Brief an die Aktionäre

Sehr geehrte Aktionär:innen,
2021 war für Koenig & Bauer zugleich ein positives aber auch herausforderndes Jahr. Die vorherrschende Covid-19-Pandemie zeigte sich in unterschiedlichsten Ausprägungen im Verlauf des Jahres. Der Vorstand legte daher konsequent seinen Fokus auf den Schutz der Gesundheit aller Mitarbeiter:innen, die Unterstützung unserer Kund:innen als auch auf die
Erfüllung unserer Unternehmensziele. Dies ist uns als Team hervorragend gelungen, denn trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen wie Lieferengpässen und damit einhergehenden Material- und Energiepreissteigerungen konnten wir unsere Jahresprognose mit einem Umsatz von 1.115,8 Mio. € erreichen und mit einem EBIT von 28,5 Mio. €, was einer EBIT-Marge von 2,6 % entspricht, übertreffen.

Unser breites Produktportfolio hat sich bewährt
Zu diesem Ergebnis trug neben unserem Effzienzprogramm P24x maßgeblich unser bewährtes, breites und diversifiziertes Produktportfolio sowie unsere ausgewogene globale Präsenz bei. Mit unseren Produkten adressieren wir vor allem den strukturell wachsenden Markt für Verpackungen, der sich nicht nur pandemieresistent zeigt, sondern Wachstumschancen aufweist, denkt man alleine an das wachsende E-Commerce-Geschäft oder die steigende Nachfrage nach haushaltsüblichen Lebensmittelverpackungen. Im Banknoten- und Sicherheitsdruck deutet die aktuelle Projektpipeline auf ein weiterhin robustes Geschäftsfeld hin. Unser Servicegeschäft, das zunehmend digitaler wird, umfasste im Geschäftsjahr rund 30 % der Konzernumsatzerlöse und zeigte auch umsatz- und ergebnisseitig Wachstumstendenzen.

Sukzessive operative Verbesserung in den Segmenten führt zum Erfolg
Die Verbesserung des operativen Ergebnisses in 2021 schritt von Quartal zu Quartal voran. Ende Dezember 2021 konnten wir mit rund 807 Mio. € einen – auch im Vergleich zu den Vorjahren – hohen Auftragsbestand verzeichnen, denn unsere Kund:innen haben in Summe rund 32 % mehr bestellt als im Vorjahr. In den Segmenten zeigte sich die Erholung insbesondere ab dem ersten Quartal mit einem starken Auftragseingang im Segment Sheetfed. Im Juni folgte die zum Segment Special gehörende MetalPrint mit einem der besten Auftragseingänge in ihrer Firmengeschichte. Im Segment Digital & Webfed zeigten sich Ende Juli auch Erholungstendenzen, in Summe konnten fünf Maschinen aus der CorruCUT-Serie erfolgreich vermarktet werden. Die Maschinen sind für die hochproduktive Herstellung von rotativ gestanzten Boxen aus Wellpappe mit höchster Flexo-Postprint-Qualität konzipiert. Das zum Segment Special zählende Wertpapiergeschäft meldete sich im dritten Quartal mit einem starken Auftragseingang ebenfalls zurück. Dies zeigt, dass die Banknote gerade in der Pandemie ihren rechtmäßigen Platz als Zahlungsmittel beibehält und sich darüber hinaus auch weiter mit der virtuellen Welt verbinden wird.

Einen weiteren Durchbruch erzielte das Segment Digital & Webfed im vierten Quartal mit dem Verkauf von zwei Hochleistungsdigitaldruckmaschinen für den Verpackungsmarkt. Die RotaJET ist weltweit einzigartig und eine der leistungsfähigsten Digitaldruckanlagen auf dem Markt, auf der die verschiedensten Substrate, vom Dünndruckpapier bis zum Vollkarton, digital bedruckt werden können. Verpackungen, Dekore, Plakate, Beipackzettel, Faltschachteln, Bücher oder Kaffeebeutel – auf ihr ist fast alles möglich. Dies eröffnet unseren Kund:innen ganz neue Möglichkeiten, die es mit anderen Technologien so noch nicht gibt. Auch in den Bereich des digitalen Foliendrucks mit wasserbasierenden Farben sind wir zusammen mit einem weltweit agierenden Partner eingestiegen. Damit ist die Vielseitigkeit der RotaJET, die bisher vor allem im Dekorbereich erfolgreich etabliert war, nun auch im Verpackungsmarkt angekommen. In Summe sind mehr als 20 industrielle Singlepass-Digitaldruckanlagen von Koenig & Bauer, inklusive der HP PageWide T1190 und T1100 installiert bzw. verkauft. Weitere Fortschritte im Digitaldruckbereich konnten wir im Segment Sheetfed mit der Weltpremiere der VariJET 106 von Koenig & Bauer Durst Mitte Oktober erzielen. Sie kombiniert den Digitaldruck mit bewährten Modulen der Rapida-Plattform und wurde speziell für automatisierte, effziente, lebensmittelkonforme Drucksysteme entwickelt und bietet kürzeste Rüstzeiten, Variantenvielfalt sowie Individualisierung und ermöglicht den effzienten Druck von Kleinauflagen. Damit entspricht sie auch dem steigenden Kundenbedarf nach Nachhaltigkeit und der Fähigkeit, die Anforderungen von Markenartiklern an die Multichannel-Kommunikation, einschließlich E-Commerce, zu erfüllen. Mit der Rapida 145 und 164 haben wir eine neue Generation großformatiger Bogenoffsetmaschinen auf den Markt gebracht und bauen damit unseren ohnehin hohen Marktanteil weiter aus. Neue Produktgenerationen gibt es auch im Segment Special: Die MetalStar 4 und der alphaJET 5X setzen in ihren Märkten neue Maßstäbe.

Die Investitionsentscheidungen unserer Kund:innen zeigen, dass wir in den vergangenen Jahren sehr gute Arbeit geleistet haben und die Fokussierung auf Wachstumsmärkte wie den konventionellen und digitalen Verpackungsdruck sich auszahlt.

Effzienzprogramm P24x voll im Plan
Zielführend und erfolgreich sind auch die Fortschritte unseres Effzienzprogramms P24x, das bereits nach neun Monaten die für 2021 prognostizierten Brutto-Einsparungen erreicht hatte. Die erforderlichen Einmalkosten des über vier Jahre laufenden Programms, das neben der Effzienzsteigerung und Skalierung des Konzerns auf die langfristige Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit abzielt, konnten durch die pragmatische und am Unternehmensinteresse orientierte Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretungen an den betroffenen Standorten reduziert werden. Zudem ist es uns gelungen das Net Working Capital zu reduzieren, dies hat auch zu einer Verbesserung des Free Cashflows und der Nettofinanzposition beigetragen. Mit einer Konzerneigenkapitalquote von rund 29 % und mehr als 250 Mio. € frei verfügbaren liquiden Mitteln sind wir finanziell gut aufgestellt.

Unternehmensstrategie „Exceeding Print“ – Fokussierung auf bestehende Stärken
Die konsequente Fortsetzung der P24x-Initiativen werden sukzessive in die von uns Anfang Dezember verabschiedete neue Konzernstrategie überführt. Mit der Fokussierung auf unsere bestehenden Stärken: Nachhaltigkeit, Modularität und Digitalisierung haben wir unsere Unternehmensziele in „Exceeding Print“ zusammengefasst. Damit treiben wir die Transformation vom traditionellen Maschinenbauer zum agilen Technologiekonzern weiter voran. Abgeleitet aus den globalen Megatrends und intensiven Gesprächen mit Kund:innen und Expert:innen haben wir unsere strategische Ausrichtung für die nächsten Jahre festgelegt. Dabei führt der bereits eingeschlagene Weg zu mehr Digitalisierung und größerer Modularität nicht nur zu mehr wirtschaftlichem Erfolg in unseren Kernmärkten, allen voran dem Verpackungsdruck. Druckverfahren werden material- und energiesparender und damit nachhaltiger. Darüber hinaus treiben wir Nachhaltigkeit als größte Zukunftsherausforderung der Verpackungsbranche voran und setzten uns weitere engagierte Nachhaltigkeitsziele. Neben der Verantwortung gegenüber Kund:innen und Mitarbeiter:innen wollen wir als Mitglied der weltweit größten Nachhaltigkeitsinitiative UN Global Compact unsere ökologischen, sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung noch stärker gerecht werden. Bis 2025 streben wir eine Senkung der CO2-Emissionen in unseren Produktionswerken um 75 % an und wollen ab 2030 vollkommen CO2-neutral sein. Mit dem Bekenntnis zu unserer ökologischen, sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung geben wir ein wichtiges Signal auch an den Kapitalmarkt.

„Exceeding Print“ wie es der Name sagt, geht über den „Druck“ hinaus und beschreibt unser künftiges Handeln. Die Geschäftsmodelle des Verpackungsdrucks entwickeln sich mit hoher Geschwindigkeit weiter. Wir nehmen an, dass ein Großteil unserer zukünftigen Kund:innen heute noch nicht einmal gegründet ist. Für die Vielzahl von neuen Anforderungen werden wir Lösungen entwickeln. Wir beherrschen bereits heute als einziger Druckanlagenhersteller alle industriellen Druckverfahren auf nahezu allen Substraten – auch auf Wellpappe – und liefern Software, Anlagen und Service für komplette Druck- und Weiterverarbeitungsprozesse. Denn für unsere Kund:innen steht die Optimierung ihrer „Total Cost of Process” mehr denn je im Fokus ihrer Kaufentscheidungen. Damit sehen wir uns als „Trusted Advisor” für unsere Kund:innen und Wegbereiter für Wandel und Innovation in der Druckindustrie.

Auch das Jahr 2022 wird vom Wandel geprägt sein. Sei es im Hinblick auf die noch nicht abschätzbaren Folgen durch den Krieg in der Ukraine und der infolge erlassenen Sanktionen gegen Russland und Belarus, das nicht absehbare Ende der Covid-19-Pandemie sowie ein anhaltendes herausforderndes Beschaffungsumfeld. Daher geht Koenig & Bauer für das Geschäftsjahr 2022 beim operativen Konzernumsatz und bei der operativen EBIT-Marge von einem leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr aus. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Konzernabschlusses ist eine verlässliche Abschätzung des Ausmaßes der genannten Risiken aufgrund der damit verbundenen hohen Unsicherheiten weiterhin nicht möglich, um eine konkrete Aussage zur künftigen Entwicklung für das Jahr 2022 vorzunehmen.

Bestätigung der mittelfristigen Ziele
Koenig & Bauer bestätigt die Mittelfristziele von 1,3 Mrd. € Umsatz bei einer EBIT-Marge von mindestens 7 %, sowie die Reduzierung des Net Working Capitals auf einen Wert von maximal 25 % des Jahresumsatzes, die nach Abschluss des Effzienzprogramms P24x erreicht sein sollen.

Da während der Laufzeit des KfW-Kredits keine Dividendenausschüttungen
erfolgen können, schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung vor, den bei der Holdinggesellschaft Koenig & Bauer AG generierten Bilanzgewinn in die Gewinnrücklagen einzustellen. Zur Wiederaufnahme von Dividendenausschüttungen streben wir eine möglichst frühzeitige Rückführung des KfW-Kredits an. Denn unsere Aktionär:innen angemessen am Unternehmenserfolg zu beteiligen, ist für uns von hoher Bedeutung.

Auch in diesem Jahr wird unser Arbeitsalltag aufgrund der aktuellen Herausforderungen anders als sonst sein. Neben der anhaltenden pandemischen Lage wird dieser auch durch die Ereignisse in der Ukraine, deren volle Auswirkungen zum aktuellen Zeitpunkt nicht abschätzbar sind, beeinflusst. Koenig & Bauer ist sich seiner Verantwortung als guter Bürger, als Arbeitgeber von Menschen außerhalb und innerhalb Russlands und gegenüber seinen Kund:innen in den betroffenen Ländern bewusst und wird sich nach besten Kräften bemühen, die sich daraus ergebenden Konflikte auszugleichen und zu entschärfen. Wir sind uns aber sicher, dass unsere qualifizierten und motivierten Mitarbeitenden dies bestens meistern werden. Wir danken Ihnen für das, was Sie im Jahr 2021 geleistet haben.

Unser Dank gilt auch unseren Kund:innen, Anteilseigner:innen, Lieferant: innen und allen Geschäftspartner:innen für das Vertrauen in Koenig & Bauer. Wir freuen uns auf den Austausch mit unseren Aktionär:innen und allen anderen Stakeholdern in bewährten und neuen Formaten. Der Titel unserer ersten Geschäftsberichts-Summary lautet „Unboxing“ [ənˈbɔːkˌsɪŋ] – ein Phänomen unserer Zeit, das die Verwobenheit von digitaler und analoger Welt so gut zeigt wie kein anderes. Gemeinsam packen wir es an.

Ausgepackt haben Sie ja schon. Und wir auch, hier drinnen, mit allen Zahlen, Daten und Geschichten aus dem Geschäftsjahr 2021.

Würzburg, den 22. März 2022
Der Vorstand der Koenig & Bauer AG

Dr. Andreas Pleßke
Vorstandssprecher/CEO