeschäft besteht immer das latente Risiko, dass durch Qualitätsprobleme, Schutzrechtsverletzungen oder ähnliche Sachverhalte ein nur schwer quantifizierbarer Imageschaden entsteht. Derzeit sehen wir keine Risiken durch einen Imageschaden.
Zusammenfassende Darstellung der Risikosituation
Auch wenn sich die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen bereits in unseren Erwartungen und Geschäftsplanungen widerspiegeln sowie wir mit dem bereits etablierten Effzienzprogramm P24x zur Steigerung unserer Wettbewerbsfähigkeit weit fortgeschritten sind, sehen wir aufgrund der geschilderten Risiken keine Veränderung der konzernweiten, übergreifenden Risikosituation in der Koenig & Bauer-Gruppe gegenüber dem Vorjahr.
Auf Basis der aktuellen Risikoeinschätzung ist aber trotz der weiter anhaltenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit Covid-19, den damit einhergehenden Risiken in den Lieferketten sowie zunehmenden geopolitischen Spannungen eine ausreichende Risikotragfähigkeit gegeben. Aus heutiger Sicht sind keine Risiken erkennbar, die – einzeln oder kumulativ – den Fortbestand des Koenig & Bauer-Konzerns gefährden könnten. Unser breit aufgestelltes Produktprogramm, ausgerichtet auf fundamental intakte Absatzmärkte, die weitere erfolgreiche Umsetzung des Effzienzprogramms P24x sowie unsere starke Marktposition und finanzielle Stabilität begrenzen das Risikopotenzial.
Mit unseren anhaltenden Anstrengungen zur Optimierung des Risikomanagements verbessert sich das Risikobewusstsein in der Koenig & Bauer-Gruppe kontinuierlich. Insbesondere ist die Sensibilität gestiegen, sich mit Risiken, deren möglichen Auswirkungen und entsprechenden Gegenmaßnahmen auseinanderzusetzen. Die detailliertere und umfangreichere Risikoberichterstattung verbessert das Verfolgen von Risikobegrenzungsmaßnahmen und damit nachhaltig den verantwortungsvollen Umgang mit Chancen und Risiken im Unternehmen.
Der Risikobericht basiert notwendigerweise auf den verfügbaren Informationen sowie Erwartungen und Einschätzungen zum Zeitpunkt der Berichterstattung und bezieht sich auf zukünftige Entwicklungen. Es ist nicht auszuschließen, dass der Konzern auch durch andere oder zusätzliche Risiken beeinflusst werden könnte, die sich der derzeitigen Kenntnis entziehen oder als nicht wesentlich erachtet werden. Zudem ist nicht auszuschließen, dass sich Risiken innerhalb des Prognosezeitraums in einer Weise verändern, die zu einer wesentlichen Abweichung der jetzigen Einschätzung führen könnten.